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Geowissen

Eine Höhle voller roter Tropfsteine

Forscher enträtseln die tiefrote Farbe der Goikoetxe-Tropfsteine

TRopfsteine
Tiefrote Tropfsteine in der "roten Kammer" der Goikoetxe-Höhle. © G.E. ADES

Blutrote Zapfen: Diese Tropfsteine in der baskischen Goikoetxe-Höhle sind nicht nur wegen ihrer tiefroten Farbe ungewöhnlich. Auch die Ursache ihrer Färbung ist nicht alltäglich. Denn im Gegensatz zu den meisten rötlich gefärbten Gesteinsformationen kommt ihre Farbe nicht von eisenhaltigen Mineralen, sondern von organischen Humusbestandteilen des über der Höhle liegenden Bodens.

Tropfsteine sind faszinierende Kunstwerke der Natur. Typischerweise bilden sich diese Steinzapfen in Kalksteinhöhlen. Dort sickert Regenwasser durch den aufliegenden Kalk, löst Calciumcarbonat aus dem Gestein und nimmt es mit. Wenn dann diese gesättigten Tropfen an der Höhlendecke austreten, bleibt beim Heruntertropfen des Wasers ein Teil des gelösten Kalks an der Decke zurück.

Im Laufe von Jahrtausenden entsteht so ein immer länger werdender Kalkzapfen – ein Stalaktit. Am Boden der Höhle wächst gleichzeitig ein Stalagmit in die Höhe – ein Zapfen, der aus dem mit dem Kalk zu Boden gefallenen Kalk entsteht. Doch diese Tropfsteine sind nicht nur faszinierende Kunstwerke der Geologie, sie tragen auch viele Informationen über das Klima und die Umweltbedingungen der Vergangenheit in sich.

Humusreste statt Eisenoxid

Dieses Foto zeigt Tropfsteine in der Goikoetxe-Höhle im Baskenland. Besonders auffällig an diesen Stalagmiten und Stalaktiten ist ihre tiefrote Farbe. Eine solche Färbung ist zwar nicht unbedingt eine Seltenheit – viele geologische Formationen sind rötlich verfärbt, wie beispielsweise viele Sandsteine. In den meisten Fällen sorgen mineralische Eisenoxide – Rost – für diese Rottöne.

Doch im Falle der Goikoetxe-Tropfsteine ist dies anders, wie nun Forscher herausgefunden haben. „Unsere Studie hat gezeigt, dass die rote Farbe der Tropfsteine auf die Präsenz von organischen Substanzen zurückgeht“, berichtet Virginia Martinez-Pillado von der Universität des Baskenlands. Ausgangspunkt dieses Prozesses ist die dichte Pflanzendecke der Landschaft über dieser Höhle. Wenn die Pflanzen zersetzt werden, entsteht Humus, der einen hohen Anteil an unlöslichen Huminsäuren und wasserlösliche Fulvosäuren enthält. Wenn diese Substanzen vom Regen bis in die Höhle gewaschen werden, färben sie die Tropfsteine rot.

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Spiegel der Vergangenheit

Das Interessante daran: Ähnlich wie die Kalkschichten im Tropfstein die vergangene Niederschlagsverteilung wiederspiegeln, gibt es auch bei den roten Farbeinschlüssen der Goikoetxe-Tropfsteine eine Art „Jahresringe“. Bestrahlt man die Gesteinsformationen mit ultraviolettem Licht, werden diese feinen Wachstumsstreifen sichtbar, wie die Forscher berichten.

Dadurch können die Tropfsteine verraten, wie dicht die Vegetationsdecke über der Höhle zu verschiedenen Zeiten war – und erlauben so auch Rückschlüsse über das Klima der Vergangenheit. „Bis jetzt war nicht bekannt, dass auch die rote Farbe der Tropfsteine auf diese Weise auf Klimaveränderungen hindeuten kann“, sagt Martinez-Pillado.

Quelle: University of the Basque Country

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