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Paläontologie

Baby-Triceratops entdeckt

Knochenkragen und Hörner bereits angelegt

Schädel des Baby-Triceratops © Mark Goodwin, UC Berkeley Museum of Paleontology

Mit seinen tennisballgroßen Augen, der kurzen Schnauze und den knubbeligen Hörnchen war es vermutlich richtig niedlich – das Triceratopsjunge. Zumindest in den Augen seiner Mutter, einem mit drei großen Hörnern bewehrten, zehn Tonnen schweren Dinosaurier. Wissenschaftler haben jetzt den jüngsten jemals gefundenen Schädel eines Triceratops untersucht und so erstmals Einblick in die „Kinderstube“ der Dinos erhalten.

Triceratops horridus lebte vor rund 144 bis 65 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Nordamerika. Gemeinsam mit ihren asiatischen Verwandten besaßen sie mit die größten Schädel aller landlebenden Tiere ihrer Zeit. Bei ausgewachsenen Tieren wurde allein der Schädel mehr als 1,80 Meter lang, die drei 90 Zentimeter langen Hörner und ein gut zwei Meter breiter Knochenkragen vergrößerten den mächtigen Kopf des knapp acht Meter langen Riesen noch. Demgegenüber nahmen sich die nur knapp 90 Zentimeter großen Triceratops-Babys geradezu winzig aus.

Schädelfragmente mit charakterischem Knochenkragen

Der Schädel des Triceratops-Jungen wurde 1997 gemeinsam mit einigen Wirbeln und knochigen sehnen vom Amateurfossiljäger Harley Garbani in der Hell Creek Formation in Montana gefunden. Garbani war zunächst der Meinung, er habe Schädelfragmente eines rundköpfigen Pachycephalosauriers entdeckt und schickte Fotos und später die Knochen selbst an Mark Goodwin, einen Paläontologen an der Universität von Kalifornien in Berkeley.

Doch Goodwin erkannte sofort, dass es sich bei diesem Fund um eine Sensation handelte: Die am Schädel angrenzenden Knochen gehörten eindeutig zum charakteristischen Knochenkragen eines Triceratops – aber eben eines sehr jungen. Er rekonstruierte aus den 67 bis 68 Millionen Jahre alten Fragmenten den Schädel und Unterkiefer des Dinosauriers – nur Nase und Schnauze fehlen. Die Ergebnisse seiner Studie sind in der Fachzeitschrift Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht.

Hörner nicht nur zum Rivalenkampf

Schädel von jungem und ausgewachsenem Tieren © Steve McConnell/UC Berkeley NewsCenter

Der kleine Schädel, der erste seiner Art, verrät den Forschern eine Menge über das Wachstum der Dinosaurier, ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen, darunter auch, welche Funktion die Kopfanhänge überhaupt hatten. “Der Baby-Triceratops bestätigt unser Argument, dass die Hörner und Kragen der Schädel wahrscheinlich eine andere Funktion als den Wettbewerb unter Rivalen oder Imponiergehabe bei der Partnerwahl haben, wie viele bisher vermuteten“, erklärt Goodwin.

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Denn schon der „Jährling“ wie Goodwin den Schädel bezeichnet, besaß diese Kopfanhänge bereits – in einem Alter, in dem Rivalenkämpfe und sexuelle Verhaltensweisen noch keine Rolle spielen. „Wir postulieren, dass die Hörner und Kragen genauso wichtig waren für die Arterkennung und visuelle Kommunikation dieser Tiere“, so der Forscher.

Bunte Hornhaut und flexible Hirnschale

Doch auch weitere Einblicke lieferte der Schädel bereits: So zeigt er Gruben in seiner Oberfläche, in denen Blutgefäße entlang gelaufen sein müssen. Aus ihnen schließen die Forscher, dass die Kopfoberfläche des Baby-Dinos von einer harten Hornschicht überzogen sein könnte, und dass diese wahrscheinlich sogar in leuchtenden Farben eingefärbt war. Ähnlich wie heute die Federn bei den Nachfahren der Dinosaurier, den Vögeln.

Die Hirnschale des Baby-Triceratops unterschied sich auch deutlich von der eines Erwachsenen. Versteckt unter den knochigen des Schädels ist das nur haselnussgroße Gehirn des Babys von noch nicht verschmolzenen Knochen umgeben. Sie erlauben weiteres Hirnwachstum. Bei den Erwachsen sitzt das kartoffelgroße Hirn in einer festen, nicht mehr veränderlichen Hirnschale. „Der Babyschädel zeigt uns, wie die Knochen des Schädels zusammenwuchsen, weil wir die Nähte und Nahtoberflächen hier noch deutlich sehen, die bei den Erwachsenen komplett verschwunden sind“, erklärt Goodwin.

Wegen des guten Erhaltungszustands der Knochen und fehlenden Kauspuren nehmen die Wissenschaftler an, dass das Baby nach seinem Tode entweder von Erde oder Geröll überdeckt wurde, bevor Aasfresser an ihm nagen konnten oder sie durch Wasser erodierten. „Es ist ein unglaubliches Exemplar, in wunderbarem Zustand“, schwärmt der Paläontologe. Abgüsse des rekonstruierten Schädels werden inzwischen im amerikanischen Naturkundemuseum und dem Rocky Mountain Museum in Montana, der Fundregion des Baby-Triceratops ausgestellt. Goodwin führt derzeit weitere Ausgrabungen in der Lower und Upper Hell Creek Formation in Montana durch.

(UC Berkeley, 08.03.2006 – NPO)

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