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Paläontologie

„King Kong“ war unflexibel

Riesenaffe starb vor 100.000 Jahren wegen mangelnder Anpassung aus

Großer Backenzahn von Gigantopithecus © Wolfgang Fuhrmannek

Ein Klimawandel war sein Ende: Deutsche Wissenschaftler haben das Rätsel um das Aussterben des Riesenaffen Gigantopithecus vor 100.000 Jahren gelüftet. Dem Vorfahren des Orang-Utans wurde demnach seine mangelnde Anpassungsfähigkeit zum Verhängnis. Als sich damals Wälder zusehends zu Savannen entwickelten, fand der spezialisierte Riese wohl schlicht keine Nahrung mehr.

Dass der Riesenaffe Gigantopithecus groß war, verraten fossile Kiefer und Zähne dieses Urzeit-Primaten. Schätzungen zu seiner Körpergröße schwanken zwischen drei und 1,80 Metern, Mutmaßungen über sein Gewicht zwischen 200 und 500 Kilogramm.

Doch darüber hinaus tappen Forscher bislang eher im Dunkeln, was das Aussehen und die Lebensweise des ausgestorbenen Vorfahren des Orang-Utans angeht. Auch bezüglich seiner Ernährung gibt es unterschiedliche Theorien: Manche vermuten eine rein vegetarische Lebensweise, andere halten den Affen für einen Fleischfresser, einige vermuten eine ausschließlich aus Bambus bestehende Nahrung.

Geschätzte Größe von Giganthopithecus im Vergleich zu einem Menschen. © H. Bocherens

Hinweissuche in fossilem Zahnschmelz

Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment in Tübingen und Friedmann Schrenk und Ottmar Kullmer vomSenckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt haben nun das Aussterben des Riesenaffen Gigantopithecus näher untersucht. Denn der Grund für das Ende von Gigantopithecus war lange ein ungelöstes Rätsel, ebenso wie der genaue Zeitpunkt seines Ausssterbens. Das Senckenberg-Team liefert nun in seiner Studie eine mögliche Erklärung dafür.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher den Zahnschmelz fossiler Zähne der Riesenaffen aus China und Thailand, um Rückschlüsse auf deren Ernährung zu ziehen und mögliche Faktoren für ihr Aussterben zu definieren. Das Forscherteam analysierte dafür stabile Kohlenstoffisotope in den Zahnschmelzproben der großen Primaten. Deren Verhältnis kann auch nach mehreren Millionen Jahren Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten geben.

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Vegetarischer Waldbewohner

Die Ergebnisse zeigen, dass die Isotopen-Zusammensetzung im Zahnschmelz denen von heutigen Orang-Utans stark ähnelt. Wie diese ernährte sich der Riesenaffe vorwiegend von Blättern und anderen im Wald wachsenden Pflanzen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die großen Primaten nur im Wald aufhielten und ihre Nahrung aus diesem Lebensraum bezogen“, erläutert Bocherens. „Gigantopithecus war ein reiner Vegetarier, aber nicht auf Bambus spezialisiert.“

Diese Spezialisierung verbunden mit seiner Körpergröße wurde dem Affen vermutlich zum Verhängnis. Denn der Lebensraum von Gigantopithecus beschränkte sich trotz zur Verfügung stehender Alternativen auf Waldgebiete – und das obwohl er vermutlich zu schwer war, um auf Bäume zu klettern. Dies war sowohl in China als auch in Thailand der Fall, wo den Primaten auch offene Savannen zur Verfügung gestanden hätten.

„Gigantopithecus war aufgrund seiner Größe vermutlich auf eine große Menge Nahrung angewiesen. Als die bewaldeten Gebiete sich in der Zeit des Pleistozäns immer mehr zu Savannenlandschaften entwickelten, war das Nahrungsangebot für den Riesenaffen wohl einfach zu gering“, so seine Schlussfolgerung.

„Verwandte des Riesenaffens wie der heutige Orang-Utan haben trotz einer Spezialisierung auf einen Lebensraum überlebt. Die Orang-Utans haben aber einen langsamen Stoffwechsel und können mit wenig Nahrung auskommen“, erläutert Bocherens. (Quaternary International, 2015, doi: 10.1016/j.quaint.2015.11.059)

(Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 04.01.2016 – DAL)

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