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Astronomie

Mehr als 100 neue Exoplaneten entdeckt

Viele erdähnliche Planeten und Mehrplanetensysteme um Rote Zwerge

Das Weltraumtelekop Kepler hat schon unzählige Exoplaneten aufgespürt. Jetzt haben Astronomen 104 weitere bestätigt. © NASA/ W. Stenzel

100 auf einen Streich: Astronomen haben mit Hilfe des Kepler-Weltraumteleskops einen ganzen Schwung von neuen Exoplaneten aufgespürt. Unter diesen sind besonders viele erdähnliche Gesteinsplaneten, die um kleine, eher lichtschwache Sterne kreisen – und mehrere potenzielle Erdzwillinge. Besonders spannend ist ein Planetensystem mit gleich vier möglichen Supererden, von denen zwei in der habitablen Zone ihres Sterns kreisen, wie die Forscher berichten.

Ein Großteil der bisher knapp 3.500 bekannten Exoplaneten haben Astronomen mit Hilfe des Kepler-Weltraumteleskops der NASA aufgespürt. Dieses ist speziell darauf ausgelegt, auch das Signal von kleineren, erdähnlichen Planeten beim Transit vor ihrem Stern zu erspähen. Unter seinen Funden sind unter anderem erste Erdzwillinge in der habitablen Zone um ihre Sterne und auch der bisher größte Exoplanet mit gleich zwei Sonnen.

Viele erdähnliche Planeten

Jetzt haben Astronomen um Ian Crossfield von der University of Arizona gleich 104 neue Exoplaneten auf einmal identifiziert. Für ihre Studie werteten sie die Kepler-Daten von 194 Planetenkandidaten aus und führten mit Hilfe erdbasierter Teleskope Folgebeobachtungen durch. „104 dieser Kandidaten erwiesen sich dabei als echte, bona fide Planeten“, berichten die Forscher.

Die meisten dieser extrasolaren Planeten kreisen um Rote Zwerge und andere kleine, nur mäßig helle Sterne. Ihr Durchmesser reicht dabei von weniger als Erdgröße bis zu enormen Gasriesen, wie die Astronomen berichten. „Unter den neuen Funden sind einige Mehrplanetensysteme und mehrere kleine, etwa erdgroße Planeten, die ungefähr so viel Strahlung von ihrem Stern bekommen wie die Erde“, so Crossfield und seine Kollegen.

Ein System mit gleich vier Supererden

Eine der spannendsten Entdeckungen ist das System K2-72 (EPIC 206209135). Dabei handelt es sich um einen Zwergstern von rund 49 Prozent der Sonnenmasse, der von gleich vier Supererden umkreist wird. Diese sind zwischen 20 und 50 Prozent größer als die Erde und gehören damit höchstwahrscheinlich zu den Gesteinsplaneten.

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Das Kepler-Teleskop sucht in seiner K2-Mission fünf Himmelsfelder entlang der Ekliptik ab. © NASA

Alle vier Exoplaneten umkreisen ihren Stern relativ eng: Ihre Umläufe dauern zwischen 5,5 und 24 Tagen. Weil der Stern aber relativ lichtschwach ist, könnten mindestens zwei der Planeten in der habitablen Zone liegen, wie die Astronomen berichten. Schon frühere Studien hatten darauf hingedeutet, dass es gerade um die in der Milchstraße häufigen Roten Zwerge viele kleinerer, erdähnliche Planeten geben könnte.

Rote Zwerge als Horte des Lebens?

„Weil diese kleinen Sterne in der Milchstraße so oft vorkommen, könnte Leben im All sogar sehr viel häufiger auf Planeten um solche kühlen, roten Sterne entstanden sein als auf Planeten um sonnenähnliche Sterne“, sagt Crossfield. Deshalb haben er und seine Kollegen das Kepler-Teleskop gezielt auf eher nahe, lichtschwache Zwergsterne gerichtet.

Ironischerweise wurden diese Entdeckungen erst durch den Ausfall von zwei Reaktionsrädern des Kepler-Teleskops im Jahr 2013 möglich. Dadurch konnte das Teleskop nicht mehr genau genug auf sein eigentliches Ziel gerichtet werden, einen Himmelsausschnitt im Sternbild Schwan. Seither erlaubt die sogenannte K2-Mission nur noch Beobachtungen entlang der Ekliptik – und genau dort spürten die Forscher nun die neuen Planeten auf.

„Schon jetzt hat die K2-Mission die Zahl der bekannten kleinen Exoplaneten im Orbit um moderat helle Sterne um 30 Prozent erhöht“, konstatieren die Forscher.(Astrophysical Journal Supplement Series, in press)

(W.M. Keck Observatory, 19.07.2016 – NPO)

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