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Zoologie

Wanzen-Disco lüftet Geheimnis

Neue Methode im Kampf gegen Kürbiswanzen entdeckt

Kürbiswanzen
Die knallbunt markierten Bakterien im Hinterleib der Kürbiswanzen haben gerade das größte Geheimnis der Käfer verraten. © Jason Chen

Was hier von Dunkelgrün bis Knallpink leuchtet, sind verschiedene Bakterienstämme, die im Körper dieser Kürbiswanzen leben und fluoreszierend eingefärbt wurden. Die als Pflanzenschädlinge berüchtigten Wanzen brauchen die Bakterien, um zum erwachsenen Insekt heranzureifen. Um das zu verhindern und ganze Ernten zu retten, könnte man die Jungtiere künftig von der frisch entdeckten Bakterienquelle fernhalten: dem Kot erwachsener Tiere.

Kürbiswanzen (Anasa tristis) sind in ganz Nordamerika verbreitet und zumindest unter Landwirten gefürchtet. Denn die kleinen graubraunen Schädlinge lieben Kürbisse, Gurken und Melonen. Wenn sie mit ihrem strohhalmartigen Mundwerkzeug in die Pflanzen stechen, verflüssigen sie das Gewebe mit ihrem Speichel und saugen es dann auf. Zusätzlich zu diesen offensichtlichen Schäden können die Wanzen Kürbis und Co. aber auch mit Krankheitserregern infizieren, die dann die Ernte ruinieren. Und als wäre das noch nicht genug, helfen gegen die kleinen Plagegeister noch nicht einmal Pestizide.

Nächtlicher Zufallsfund

„Kürbiswanzen sind schwer zu bekämpfen, es sei denn, man pflückt sie einzeln von den Pflanzen“, erklärt Jason Chen von der Emory University in Atlanta. Zusammen mit seinen Kollegen hat er womöglich einen Weg entdeckt, den gefräßigen Wanzen endgültig Einhalt zu gebieten. Auf diese neue Methode ist er allerdings eher durch Zufall gestoßen.

Hinter Chen lag gerade ein Tag voller Experimente an erwachsenen Kürbiswanzen, bei denen er Bakterienstämme in ihrem Körper mit einem rot fluoreszierenden Protein markiert hatte. Als er sein Labor aufräumte, verstaute er sowohl die erwachsenen Käfer als auch einige Tiere, die sich noch im Nymphenstadium befanden, in derselben Box.

„Als ich zurückkam, um das Licht auszumachen, bemerkte ich, dass sich alle Nymphen um einen der Kotflecken geschart hatten, den die Erwachsenen auf einem Papiertuch hinterlassen hatten“, berichtet Chen. „Normalerweise wandern die Nymphen viel umher, aber um diesen Kot waren sie alle stehen geblieben. Sie waren wie gebannt davon. Ich fragte mich, was dieses Verhalten zu bedeuten hatte.“

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Kot als Wachstums-Booster

Als Chen die Nymphen unter dem Mikroskop betrachtete, verstand er den Grund: Anders als zuvor leuchteten nun auch die Gedärme der Jungtiere rot auf. Sie mussten den Kot der Erwachsenen also gefressen haben und waren so in den Besitz der darin enthaltenen Darmbakterien gekommen. Was auf den ersten Blick banal erscheint, löst tatsächlich eines der größten Rätsel rund um die Kürbiswanze.

Denn die Insekten brauchen spezielle Darmbakterien der Gattung Caballeronia, um zu einem erwachsenen Käfer heranzureifen. Woher sie die Mikroben nehmen, war bislang allerdings unklar, da sie ohne sie zur Welt kommen. Doch nun zeigt sich: Die Kürbiswanzen-Nymphen fressen den Kot der erwachsenen Tiere, um die Bakterien zu bekommen, die sie zum Wachsen brauchen.

Weg für Bekämpfung geebnet

Diese neuen Erkenntnisse könnten nun womöglich dabei helfen, effiziente Strategien im Kampf gegen die Schädlinge zu entwickeln. „Jetzt können wir überlegen, wie wir diese Schwachstelle in ihrem System manipulieren können“, sagt Chen.

Denkbar wäre etwa, die Nymphen aktiv von den Exkrementen der erwachsenen Tiere fernzuhalten, zum Beispiel indem man ihre Fähigkeit hemmt, den Kot aufzuspüren. Dadurch könnten viel weniger Nymphen zu kürbisfressenden Käfern heranreifen und die Ernten wären gerettet. (Current Biology, 2023; doi: 10.1016/j.cub.2023.05.062

Quelle: Emory University

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