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Archäologie

Ein Flaggschiff wird durchleuchtet

Spezielle CT-Scans blicken ins Holz des 510 Jahre alten Kriegsschiffs "Mary Rose"

Mary Rose
510 Jahre alt, davon gut 400 Jahre auf dem Grund des Ärmelkanals: Die "Mary Rose" war einst das Flaggschiff des englischen Königs Heinrich VIII. © The Mary Rose Museum

Sie war der Stolz der englischen Flotte und das mächtigste Kriegsschiff von Heinrich VIII.: Die 510 Jahre alte „Mary Rose“ ist eines der berühmtesten Schiffswracks weltweit. Doch die Jahrhunderte am Grund des Ärmelkanals haben ihre Substanz geschwächt: Chemikalien aus korrodierenden Metallteilen und Bakterien drohen das Holz des 1982 geborgenen Wracks zu zersetzen. Wo die Hotspots dieses Abbaus liegen, soll nun eine spezielle Durchleuchtung enthüllen.

Den Bau dieses Schiffs gab Heinrich der Achte im Jahr 1509 selbst in Auftrag – als eine seiner ersten Amtshandlungen nach der Besteigung des englischen Throns. Denn die englische Marine war zu dieser Zeit in einem schlechten Zustand, nur zwei größere Kriegsschiffe standen zur Verfügung. Das sollte die in Portsmouth gebaute „Mary Rose“ ändern. Mit einer Länge von 45 Metern und rund 500 Tonnen Gewicht war sie eines der größten und wehrhaftesten Kriegsschiffe der Flotte. Allein für die Planken ihres Rumpfs wurden rund 600 Eichen gefällt und verarbeitet.

Nach ihrem Stapellauf im Jahr 1511 diente die Mary Rose gut 30 Jahre lang als Flaggschiff der englischen Flotte und überstand zahlreiche Seeschlachten vor allem gegen Frankreich. Doch 1543 endete ihre Karriere: Vor der Küste von Portsmouth sank sie aus nicht vollständig geklärten Gründen mitsamt ihrer rund 500 Mann starken Besatzung.

Geborgen, aber nicht aus dem Schneider

Erst Jahrhunderte später, im Jahr 1982, wurde das Wrack des berühmten Schiffs entdeckt und in einer aufsehenerregenden Aktion vom Meeresgrund geborgen. Seither liegt das 510 Jahre alte Schiff in einem eigens für sie geschaffenen Museum in Portsmouth. Doch die mehr als 400 Jahre auf dem Meeresgrund sind nicht spurlos an ihren mächtigen Eichenbohlen und -planken vorübergegangen. Von außen nicht sichtbar, droht im Inneren vieler Holzteile die Zersetzung.

Besonders gefährlich sind dabei einige chemische Verbindungen, die durch die Korrosion von Metallteilen wie Nieten, Bolzen und Nägeln oder die Tätigkeit von anaeroben Bakterien produziert wurden. Denn sie begünstigen nun auch im Trockendock den weiteren Zerfall der Holzsubstanz. „Um einen Weg zu finden, die Zersetzungsprozesse zu stoppen, müssen wir wissen, wo solche Sulfide präsent sind und um welche es sich handelt“, erklärt Kirsten Jensen von der Universität Kopenhagen.

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Fast atomgenauer Blick ins Holz

An diesem Punkt setzt ihre Forschung an: Das Team um Jensen hat eine spezielle Form der Röntgen-Durchleuchtung genutzt, um tief in die Jahrhunderte alten Holzteile des Wracks hineinzuschauen. Die Kombination aus Computertomografie und Röntgenstreuung macht nicht nur die Struktur der Materialien bis hinunter auf die atomare Ebene sichtbar, sondern zeigt auch, welche chemischen Verbindungen wo vorhanden sind.

„Der Blick in die Planken der Mary Rose liefert uns eine Fülle an Informationen, die wie nun nutzen können, um Strategien zum Schutz dieses wertvollen Kulturerbes zu entwickeln“, sagt Eleanor Schofield vom Mary Rose Trust. „Wir können nun besser verstehen, wie die Materialien auf spezifische Behandlungen und Umwelten reagieren.“ Das hilft dabei, so hofft das Team, das einzigartige Schiffswrack für kommende Generationen zu erhalten.

Quelle: Universität Kopenhagen

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