Der fast ausgestorbene Biber hat sich in Deutschland so prächtig erholt, dass inzwischen allein aus Bayern etwa 850 Tiere in andere europäische Länder gebracht worden sind. Schätzungen zufolge gibt es fast wieder 20.000 Biber in Deutschland. Die jährliche Zuwachsrate in der Population beträgt zwanzig bis dreißig Prozent.
Vor 50 Jahren war das größte europäische Nagetier in Deutschland praktisch ausgestorben. Strenger Schutz für Tiere und ihre Bauten ließen den Bestand wieder steigen. Seit ein paar Jahren vermehrt sich der Biber so kräftig, dass ihn viele als Plage sehen. Denn der Nager zerwühlt Deiche, siedelt in Kläranlagen, und beim Bau seiner stattlichen Burgen staut er das Wasser – bis plötzlich Keller überflutet sind.
Wie die ZEIT schreibt, versuchen hunderte ausgebildete, meist ehrenamtliche Biber-Berater in Deutschland, die Konflikte zwischen Mensch und Tier zu entschärfen. Nicht-integrierbare Nager werden erschossen oder abgeschoben. Am Karfreitag reisen die nächsten zwanzig Exemplare nach Bosnien aus.
Für Unmut in der Bevölkerung sorgt der Staat, der zwar die Wiederansiedelung unterstützte, aber nicht für Schäden aufkommt. Anders in der Schweiz: Die Eidgenossen zahlen in vielen Fällen Ersatz für Biberschäden. Dabei wurde das bis zu 1,35 Meter lange Tier einst heiß geliebt: als virtuoser Taucher mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen und flossenartigem Schwanz zählten ihn die Katholiken lange zu den Fischen – so konnte Meister Bockert auch an Fastentagen sündenfrei verputzt werden.
(Die ZEIT, 12.04.2006 – AHE)