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Technik

Pharmalogistik – Herausforderungen und Entwicklungen

Arzneimittelversorgung

Apothekerin beim entnehmen einer Packung aus einem Arzneischrank
Die Pharmalogistik steht vor einigen Herausforderungen, gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen. © Aliaksandr / Adobe Stock (#316870444)

Die Pharmalogistik ist ein Bereich, der sich in den letzten Jahren und aktuell besonderen Herausforderungen stellen muss. Gleichzeitig gibt es verschiedene Entwicklungen, die die Möglichkeiten und die Effizienz in der Branche vorantreiben. Wir geben einen kurzen Überblick über die Faktoren, die aktuell für die Logistik der Pharmaindustrie relevant sind.

Kompliziertere und anfälligere Lieferketten durch verschiedene Einflüsse und Veränderungen

Die Herausforderungen für die Logistik im Pharma-Bereich sind vielseitig. Das zeigt sich allen voran bei einem Blick auf die Lieferketten. Diese sind seit der Corona-Pandemie so sensibel und anfällig für Probleme wie selten zuvor. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielseitig.

Veränderungen bei der Produktion

Zunächst sieht sich die Pharmalogistik mit dem Umstand konfrontiert, für viele Arzneimittel weitere Wegstrecken zurücklegen zu müssen. Das erhöht den Aufwand und macht die entsprechende Lieferkette deutlich anfälliger für Probleme.

Der Grund hierfür ist, dass bestimmte Wirkstoffe hauptsächlich oder nur noch in weit entfernten Ländern produziert werden – selbst wenn auf der Packung am Ende ein deutsches Label steht. Die Herstellungsorte dieser Bestandteile sind meist China oder Indien.

Diese Art der Produktion ist hier schlicht günstiger, was besonders vor dem Hintergrund der Inflation viele Hersteller zu entsprechenden Schritten veranlasst hat. Daher müssen sich die Logistikunternehmen so aufstellen, dass die weiten Wege unter widrigen Umständen realisierbar sind, was nicht immer gelingt.

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Verschiedene Einflüsse von außen

Die Anfälligkeit der Ketten kann durch verschiedene Umstände und Krisen entstehen, die kaum vorhersehbar sind. Das wohl bekannteste und dramatischste Beispiel für eine solche Situation ist die Covid-19-Pandemie.

Hier gab es aufgrund der Lockdowns und Abschottungen in einigen Ländern massive Probleme, die Versorgung sicherzustellen. Teilweise waren die Lieferketten völlig zusammengebrochen – vor allem solche, die lange Wegstrecken enthalten.

Hinzu kommen verschiedene weiteren Entwicklungen, die einen Einfluss haben können. Dazu zählen Umweltkatastrophen, unter anderem:

  • Überschwemmungen,
  • Hurrikans
  • oder Tornados.

Durch die Schäden, die dabei entstehen, sind die Lieferketten teilweise blockiert. Experten gehen davon aus, dass Katastrophen wie Überschwemmungen durch die Klimaerwärmung weiter zunehmen werden, womit die Lieferprobleme gleichermaßen präsent bleiben.

Die Havarie im Suez-Kanal und der Brexit haben die internationalen Lieferketten ebenfalls beeinflusst. Einige dieser Vorkommnisse treffen die Logistik völlig unvorbereitet, was die Problematik deutlich verschärft.

Gesetzliche Regelungen und Nachhaltigkeit

Des Weiteren gibt es neue gesetzliche Regelungen, die einerseits zwar viele Vorteile mit sich bringen, aber hinsichtlich der Versorgung mit Medikamenten neue Herausforderungen darstellen. Vor allem das Lieferkettengesetz hat eine Relevanz.

Es gilt seit dem 1. Januar 2023 in Deutschland. Der Hauptpunkt ist dabei die Verpflichtung von Unternehmen mit Sitz in der Bundesrepublik, Menschenrechtsverletzungen und ähnliches in ihren Lieferketten zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es einen gewissen Blick auf den Umweltschutz. Dieses Jahr wurde ein ähnliches Gesetz auf europäischer Ebene beschlossen.

Die Nachhaltigkeit spielt nicht nur in Gesetzen eine Rolle. Für immer mehr Verbraucher stellt sie ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung dar. Dementsprechend versuchen Firmen zunehmend, in ihrer Produktion die Umwelt zu schonen, wobei in diesem Zusammenhang auch der Transport eine wichtige Bedeutung hat.

Kunde im Gespräch mit einem Apotheker
Kunden legen einen immer größeren Wert auf Nachhaltigkeit – bei der Realisierung dieses Anspruches spielen auch die Lieferketten eine Rolle. © Gerhard Seybert / Adobe Stock (#58853827)

Mögliche Lösungen für die Herausforderungen

Hinsichtlich der Herausforderungen für die Lieferketten gibt es einige Lösungsansätze. Umfangreich dargelegt sind sie in einem Fünf-Punkte-Plan, der vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen, kurz VFA, bereits zu Beginn des Jahres 2023 veröffentlicht wurde. Darin werden einige Ideen aufgeführt, die das Potenzial haben, die Logistik in der Pharma-Industrie auf die Zukunft vorzubereiten und stabiler zu gestalten.

Transparenz und Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Ketten

Ein erster Schritt ist dabei die Transparenz. So ist es wichtig, dass zu jeder Zeit ein allgemeiner und umfassender Überblick über die gesamten Bestände von Arzneimitteln sowie die Ströme der Produkte besteht.

Daraus resultiert die Möglichkeit, Probleme rechtzeitig zu erkennen und entsprechend reagieren zu können, bevor es überhaupt zu einem Engpass kommt und den Patienten wichtige Medikamente fehlen.

Darüber hinaus soll laut dem Verband regelmäßig überprüft werden, ob eine bestimmte Lieferkette für Arzneimittel in unerwarteten Situationen standhalten kann. Ist dies nicht gegeben, kann sie verbessert, verändert und für den Ernstfall angepasst werden.

Absicherung gegen Störungen auf verschiedene Arten

Ein zweiter Punkt besteht in der Absicherung gegen Störungen der Lieferketten. Das ist auf unterschiedlichen Wegen möglich. Zum einen haben die Hersteller die Option, mit mehreren Zulieferern Verträge zu schließen. Fällt eine Kette aus, kann so auf eine Alternative zurückgegriffen werden – im besten Fall ohne, dass überhaupt ein Mangel oder ein Engpass entsteht.

Zum anderen besteht die Option, bei besonders zentralen und wichtigen Medikamenten Vorräte anzulegen, um auf einen möglichen Engpass stets vorbereitet zu sein. Dafür müssen die einige Unternehmen zumindest in Teilen ihre Geschäftsstrategie überdenken.

Nicht immer sind die eigenen Räumlichkeiten für solche eine Lagerung ausgelegt und ausreichend. Des Weiteren können zusätzliche Lager die Kosten massiv in die Höhe treiben. Allerdings gibt es für einen solchen Platzmangel eine einfache und effiziente Lösung in Form des Self Storage.

Dabei handelt es sich um ein Einlagerungshaus, in dem die Vorräte für den Notfall – und auch abseits dieser Sonderbestände – einfach und ohne großen Aufwand untergebracht werden können.

Entsprechende Anbieter wie zum Beispiel Lagerbox sind in den verschiedensten Regionen Deutschlands präsent. Zudem kann die Größe so gewählt werden, dass sie optimal zum Bedarf passt – anders als bei einer großen Lagerhalle, die unnötig hohe Ausgaben bedeuten würde.

Produktion in Europa absichern und den Standort Deutschland attraktiv machen

Wichtig ist laut dem Verband außerdem, dass die innovativen Arzneimittel nicht wie die Generika ebenfalls in anderen Teilen der Welt produziert werden. Das hätte zur Folge, dass sich die Probleme mit den Lieferketten verschärfen.

Des Weiteren regt der e.V. an, die Attraktivität des deutschen Standortes besonders für innovative Arzneimittel zu stärken. Wichtig sind dabei moderne Produktionsanlagen. Die Idee dahinter ist wohl, den Standort besonders mit einem Blick auf die Zukunft wieder wettbewerbsfähig zu machen, um mittel- und langfristig die Lieferketten zumindest für bestimmte Medikamente kurzzuhalten.

Vorteilhafte Entwicklungen im Bereich der Pharmalogistik

Daneben gibt es hinsichtlich der Pharmalogistik einige vorteilhafte Entwicklungen, die vor allem im Zusammenhang mit neuartigen Technologien stehen. Die Tools dienen dazu, die Effizienz zu steigern, sinnvoll zu planen und somit Engpässe, die nicht aufgrund von besonderen Umständen zustande kommen, zu vermeiden.

Künstliche Intelligenz soll Apotheken unterstützen

Bereits im Jahr 2022 startete eine Untersuchung eines Konsortialprojektes, die von einer Arbeitsgruppe des Fraunhofer-Instituts geleitet wurde. Sie beschäftigt sich damit, wie Künstliche Intelligenz in Apotheken bei der Bedarfsplanung einen Mehrwert schaffen kann.

Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Energie. Auch das Bayerische Verbundforschungsprogramm ist unterstützend beteiligt, zudem gibt es einige weitere Partner, unter anderem aus dem IT-Sektor. Das Projekt trägt den Namen „KIBA – KI-basierte Bestandsplanung für Apotheken“.

Im Kern geht es dabei darum, dass eine Künstliche Intelligenz anhand verschiedener Kriterien den Bedarf vorhersagt. Zu diesen Aspekten gehören:

  • die Saison,
  • Bestandskunden
  • sowie andere Muster.

Als Ergebnis bekommt die Apotheke, die das Tool nutzt, angezeigt, welche Medikamente sie aktuell bestellen soll. Das erhöht den Komfort für die Verbraucher, spart den Mitarbeitern Arbeitsaufwand und hält den Bestand passend bzw. klein. Die Technik wird zunächst getestet, des Weiteren soll geklärt werden, ob das Modell für die breite Masse der Apotheken nutzbar ist.

Apothekerin übergibt die Ware an einen Kunden
KI könnte Apotheken zukünftig bei der Bedarfsplanung unterstützen. © Syda Productions / Adobe Stock (#183493103)

Systeme, die bereits umfangreich genutzt werden

Andere technologische Systeme werden bereits jetzt umfangreich in der Logistik von Pharma-Produkten genutzt. Dabei spielen vor allem Transportmanagementsysteme eine Rolle.

Mit Kollaborationsplattformen können hier verschiedene Faktoren abgedeckt und effizient geplant werden. Das gilt unter anderem für die Echtzeit-Temperaturverfolgung sowie das Datenmanagement.

Zudem können einige Tools Vorhersagen hinsichtlich der Personal-Kapazitäten treffen, die zeitnah benötigt werden, was die Planung einmal mehr erleichtert. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Systeme und ihre Nutzung weiterentwickeln und auch in der Zukunft einen wachsenden und wertvollen Beitrag leisten werden.

Fazit

Die Pharmalogistik steht vor einigen Herausforderungen. Neben langen Lieferstrecken zählen hierzu verschiedene besondere Umstände wie die Corona-Pandemie oder Umweltkatastrophen, die die Ketten unterbrechen können. Lösungen bestehen unter anderem in einer Vorratshaltung sowie in Tests der Funktionsfähigkeit der Lieferketten bei Problemen. Andererseits gibt es einige Entwicklungen, die vorteilhaft sind. Dazu gehört der Umstand, dass KI-basierte Tools für Apotheken getestet werden. Im Bereich des Transports findet bereits jetzt ein Einsatz von hilfreicher Technologie statt, die zum Beispiel Daten analysiert oder die notwendigen Personalkapazitäten vorhersagt.

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