Anzeige
Informatik

Ein Klick genügt

Wie Schattenprofile entstehen

Wir müssen gar nicht Mitglied bei einem der vielen sozialen Netzwerke oder Messenger-Dienste sein – mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen dort trotzdem private Informationen über uns vor. Möglicherweise ist sogar ein unsichtbares Profil von uns hinterlegt, wie eine Art Akte. Das kann selbst dann der Fall sein, wenn wir uns sich niemals eingeloggt und niemals in die Geschäftsbedingungen des jeweiligen Netzwerks eingewilligt haben.

Soziales Netzwerk
Über die Kontakte und andere Informationen registrierter Nutzer können Social-Media-Plattformen auch persönliche Daten zu Nichtnutzern bekommen. © TCmake_photo/ Getty images

Informationen aus zweiter Hand

Das soziale Netzwerk bekommt unsere Daten indirekt: Es genügt, dass eine ausreichende große Anzahl unserer Bekannten – im Netzwerk zumeist als „Freunde“ gelistet – dort einen Account angelegt hat. Über Informationen und Kontaktadressen, die unsere Freunde im Netzwerk teilen, können ausreichend Informationen „gepuzzelt“ werden, um Rückschlüsse über uns zu ziehen. Vereinfacht gesagt: Wenn das Netzwerk weiß, dass die Mehrzahl Ihrer Freunde Handball spielt, in Konstanz wohnt und sich für Migrationspolitik interessiert, dann stehen die Chancen gut, dass das auch auf Sie zutreffen könnte.

Den Grundstein legt sehr oft der schnelle Klick, wenn das eigene Adressbuch mit dem Messenger-Dienst geteilt wird: Schon hat das Netzwerk Zugriff auf alle unsere Kontaktdaten, kann den Telefonnummern Informationen zuordnen und Verbindungen zwischen ihnen herstellen. Das Informationspuzzle ergänzt sich nach und nach durch Mitteilungen und Fotos, die unser Bekanntenkreis im Netzwerk veröffentlicht, ebenso über deren Gruppenzugehörigkeiten, Kommentare, Likes und Dislikes.

Ein Puzzle aus vielen Einzeldaten

All dies geschieht ohne bösen Willen unserer Mitmenschen und völlig unbeabsichtigt, auch wenn niemand absichtlich Informationen über uns preisgeben oder gar unsere Privatsphäre verletzen wollte. Die veröffentlichten Nachrichten müssen noch nicht einmal uns persönlich nennen. Doch aus der Summe all dieser kleinen Informationsbruchstücke aus unserem sozialen Umfeld ergibt sich ein grundlegendes Puzzle-Bild unserer Person: von unseren Interessen und politischen Überzeugungen, von unserer ethnischen Zugehörigkeit, unserem Wohnort, unserem Familienstand bis hin zu wahrscheinlichen Kaufinteressen.

Das Ergebnis ist eine Art nicht-offizielles Profil – ein „Shadow Profile“. Zum ersten Mal kamen Schattenprofile 2012 ans Licht, als sich bei einem Datenleck im sozialen Netzwerk Facebook herausstellte, dass das Netzwerk Informationen besaß, die es gar nicht hätte haben dürfen. „Schattenprofile sind aber keineswegs nur ein Facebook-Problem. Jedes soziale Netzwerk, das Kontaktinformationen sammelt, kann potenziell Schattenprofile erzeugen“, erklärt David Garcia, Professor für Social and Behavioural Data Science an der Universität Konstanz.

Anzeige
Wie Schattenprofile entstehen.© Danile Garcia

Der Informatiker ist einer der Forschenden des Centre for Human | Data | Society (CHDS) , das es sich als eines seiner übergreifenden Forschungsthemen zur Aufgabe gesetzt hat, Schattenprofile unter die Lupe zu nehmen und nach Möglichkeiten zu suchen, um den Menschen davor zu schützen. Helfen soll dabei ein multidisziplinärer Verbund, in dem Forschende aus der Informatik, der Rechtswissenschaft, den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Psychologie zusammen das Phänomen in seiner Vielschichtigkeit untersuchen.

  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Daten der Anderen: Shadow Profiles
Wie soziale Netzwerke Daten auch über Nichtnutzer sammeln

Ein Klick genügt
Wie Schattenprofile entstehen

Was wissen die von mir?
Was Schattenprofile über uns verraten

Die Rechtslage
Sind Schattenprofile illegal?

Gegen die Datenkraken
Wie lassen sich Schattenprofile verhindern?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Big Data - Mehr Daten – mehr Erkenntnis?