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Medizin

Mit Antikörpern gegen Eierstockkrebs

Neue Perspektive für die Behandlung des Ovarialkarzinoms

Bestimmte Antikörper können das Wachstum von Krebszellen und die Ausbreitung von Tumoren bei Eierstockkrebs verhindern. Das haben jetzt Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums und der TU München bei Untersuchungen an Zellkulturen und im Tierversuch an Mäusen herausgefunden. Auch der Umfang der Bauchwasserbildung wurde stark gesenkt. Eine Entwicklung entsprechender Antikörper für den Menschen und umfangreiche klinische Tests sind für die nahe Zukunft geplant.

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Das Ovarialkarzinom ist eine bösartige Veränderung der Eierstöcke, an der in Deutschland jährlich circa 8.000 Frauen, meist zwischen 45 und 65 Jahren, erkranken. Das Erkrankungsrisiko wird durch familiäre Prädisposition, Kinderlosigkeit und späte Geburten erhöht. Da die Symptome unspezifisch sind, werden die Erkrankungen meist erst entdeckt, wenn sich im Bauchraum bereits Metastasen und Bauchwasser gebildet haben. Die Behandlung des Eierstockkrebses erfolgt meist operativ und durch unterstützende Chemotherapie – allerdings mit mäßigem Erfolg im fortgeschrittenen Stadium.

Ansatzpunkt für neue Therapie

Der viel versprechende Ansatzpunkt für eine neue Therapie ist nach den Ergebnissen der Forscher um Professor Dr. Hans-Peter Altevogt vom Deutschen Krebsforschungszentrum und Professor Dr. Achim Krüger von der der TU München sowie dem Paul Scherrer Institut in der Schweiz ein Membran gebundenes Protein, das Adhäsionsmolekül L1. Es arbeitet mit anderen Zelladhäsionsmolekülen und -rezeptoren zusammen. Die dadurch in Gang gesetzte Signalkaskade führt zur Zelldifferenzierung, -ausbreitung und bei entarteten Zellen zur Abwanderung und Invasion.

Aufmerksam auf das Protein wurden die Forscher, als ein Zusammenhang zwischen L1-Überangebot und der Tumorausbreitung beim Ovarialkarzinom entdeckt wurde. Auch verschiedene andere Krebsarten, wie Nieren- und Dickdarmkarzinom, produzieren während des Tumorwachstums und der Metastasierung verstärkt L1. Gelöstes L1, das in Serum und Bauchwasser beim Uterus- und Ovarialkarzinom abgegeben wird, fördert seinerseits die Mobilität der Zellen und die Tumorentwicklung.

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Gute Wirkung bei Nacktmäusen

Die Forscher um Altevogt beobachteten die Wirkung gegen L1 gerichteter Antikörper auf die Entwicklung L1-positiver Tumorzelllinien in Kultur und die Ausbreitung des Ovarialkarzinoms in infizierten, immunschwache Nacktmäusen. In beiden Fällen verringerte sich das Wachstum der Tumorzellen. Im Organismus wurde durch die AK-Gabe die Tumormenge bis zu 63,5 Prozent, die Bauchwasserbildung bis zu 75 Prozent gesenkt. Im Vergleich zur Kontrolle verbesserte sich der Gesundheitszustand der behandelten Mäuse merklich.

Die Antikörper binden sowohl die Membran gebundene, als auch die gelöste Form des Adhäsionsmoleküls, drosseln das Wachstum der Tumorzellen und verhindern durch Quervernetzungen die Abwanderung und Anheftung.

Diese Studie sei der erste Schritt zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien des Ovarialkarzinoms durch eine effiziente Hemmung des Tumorwachstums und der Metastasierung mit L1-Antikörpern, prognostizieren die Wissenschaftler in ihrem Artikel, der im Cancer Research publiziert wurde.

(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 18.01.2006 – DLO)

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