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Geowissen

Die Welt verliert ihren Boden

36 Milliarden Tonnen Boden werden jährlich allein durch Regen weggespült

Erosionsrinne in einem Kornfeld im Nordwesten der USA © Gemeinfrei

Weggespült: Durch Erosion gehen weltweit große Mengen an Boden verloren – allein Regenfälle spülen jedes Jahr knapp 36 Milliarden Tonnen dieses wertvollen Guts davon. Besonders stark ist der Boden in Südamerika, Südostasien und Äquatorialafrika gefährdet, wie Forscher berichten. Eine der Ursachen sei die Umwidmung von Wald- in offene Ackerflächen, die gegenüber der Erosion besonders schutzlos sind.

Täglich treten wir ihn mit Füßen, bauen Häuser und Straßen darauf und produzieren mit seiner Hilfe unsere Lebensmittel: die Rede ist vom Boden. Das Erdreich ist eine wichtige Ressource für den Menschen. Doch wie so viele Güter, die uns die Erde zur Verfügung stellt, ist auch der Boden nicht unerschöpflich. Untersuchungen zeigen immer wieder, dass wir mehr von ihm bebauen und verbrauchen, als wir langfristig zur Verfügung haben.

Weltweiter Bodenverlust

Der Klimawandel gefährdet den Boden ebenfalls und könnte große Flächen in karges Land verwandeln. Hinzu kommt: Auch Wind und Regen reißen Jahr für Jahr wichtigen Boden davon. Bereits vor zwei Jahren berechneten Forscher, dass durch diese Erosion allein in der EU jährlich 970 Millionen Tonnen Boden verloren gehen.

Pasquale Borrelli von der Universität Basel und seine Kollegen haben nun das Ausmaß des Bodenverlusts auf der ganzen Welt unter die Lupe genommen – und sich dabei auf die Erosion durch Regen konzentriert. In ihrem Modell berücksichtigten sie die Art des Bodens und wie er genutzt wird, wie leicht der Boden von Regen ausgewaschen werden kann und ob bereits Schutzmaßnahmen gegen Erosion vorhanden sind.

Ackerland besonders gefährdet

Das erschreckende Ergebnis: Zwischen 2001 und 2012 sind jedes Jahr im Schnitt knapp 36 Milliarden Tonnen Boden durch die Kraft des Wassers weggespült worden. Das entspricht dem Gewicht des Betons, der nötig wäre, um 250 Versionen des größten Staudamms der Welt, der Drei-Schluchten-Talsperre in China, zu bauen.

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In den untersuchten zwölf Jahren hat der Bodenverlust zudem leicht zugenommen: um rund 2,5 Prozent. Schuld daran sei vor allem die Abholzung von Waldflächen zur Gewinnung von Ackerland, wie die Forscher berichten. Offene Ackerflächen sind besonders schutzlos gegenüber Erosionsprozessen.

Problemländer China und Brasilien

Der Regen reißt nicht überall gleich viel Boden davon: Von besonders starker Erosion sind dem Team zufolge circa 9,3 Prozent der Erdoberfläche betroffen – zu den am intensivsten erodierten Gegenden gehören China, Brasilien und die Länder Äquatorialafrikas. In diesen Staaten und benachbarten Regionen hat das Ausmaß des Bodenverlusts in den vergangenen Jahren zudem am stärksten zugenommen.

Den Spitzenplatz belegt dabei Südamerika: Dort hat sich das Problem nach den Berechnungen am meisten verschärft, weil in dieser Region zuletzt der Ackerbau immer mehr ausgeweitet wurde. So sind inzwischen rund 40 Prozent der Fläche Argentiniens Ackerland, in Brasilien sind es knapp 20 und in Bolivien fast 38 Prozent.

Schutzmaßnahmen retten Boden

Borrelli und seine Kollegen warnen, dass die Erosion vielerorts bereits das verträgliche Maß übersteigt. Das heißt: Der Boden schwindet schneller, als er sich regenerieren kann. Dabei könnten adäquate Schutzmaßnahmen in der Landwirtschaft das Problem zumindest eindämmen – zum Beispiel indem auf den Pflug verzichtet und eine vielseitigere Fruchtfolge angepflanzt wird.

Immerhin mehr als eine Milliarde Tonnen Boden ließen sich jedes Jahr allein durch eine bodenschonende Bewirtschaftung von Ackerflächen retten, so das Fazit der Forscher. (Nature Communications, 2017; doi: 10.1038/s41467-017-02142-7)

(European Commission Joint Research Centre, 18.12.2017 – DAL)

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