Bei zwei weiteren Katzen aus dem Ort Schaprode auf der Insel Rügen hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) eine Infektion mit dem Virus H5N1 festgestellt. Die Fundorte liegen in der Nähe des bereits in der letzten Woche gemeldeten ersten Falles einer infizierten Katze.
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„Die beiden neuen Befunde ändern die grundsätzliche Einschätzung der Seuchensituation nicht. Auch diese Katzen hielten sich im Gebiet mit der höchsten Viruslast in Wildvögeln auf“, so der Präsident des FLI, Professor Thomas Mettenleiter. Allerdings sei Vorsicht geboten, da mit Katzen eher ein enger Kontakt zustande käme als mit Wildvögeln oder Geflügel.
Das FLI geht davon aus, dass es sich wie bei den anderen bisher nachgewiesenen H5N1 Viren auch hier um das hoch pathogene Virus Typ Asia handelt. Deutschlands oberste Tierseuchenwächter weisen noch einmal ausdrücklich darauf hin, Katzen in Geflügelpest-Schutzzonen im Haus zu halten und Hunde an der Leine zu führen. Außerdem sollten Katzenhalter grundsätzlich allgemeine Hygieneregeln beachten, wie das gründliche Händewaschen nach intensivem Kontakt mit ihren Tieren.
Mehr als 150 infizierte Wildvögel allein in Mecklenburg-Vorpommern
Neben den drei Katzen sind allein in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 150 Wildvögel an dem auch für den Menschen gefährlichen Virus gestorben. Alle Tests bei Hausgeflügel verliefen dagegen weiter negativ. Untersucht wurden bisher 3.944 Proben von Wildvögeln und Nutzgeflügel sowie 95 Proben von Säugetieren.
Auch die bislang im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg Vorpommern erfolgten Untersuchungen auf das Geflügelpest-Virus bei Fischen und in Wasserproben, die aus Küstenbereichen um die Wittower Fähre stammten, verliefen mit negativem Ergebnis.
"Das Risiko, sich mit dem hoch pathogenen Vogelgrippe-Virus zu infizieren, wird im Rahmen eines gewöhnlichen Freizeitverhaltens von Bürgern, Urlaubern und Erholungssuchenden nach wie vor als unwahrscheinlich eingeschätzt", machte Landwirtschaftsminister Till Backhaus mit Bezug auf die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse erneut deutlich.
Vogelgrippe keine Gefahr für den Badetourismus?
Um negativen Auswirkungen für die Tourismuswirtschaft zu begegnen, sprach sich der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Harald Ringstorff für eine gezielte Aufklärung und Werbemaßnahmen aus, um entstandene Ängste abzubauen. "Rügen, Mecklenburg-Vorpommern und auch alle anderen Gebiete, in denen infizierte Vögel oder andere Tiere gefunden wurden, sind als Urlaubsgebiete sicher. Im Gegensatz zur normalen Grippe, an der in jedem Jahr in Deutschland Tausende Menschen sterben, ist bei uns noch niemand an der Vogelgrippe erkrankt. Die Vogelgrippe ist und bleibt ein ernstes Thema. Aber Hysterie und Fatalismus sind hier fehl am Platz", so Ringstorff.
Unterstützung erhält Ringstorff von Professor Walter Freyer von der TU Dresden, dem Leiter des Forschungsschwerpunktes "Sicherheit in Tourismus und Verkehr". Für den Rügentourismus und die Inselgäste bestehen aus Sicht von Freyer derzeit und für die bevorstehende Saison keine Einschränkungen und Gefahren. Anders als bei früheren gesundheitlichen Krisen in jüngster Vergangenheit – wie beispielsweise SARS – gebe es bei der Vogelgrippe grundsätzlich kein erhöhtes Risiko für Menschen bei Reisen in betroffene Gebiete.
Freyer bezieht sich bei seiner Einschätzung auch auf Aussagen des Robert-Koch-Instituts Berlin sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach für Menschen auch dann keine Gefahr in Reisegebieten bestehe, wenn tote Vögel nicht sofort eingesammelt werden können oder nicht entdeckt werden. Das Virus überträgt sich weder über das Wasser noch über die Luft.
Tauben füttern „out“
Unterdessen hat eine Studie des Meinungsforschungsinstituts emnid im Auftrag der Zeitschrift Bildwoche ergeben, dass die Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland das Leben der Bundesbürger erheblich beeinflusst. Nach den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage bei 1.005 Befragten vermeiden 45 Prozent mittlerweile jeden Kontakt zu Wildvögeln wie Enten, Tauben usw., zwölf Prozent essen kein Geflügel mehr und zehn Prozent lassen ihren Hund grundsätzlich nur noch an der Leine nach draußen. Aber: Immerhin 47 Prozent der Deutschen sagen: Die Vogelgrippe bereitet mir keine Sorgen.
(FLI, Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, Bildwoche, Technische Universität Dresden, 09.03.2006 – DLO)