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Klima

Strom ohne Wasser?

Wie die Energiebranche mit der Trockenheit zurechtkommt

Wenn der Regen ausbleibt und der Pegel der Flüsse sinkt, bringt dies auch für eine weitere Branche erhebliche Probleme mit sich: die Energiewirtschaft. Denn an erster Stelle der Wasserverbraucher in Deutschland liegen die Kraftwerke. Mehr als 40 Prozent der genutzten Wassermenge geht allein an sie. Hauptverbraucher sind hier die Kernkraftwerke, gefolgt von Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke.

NIedrigwasser am Rhein
Extremes Niedrigwasser am Rhein bei Düsseldorf. © AL-Travelpicture/ iStock.com

Wegen Wassermangels gedrosselt

Die meisten konventionellen Kraftwerke benötigen Wasser für die Kühlung ihrer Systeme. Fällt jedoch der Pegel in den Flüssen und Seen, aus denen sie ihr Wasser zapfen, unter einen bestimmten Wert, ist dies nicht mehr erlaubt. Hinzu kommt, dass auch die Wassertemperatur den Kraftwerken Grenzen setzt: Steigt sie zu hoch, kühlt das Wasser nicht mehr ausreichend. Auch dann müssen die Kraftwerke ihre Leistung herunterregeln oder sogar ganz abschalten.

Schon im heißen Sommer 2003 mussten die deutschen Atomkraftwerke am Oberrhein und Neckar an einigen Tagen ihre Stromproduktion um 20 Prozent drosseln, da die Kühlsysteme angesichts von Niedrigwasser und Wassertemperaturen von 26 Grad ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen konnten. Im Sommer 2018 war dies ebenfalls bei einigen Kernkraftwerken der Fall.

Gemischte Aussichten für die Erneuerbaren

Angesichts dieser Probleme der konventionellen Kraftwerke stellt sich die Frage, ob erneuerbare Energien eine Alternative sein können. Zumindest für Sonne und Wind könnte dies der Fall sein. Denn Photovoltaik oder Windkraft kommen beim laufenden Betrieb ohne Kühlwasser oder andere Wasserzufuhren aus. Stattdessen könnte die Solarenergie vom Klimawandel sogar profitieren, wenn wie beispielsweise im Frühjahr 2020 wochenlang ein ungewöhnlich sonnenreiches Wetter herrscht. Der in dieser Periode erzeugte Strom aus Sonne und Wind erreichte neue Rekordanteile.

Doch eine weitere Quelle erneuerbarer Energie hat deutlich mehr Probleme: die Wasserkraft. Sie hatte lange Zeit einen großen Anteil an der Stromerzeugung aus regenerativen Energien, ihre Bedeutung ist jedoch seit Beginn des 21. Jahrhunderts deutlich gesunken. Nur noch rund neun Prozent des „grünen“ Stroms und drei Prozent des gesamten Stroms in Deutschland kommt aus Talsperren oder Laufwasserkraftwerken. Die meisten dieser Anlagen stehen in Süddeutschland.

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Niedergang der Wasserkraft

Fehlt es an Niederschlägen und damit an Wassernachschub, stoßen die Wasserkraftwerke schnell an ihre Grenzen. So kam das Praterkraftwerk in München im Jahr 2018 nur auf knapp die Hälfte der üblichen Leistung. Die Isar führte einfach nicht mehr genug Wasser. Bei sinkenden Pegeln in den Talsperren muss auch ihre Leistung gedrosselt werden, im Extremfall sind die Anlagen gar nicht mehr funktionsfähig. Verschärft wird dies, wenn nach einem schneearmen Winter auch das Schmelzwasser ausbleibt.

Niedrigwasserstände in Talsperren bergen jedoch noch eine weitere Gefahr: In den Rückhaltebecken bilden sich Algen, die wiederum anderen Wasserpflanzen den Boden bereiten. Damit laufen Wasserkraftwerke Gefahr, dass die Rechen verstopfen und die Anlagen funktionsuntüchtig werden. Den Betrieb trotzdem aufrecht zu erhalten, erfordert dann erhöhten Aufwand für die Reinigung und Beseitigung der Pflanzenreste.

Langfristig rechnen Fachleute bei der Wasserkraft mit einem Rückgang von weiteren vier Prozent innerhalb der nächsten 50 Jahre. Angesichts eines langfristig eher steigenden Stromverbrauchs muss dies dann durch andere Stromquellen kompensiert werden.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Auswirkungen und Lösungen für die zunehmende Trockenheit

Durst bei Pflanze und Tier
Trockenheit gefährdet Erträge und Viehzucht

Wie sich Bauern anpassen
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Wald im Wandel
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Strom ohne Wasser?
Wie die Energiebranche mit der Trockenheit zurechtkommt

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