Die Art und Weise, wie wir als Erwachsene mit Schmerzen umgehen, wird nicht nur durch unsere Biologie und unsere eigenen Erfahrungen bestimmt, sondern auch durch das Verhalten unserer Eltern. Eine Studie kroatischer Forscher belegt, dass es innerhalb der Familien ein spezifisch kognitives Verhaltensmuster bei der Schmerzbewältigung gibt. Dieses Ergebnis liefert wertvolle Erkenntnisse auch für die Therapie chronischer und akuter Schmerzen.
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Es ist allgemein bekannt, dass das elterliche Schmerzverhalten eng damit zusammenhängt, wie deren Kinder Schmerz erfahren und ihn zum Ausdruck bringen. Viele unserer Reaktionen erlernen wir durch die Beobachtung und Imitation des Verhaltens anderer. In gleicher Weise erlernen wir, Schmerzen auszudrücken und finden Wege, ihn zu bewältigen. Dabei sind Familienmitglieder wahrscheinlich ein prägenderes Vorbild für ein bestimmtes Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Schmerz als fremde Personen.
Wird ein katastrophisierendes Schmerzverhalten übertragen?
Suzyen Kraljevic und ihre Kollegen vom University Hospital Split in Kroatien haben nun untersucht, inwieweit es einen Zusammenhang gibt zwischen Eltern und ihren erstgeborenen Kindern im Hinblick auf ein ‚katastrophisierendes‘ Schmerzverhalten, also ein übertrieben negatives mentales Verhalten bei tatsächlichen oder zu erwartenden Schmerzen. Die Wissenschaftler werteten Fragebögen von 285 Teilnehmern aus, die unter Schmerzen litten. Dabei wurden 100 Patienten mit chronischen Schmerzen von der Schmerzklinik des University Hospital Split befragt sowie deren Ehepartner und erwachsene Kinder. Zusätzlich erfassten Kraljevic und ihre Kollegen auf einer Skala das erlebte Schmerzempfinden.
„Wir fanden heraus, dass die Werte der elterlichen Katastrophengedanken an den Schmerz die Ergebnisse ihrer erwachsenen Kinder vorwegnahmen, unabhängig vom Schmerzlevel, das die Erwachsenen tatsächlich empfunden hatten. In der Kindheit sind die Eltern das Rollenmodell, das von den Kindern imitiert wird. Es kann daher durchaus sein, dass Kinder bei ihrer Schmerzbewältigung soziale und kommunikative Instrumente nutzen, die sie bei ihren Eltern in vergleichbaren Situation beobachtet haben. Familien entwickeln wahrscheinlich ein spezifisch erlerntes Muster zur Schmerzbewältigung“, so lautet das Fazit von Kraljevic und ihren Kollegen. (International Journal of Behavioral Medicine, 2011; DOI 10.1007/s12529-011-9151-z)
(Springer Science+Business Media, 12.04.2011 – NPO)