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Der Mensch als gestaltende Kraft

Wie unsere Spezies den Planeten verändert

Längst haben wir Menschen unseren Planeten nachhaltig und messbar geprägt: Wir verändern chemische und biologische Kreisläufe, beeinflussen das Klima, bauen ganze Landschaften und Ökosysteme um. Nach Berechnungen des US-amerikanischen Umweltwissenschaftlers Erle Ellis sind heute mindestens 75 Prozent der bewohnbaren Erdoberfläche vom Menschen überformte Natur. Er nennt diese Lebensräume Anthrome, abgeleitet vom biowissenschaftlichen Begriff der Biome.

Erde
Die Erde: Längst ist sie ein von Menschen geformter Planet. © Henrik5000/ iStock.com

Fachleute sprechen daher inzwischen von einem menschengemachten Zeitalter: Im Anthropozän gestaltet nicht mehr vorwiegend die Natur die Erde, sondern der Homo sapiens. Unsere Spezies ist demnach zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren der Prozesse im Erdsystem geworden – und hinterlässt ihren Fußabdruck sogar in den geologischen Schichten.

„Geologie der Menschheit“

Es war Paul Crutzen, der im Jahr 2000 erstmals die Idee formulierte, dass der Mensch ein neues geochronologisches Zeitalter eingeleitet haben könnte. Fünf Jahre zuvor hatte der niederländische Chemiker und Atmosphärenforscher gemeinsam mit zwei Kollegen den Chemie-Nobelpreis erhalten: für den Beweis, dass die schützende Ozonschicht der Erde durch die Emissionen menschengemachter Industriegase zunehmend ausdünnt.

Paul Crutzen
Paul Crutzen (2010): Er brachte "Anthropozän" als Bezeichnung für eine neue geologische Epoche ins Spiel. © Teemu Rajala, CC-by-sa 3.0

Zunächst sprach Crutzen auf einer Konferenz vom Anthropozän. Gemeinsam mit dem US-amerikanischen Biologen Eugene Stoermer brachte er den Begriff kurz darauf auch in einer offiziellen Veröffentlichung als Bezeichnung für eine neue geologische Epoche ins Spiel. Später sprach er im renommierten Fachmagazin „Nature“ von einer „Geologie der Menschheit“.

Eine Idee etabliert sich

Die Beobachtung, dass sich die Menschen zu einer dominierenden Kraft auf der Erde entwickelt hatten, war damals allerdings nicht neu: Bereits 1873 hatte der italienische Geologe Antonio Stoppani von einer anthropozoischen Ära geredet. Andere Forscher nutzten später Begriffe wie Anthropozoikum oder bezeichneten den Menschen als einen geologischen Agenten.

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Mit Crutzen jedoch begann sich das Konzept eines menschengemachten Zeitalters in der Wissenschaft zu etablieren – und sollte jahrelang intensiv diskutiert werden.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Das Anthropozän
Ein neues Kapitel in der Erdgeschichte?

Der Mensch als gestaltende Kraft
Wie unsere Spezies den Planeten verändert

Das Ende des Holozäns?
Warum eine neue Epoche begonnen haben könnte

Goldener Nagel gesucht
Wie sich das Anthropozän in den Sedimenten zeigt

Die Frage nach dem Anfang
Wann die neue Epoche begonnen haben soll

Mehr als Geologie
Was die Anthropozän-Debatte so besonders macht

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