Vor kurzem wurde das Schmerz- und Rheumamittel Vioxx, ein sogenanntes Coxib oder Cox2-Hemmer, wegen vermehrten Auftretens von Herzinfarkten vom Markt genommen. Auf dem Rheumakongress in San Antonio, USA, wurde jetzt erstmals die Studie vorgestellt, die zur Marktrücknahme geführt hatte. Die Daten reichen aber offenbar nicht aus, um zu klären, ob andere Rheumamedikamente ähnliche Nebenwirkungen zeigen könnten.
Eigentlich waren die Coxibe mit dem Anspruch angetreten, die Therapie sicherer zu machen. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Hubert Nüßlein vom Städtischen Klinikum Dresden Friedrichstadt gilt nach wie vor: „Die Coxibe schneiden vor allem bei der Magen-Darm-Verträglichkeit besser ab, verursachen deutlich seltener Magengeschwüre und Magenblutungen.“ Das sei deshalb so, weil sie im Gegensatz zu den klassischen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) den Schutz der Magenschleimhaut durch das Enzym Cox1 nicht beeinträchtigen, sondern
ausschließlich das Schmerz- und Entzündungs-Enzym Cox2 hemmen.
Neu sei die Frage nach der Herz-Kreislauf-Verträglichkeit der Langzeitbehandlung rheumatischer Erkrankungen, dazu gebe es bisher wenig gesicherte Erkenntnisse: „Richtig ordentliche Studiendaten dazu mit sehr hohen Patientenzahlen haben wir weder für Coxibe noch für NSAR“, so Nüßlein. Für ein anderes Coxib, das Celecoxib, zeigten allerdings vorläufige experimentelle Daten einen eher
entzündungshemmenden, Atherosklerose vermindernden Effekt an den Blutgefäßen. Und für den neuen Cox2-Hemmer Lumiracoxib habe die TARGET-Studie an 18.000 Patienten hervorragende kardiovaskuläre Sicherheit demonstriert. „Diese Studie lief zwar nur über 12 Monate und nicht wie APPROVe über 18 Monate. Sicherlich liefert aber die TARGET-Studie die besten Daten zur Magen-Darm- und
Herz-Kreislauf-Verträglichkeit, die bisher für Coxibe gezeigt wurden“, betonte der Rheumatologe.
Nüßlein riet Rheumapatienten und Ärzten zu verstärkter Wachsamkeit, egal, ob Coxibe oder NSAR eingesetzt werden. Besonders bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfette, Rauchen etc. und bei älteren Rheumatikern sei erhöhte Aufmerksamkeit geboten. „Was genau in den
Katalog von Überwachungsmaßnahmen gehört, muss der Arzt, eventuell der Kardiologe, entscheiden“, so Nüßlein.
(wme, 26.11.2004 – NPO)