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Biologie

Naturwunder: Mini-Seepferd und Haarspray-Bakterien

Top Ten der ungewöhnlichsten neu entdeckten Arten des Jahres 2008 gekürt

Das Miniseepferd Hippocampus satomiae ist nur 11,5 Millimeter hoch © University of Arizona

Welches sind die ungewöhnlichsten und Aufsehen erregendsten Arten, die im Jahr 2008 neu entdeckt worden sind? Wissenschaftler eines internationalen Taxonomen-Komitees habe nun diese Frage beantwortet und die Top Ten für das letzte Jahr gekürt. Darunter sind so seltsame Tiere wie ein erbsengroßes Seepferdchen oder Bakterien, die im Haarspray leben.

Das International Institute for Species Exploration an der Arizona State University und ein internationales Komitee von Taxonomen – Wissenschaftlern, die sich mit der Systematik des Lebens beschäftigen – haben die Top Ten Arten für das Jahr 2008 gekürt und den alljährlichen Statusbericht der „beobachteten Arten“ veröffentlicht. Diese Berichte sind Teil der Bemühungen, das öffentliche Bewusstsein für die Artenvielfalt und ihren Schutz zu fördern.

Erst ein Bruchteil der tatsächlichen Vielfalt entdeckt

Seit Carolus Linnaeus im 18. Jahrhundert das moderne System für de Benennung und Einordnung der Organismen entwickelte, sind rund 1,8 Millionen Arten neu beschrieben worden. Nach Ansicht von Wissenschaftlern ist dies jedoch nur ein Bruchteil der tatsächlichen Artenvielfalt. Sie schätzen die Artenzahl auf zwischen zwei und 100 Millionen, höchstwahrscheinlich aber auch rund zehn Millionen Spezies. Die meisten in der Neuzeit neu entdeckten und systematisierten Arten gehören zu den wirbellosen Tieren.

„Den meisten Menschen ist nicht klar, wie unvollständig unser Wissen über die irdischen Arten ist”, erklärt Quentin Wheeler, Entomologe und Direktor des International Institute for Species Exploration aan der Arizona State University. „Wir sind umgeben von einer solchen Fülle von Biodiversität, dass wir sie oft als selbstverständlich ansehen.“

Mini-Seepferd und Riesenpalme

Unter den zehn besonders ungewöhnlichen Neuentdeckungen des vergangenen Jahres ist ein winziges Seepferdchen, Hippocampus satomiae, das gerade einmal 11,5 Millimeter groß ist. Die Zwergenart wurde nahe der Insel Derawan in Indonesien entdeckt. Nicht klein, sondern riesig groß ist eine weitere Top Ten-Art, die Palme Tahina spectabilis. Das große Gewächs blüht sich buchstäblich zu Tode: Es steckt seine gesamte Kraft in eine große, spektakuläre Blütenpracht. Nach der Fruchtreife jedoch fällt die Pflanze zusammen und stirbt.

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Weniger als hundert Einzelexemplare existieren davon in einem kleinen Gebiet im Nordwesten Madagaskars. Daher wurden schon kurz nach ihrer Entdeckung die Samen gesammelt und zum Zwecke der Erhaltung und Zucht verteilt. Ebenfalls unter den Top Ten gelandet ist eine von Natur aus koffeinfreie Kaffeepflanze aus Kamerun. Coffea charrieriana ist die erste ihrer Art, die in Zentralafrika entdeckt worden ist.

Seltsame Haarspray-Bewohner

Reichlich ungewöhnlich ist auch Microbacterium hatanonis: Dieses Bakterium gedeiht offensichtlich bestens in handelsüblichem Haarspray und wurde dort von japanischen Forschern entdeckt. Seine extreme Toleranz und außergewöhnliche Ernährung brachte es unter die ersten Zehn der neuen Arten.

Längstes Insekt und kleinste Schlange

Ebenfalls vertreten ist das längste Insekt der Welt mit einer Körperlänge von 36,6 Zentimetern. Phobaeticus chani, so der wissenschaftliche Name, gehört zu den Gespenstschrecken und lebt auf Borneo, Malaysia. Den Rekord des kürzesten Vertreters seiner Gruppe stellt dagegen die Barbados-Fadenschlange auf. Leptotyphlops carlae misst gerade einmal 104 Millimeter und gilt damit als kleinste bekannte Schlange der Welt.

Die Schale der Schnecke Opisthostoma vermiculum ist um vier Achsen gedreht. © Reuben Clements

Seinem sehr ungewöhnlichen Haus verdankt die malaysische Schneckenart Opisthostoma vermiculum ihre Position auf der Top Ten-Liste. Ihre Schale ist um gleich vier Achsen verdreht und ist damit ein Beispiel für eine einzigartige morphologische Evolution, so die Forscher. Die Schnecke lebt auf einem Kreidehügel-Habitat in Malaysia.

Ältestes lebendgebärendes Wirbeltier

Ungewöhnlich ist auch die Präsenz eines fossilen Tieres auf der Liste: Materpiscis attenboroughi lebte vor rund 380 Millionen Jahren. Der seltene und gut erhaltene Fund aus Westaustralien zeigt einen Fisch, der gerade Junge gebärt – und ist damit wahrscheinlich das älteste bekannte lebendgebärende Wirbeltier.

(Arizona State University, 26.05.2009 – NPO)

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