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Geologie/physische Geographie

Berge aus Sand und Eis

Von Sand-, Strand-, Schnee- und Megadünen

Berge und Hügel aus Sand, messerscharfe Grate, vom Wind modelliert, endlose Dünenfelder – wenn wir an Wüste denken, sind es zuerst diese Bilder, die im Kopf entstehen. Rund 50 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche sind mit Wüsten und Halbwüsten bedeckt. Das ist etwa ein Drittel der Landfläche und ein Viertel der gesamten Erdoberfläche. Zu ihnen gehört zum Beispiel die Rub al-Chali auf der arabischen Halbinsel – mit 780.000 Quadratkilometern die größte Sandwüste der Welt.

Düne bei Sossuvlei in der Namib © Harald Süpfle, GNU FDL

Aber längst nicht alle Wüsten sind reine Sandwüsten – im Gegenteil. Selbst die Sahara, für viele der Inbegriff der sandigen Wüste, ist nur zu einem Drittel mit Sand bedeckt, der Rest besteht aus Geröll- und Steinwüste.

Dass man bei „Wüste“ trotzdem immer zuerst an „Sand“ denkt, ist ohne Zweifel der Faszination der Dünen zu verdanken. Wie von einem Ozean umgeben, fühlt sich derjenige, der die Gipfelkämme eines Dünenfelds erklimmt, wenn der umgebende Sand sich als Meer aus erstarrten Wogen bis zum Horizont zieht. Aber so wie nicht alle Wüsten Dünen enthalten, bestehen auch längst nicht alle Dünen aus lockerem Sand, sondern unter Umständen auch aus Schnee und Eis. Denn was eine Düne zur Düne macht, ist nicht das Material, aus der sie besteht, sondern ihre Vergänglichkeit: Sie ist ein Produkt des Windes, der kleinste Partikel mit sich nimmt, vor sich hertreibt, aufschichtet und oft auch wieder verweht.

Berühmte Megadünen

Über einhundert Dünenarten gibt es – rechnet man all die Namen hinzu, die die arabische Sprache für die eleganten Sandberge bereithält. Dann ergeben sich ähnlich viele Spielarten und Begriffe wie bei den Inuit für Schnee.

Mehr als 300 Meter hoch sind die berühmten Sanddünen in der Wüste Namib, die sich bis an das Ufer des Atlantiks ziehen und, je nach Sonnenstand und Wetterlage, in Dutzenden Gelb-, Rot- und Brauntönen leuchten. Die „Düne 7“ bei Sossusvlei galt lange als höchste Düne weltweit und ist eines der wichtigsten Touristenziele Namibias.

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Doch Ende der 90er Jahre entdeckten Wissenschaftler von der Freien Universität Berlin an der Grenze zwischen China und der Mongolei im Badain Jaran Shamo, einem 50.000 Quadratkilometer großem Teilgebiet der Gobi, ein Feld aus Megadünen. Die Giganten unter den Dünen dort sind 430 Meter hoch und damit die bisher höchsten bekannten Dünen der Welt.

Ebenfalls als Megadünen gelten die Hügelketten auf dem ostantarktischen Plateau. Sie sind zwar maximal nur acht Meter hoch – doch ganz und gar aus Schnee und Eis. Sie bedecken ein Gebiet so groß wie Kalifornien und haben sich innerhalb von Jahrhunderten unter dem Einfluss stetig wehender Winde gebildet. Bis zu sechs Kilometer liegen zwischen den einzelnen Dünenkämmen.

Aktive Küste

Auch in den mittleren Breiten sind Dünen durchaus nichts ungewöhnliches. Europas berühmteste und größte Düne ist die Düne von Pyla bei Arcachon in Frankreich. Sie ist 117 Meter hoch, knapp drei Kilometer lang und in der letzten Eiszeit, vor etwa 18.000 Jahren, entstanden. Hervorgegangen ist die Düne von Pyla aus ganz gewöhnlichen Küstendünen, wie es sie heute auch an der Nord- und Ostseeküste in Deutschland gibt.

Weil die Brandung an flachen Küsten stets neuen feinen Sand heranspült und kontinuierlich Wind vom Meer her weht, entsteht an vielen Küsten ein ganzer Dünensaum, der nach und nach durch Pflanzen wie Strandweizen oder Strandhafer besiedelt und damit stabilisiert wird. Bei Arcachon jedoch setzt die Meeresströmung des Atlantiks ungewöhnlich viel Sand frei. Der starke Westwind nimmt einen Großteil des Sandes vom Strand auf und hält die Düne von Pyla so aktiv. Bis zu fünf Meter wandert sie deshalb jedes Jahr weiter nach Osten und begräbt Stück für Stück den angrenzenden Zedernwaldes unter sich.

Dünen auf dem Mars

Marsdünen © NASA

Überall, wo Wind weht und ausreichend feines Lockermaterial ausgeblasen werden kann, entstehen Dünen. So waren Wissenschaftler auch nicht überrascht, auf dem Mars ähnliche Formen wie auf der Erde zu finden. Weil die Winde auf dem Mars aber etwa 40 Mal stärker sind, haben auch die Marsdünen viel größere Ausmaße. Auf dem Nachbarplaneten gelten Dünen als „normal“, die mindestens 400 Meter hoch sind und damit den größten auf der Erde entsprechen.

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Stand: 24.11.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Dünen
Wandelnde Sandberge mit Geheimnissen

„Dann bauen wir ein neues Haus“
oder – Ein Dorf stellt sich der Gefahr

Berge aus Sand und Eis
Von Sand-, Strand-, Schnee- und Megadünen

Halb fest, halb flüssig
Die Physik des Sandes

Wie im Kleinen ....
Rippeln und ihre Geheimnisse

.... so im Großen?
Dünen auf Wanderschaft

Gefangener Wind
Überraschender Fund im Tagebau

Wie ein Düsenantrieb
Wenn Dünen singen

Treibsand
Es geht auch ohne Wasser

Kleines Dünen-ABC
Von Barchan bis Transversaldüne

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