Die EU will gefährdete Haifischbestände erhalten. Das ist zumindest das Ziel eines gestern von der EU-Kommission verabschiedeten Aktionsplans. Dieser umfasst neben Aktionen zur Erholung gefährdeter Haibestände auch Maßnahmen zur besseren Erforschung der Tiere und der Haifischereien. Sie sollen dort greifen, wo die EU-Flotten tätig sind – innerhalb und außerhalb der europäischen Gewässer.
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„Haie sind durch Überfischung besonders gefährdet. Die Dezimierung ihrer Bestände kann sehr ernste Folgen haben und zwar für ganze Meeresökosysteme und auch für die Fischer“, erklärte dazu EU-Fischereikommissar Joe Borg. „Deshalb haben wir heute diesen Aktionsplan aufgestellt. Er sieht einen stärker auf dem Vorsorgeprinzip beruhenden Ansatz für die Bewirtschaftung der Fischereien vor, in denen Haie gefangen werden, und er fördert die umfangreiche Forschung, die nach wie vor notwendig ist, um die Bedeutung der Haie für das Leben in unseren Ozeanen und die möglichen Auswirkungen der Fischerei wirklich verstehen zu können.“
Auch Rochen und Seekatzen besser schützen
Der EU-Aktionsplan sieht zudem einen Mix von Schutzmaßnahmen vor. So soll die Fischerei in typischen Laichgebieten begrenzt werden, um den Nachwuchs nicht zu gefährden. Mittelfristig will die EU auch den enormen Beifang von Haien in den Griff bekommen. Vorgesehen sind selektivere Fangmethoden, um den unerwünschten Beifang zu vermeiden und ein Verbot, dennoch gefangene Haie wieder über Bord zu werfen. Schon 2008 hatte die EU beschlossen, die Fangmenge für bedrohte Tiefsee-Haie bis 2010 schrittweise auf Null zu reduzieren.
Der Plan gilt für nicht nur für die Haie selbst, sondern für alle Knorpelfische wie zum Beispiel Rochen und Seekatzen, insgesamt für mehr als 1.000 Arten. Sie kommen in allen Meeren und Ozeanen und vor allem im Nordatlantik vor, wo über 50 Prozent der Haifänge getätigt werden. Die Haifischerei hat seit Mitte der 80er Jahre stark zugenommen, hauptsächlich wegen der wachsenden Nachfrage nach Haiprodukten wie Flossen.
13 Millionen Haie als Beifang
Nach neuen Zahlen der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF ist der legale Haifischfang zwischen 1984 und 2004 von 600.000 auf 840.000 Tonnen im Jahr angestiegen. Hinzu kommen schätzungsweise 13 Millionen Haie, die pro Jahr als ungewollter Beifang in der Fischerei verenden.
Wegen ihrer langen Lebenszeit, der späten Geschlechtsreife und niedrigen Reproduktionsraten sind diese Arten aber durch Überfischung besonders gefährdet.
WWF: Guter Tag für die Jäger der Meere
Der WWF begrüßte in einer ersten Stellungnahme den in Brüssel vorgestellten EU-Aktionsplan zum Schutz der Haie. „Das ist ein guter Tag für die Jäger der Meere“, sagte WWF-Meeresexperte Stephan Lutter. In den europäischen Gewässern seien 40 Hai- und Rochenarten heimisch.
Schutzgebiete für Kinderstuben
Der WWF forderte die EU auf, den Aktionsplan ohne Abstriche und zügig umzusetzen. „Die Bedrohung ist massiv, für viele Hai-Arten läuft die Uhr ab“, so Lutter. Der WWF fürchtet, die Umsetzung der EU-Beschlüsse könnte fünf Jahre oder mehr in Anspruch nehmen. Die Umweltschützer fordern weiterhin eine Verpflichtung für EU-Länder, Haifänge und Beifänge zu melden, um die Situation der Bestände besser erfassen zu können. Das ist derzeit nur als freiwillige Maßnahme vorgesehen.
Schließlich setzte sich der WWF für schärfere Kontrollen an Bord der Fischtrawler ein. So soll auch das schon länger geltende Verbot, Haien bei lebendigem Leib die Flosse abzuschneiden und sie dann wieder über Bord zu werfen – Finning – besser kontrolliert werden. Damit Haie und Rochen eine Zukunft haben, müssen zum Beispiel in der Nordsee Schutzgebiete für ihre Laichgründe und Kinderstuben eingerichtet werden.
„Wir hoffen jetzt auch auf eine globale Haischutz-Initiative der EU“, so Lutter. Nur so könnten die Jäger der Meere innerhalb und außerhalb europäischer Gewässer dauerhaft geschützt werden.
(EU-Kommission/WWF, 06.02.2009 – DLO)