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Materialforschung

Nanofasern aus Viren

Elektronik zum Anziehen

Viren lassen sich leicht dazu bringen, geordnete Muster zu bilden und Bindungen mit fast beliebigen anorganischen Stoffen einzugehen. Auf dieser Grundlage könnten am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA Materialien mit ganz neuen Funktionen entstehen.

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Im Labor von Angela Belcher am MIT werden zurzeit erste von harmlosen Viren gebaute Elektronik-Komponenten erzeugt. So kann die Professorin für Materialwissenschaften und Bioingenieurswesen bereits eine hauchdünne Faser aus Viren vorweisen, die unter UV-Licht rot leuchtet. Verantwortlich für diesen Effekt sind winzige Halbleiter-Kristalle, so genannte Quantenpunkte. Die für die Faser verwendeten Viren wurden genetisch so verändert, dass sich jeweils hunderte Quantenpunkte an sie anlagern.

Um Milliarden von Viren zu Fasern zu verbinden, verwendet Belcher eine „Spinning“ genannte Methode: Die Viren werden schlicht mithilfe einer Spritze in hoher Konzentration in eine Lösung injiziert, wo sie sich ohne weitere äußere Einwirkung miteinander verbinden. Die Geschwindigkeit des Spritzens beeinflusst dabei den Durchmesser der Faser, so das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

Jahrzehnte bis zur Marktreife?

Anorganisches Material für die Beschichtung kann vor oder nachdiesem Prozess dazugegeben werden. Dazu werden die Viren in einem automatisierten Trial-and-Error-Verfahren jeweils so genetisch verändert, dass sie sich an den gewünschten Stoff binden.

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Nach Einschätzung von Experten dürfte es aber noch Jahrzehnte dauern, bis Produkte auf Grundlage dieser Technologie auf den Markt kommen. Trotzdem interessieren sich etwa Forscher der US-Armee schon jetzt dafür: Ihnen schweben Uniform-Stoffe vor, die als Sensoren für biologische oder chemische Waffen funktionieren. Auch Solarzellen und Akkus für die Stromversorgung anderer Geräte ließen sich mithilfe der Viren-Fasern fest in Kleidung integrieren.

(Technology Review, 22.11.2007 – DLO)

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