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Neurobiologie

„Alte“ Gehirne lernen anders

Mechanismus für die Speicherung von Informationen unterscheidet sich von jungen Gehirnen

Das Gehirn älterer Menschen, die noch „fit“ sind, verarbeitet und speichert Erinnerungen offenbar anders als junge Gehirne. Erste eindeutige Belege dafür haben Forscher in einer Studie an Ratten herausgefunden und berichten darüber jetzt in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience.

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Sollte dieser Unterschied in den Gedächtnisprozessen auch bei menschlichen Gehirnen auftreten, könnte nach Ansicht der Wissenschaftler der Johns Hopkins Universität im amerikanischen Baltimore wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Therapien und prophylaktischer Maßnahmen gegen das Nachlassen der Gehirnleistungen im Alter, beispielsweise durch Demenzerkrankungen liefern. Bisher galt hier immer das junge Gehirn als das Referenz-Modell – möglicherweise zu Unrecht, wie sich jetzt herausstellt.

„Wir haben festgestellt, dass ältere Ratten mit gut erhaltenen kognitiven Fähigkeiten biologisch nicht äquivalent zu jungen Ratten sind. Dies betrifft einen Teil der grundlegenden Maschinerie, die die Neuronen nutzen um Information im Gehirn zu kodieren und zu speichern“, erklärt Michela Gallagher, eine der Hauptautorinnen der Studie.

Gemeinsam mit ihren Kollegen Alfredo Kirkwood, Sun Seek Min und Hey-Kyoung Lee verglich sie die Gehirne von sechs Monate alten Ratten mit denen zwei Jahre alter Tiere, die als Jungtiere verschiedenen Aufgaben gelernt hatten und diese immer noch beherrschten. Außerdem wurden auch Gehirne gleichaltriger, aber nicht mehr so lernfähiger Ratten für die Untersuchung herangezogen.

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Die Forscher analysierten insbesondere die für das Gedächtnis wichtigen Nervenverbindungen, die durch Variationen der chemischen Signale an ihren Synapsen Informationen speichern. Durch diese Signalübertragung an den Nervenendigungen registriert und bildet das Gehirn Erinnerungen, so die Forscher. Die Wissenschaftler entdeckten, dass die Gehirne der älteren, bereits etwas senilen Ratten, offenbar die Fähigkeit verloren hatten, die Intensität dieser synaptischen Kommunikation zu variieren. Ältere Ratten, deren Gedächtnis immer noch funktionierte, behielten dagegen diese neuronale Fähigkeit.

Überraschenderweise verließen sich die älteren Ratten dabei aber weitaus weniger als erwartet auf einen bestimmten synaptischen Rezeptor, der bei jüngeren Ratten mit einem gängigen Mechanismus des Gedächtnisses verbunden wird. “Stattdessen verließen sich die erfolgreichen Alten auf einen ganz anderen Mechanismus um die synaptischen Veränderungen zu erreichen“, erklärt Gallagher. „Dieser Schalter dient zwar dem gleichen Zweck – Erinnerungen zu speichern – funktioniert aber über einen anderen neurochemischen Weg.“

(Johns Hopkins University, 14.11.2005 – NPO)

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