Ein körpereigenes Eiweiß schützt gegen schwere Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Dies hat jetzt ein internationales Forscherteam herausgefunden. Die Wissenschaftler berichten über die Ergebnisse ihrer neuen Studie im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
Die Forscher um Professor Thomas Brunner vom Institut für Pathologie der Universität Bern konnten in Zusammenarbeit mit französischen Kollegen zeigen, dass das Protein LRH-1 bei der Entstehung von entzündlichen Darmkrankheiten eine Schlüsselrolle spielt. Das Eiweiß reguliert die Bildung von entzündungshemmenden Hormonen im Darm. Tests der Wissenschaftler haben gezeigt: Mäuse ohne LRH-1 im Darm haben eine reduzierte Produktion dieser Hormone und sind deshalb anfälliger für entzündliche Darmerkrankungen.
Entsprechend dieser Resultate zeigten Gewebeproben von Patienten mit Morbus Crohn und chronischer Dickdarmentzündung, dass in diesem erkrankten Gewebe die Menge des entzündungshemmenden LRH-1 reduziert war.
Eigenschutzkräfte des Darms stärken
„Diese Studien zeigen, dass der Darm eine bisher unbekannte Art der Selbstregulation hat“, erklärt der Pathologe Brunner. Bei entzündlichen Darmerkrankungen fehle diese Regulation offenbar.
„Durch ein besseres Verständnis der Hormon-Produktion im Darm hoffen wir, eine Therapie zu entwickeln, welche die entzündungshemmende Selbstregulation in Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn und chronischer Dickdarmentzündung wiederherstellt“, so Brunner weiter.
Erfolgreiche Kooperation
Bereits früher hatte die Berner Gruppe entdeckt, dass gewisse entzündungshemmende Hormone, so genannte Glucocorticoide, nicht nur in der Nebenniere, sondern auch im Darm produziert werden und so zum immunologischen Gleichgewicht in diesem Organ beitragen.
Die französischen Forschenden hatten hingegen einen Zusammenhang zwischen LRH-1 und Morbus Crohn sowie anderen Krankheiten vermutet. Beide Gruppen haben nun ihre Erkenntnisse zusammengetragen und den Nachweis erbracht, dass LRH-1 einen Schutz gegen enzündliche Darmerkrankungen bietet.
(idw – Universität Bern, 01.08.2007 – DLO)