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Paläontologie

Erste Bernsteinfossilien Afrikas entdeckt

Fossiles Baumharz enthüllt Blick auf Lebenswelt des kreidezeitlichen Südkontinents

Eine winzige Wespe (Familie Mymarommatidae), eingeschlossen in äthiopischem Bernstein. © Naturhistorisches Museum Wien

Ein internationales Forscherteam hat erstmals Bernstein in Afrika entdeckt, in dem eingeschlossene fossile Insekten, Spinnentiere, Pflanzenreste sowie mikroskopisch kleine Pilze, Bakterien und Fadenwürmer konserviert sind. Sie stammen aus den Wäldern Äthiopiens und sind rund 95 Millionen Jahre alt. Die Funde aus der Kreidezeit gehören zu den frühesten Fossilbelegen vieler Arten, darunter die älteste bekannte Ameise Afrikas und die älteste bekannte Baldachinspinne des Kontinents. Die Ergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS( erschienen.

Die Zeit vor rund 95 Millionenn Jahren, die Kreidezeit, war eine Zeit des Umbruchs: Denn in dieser Ära traten die Blütenpflanzen ihren Siegeszug auf der Erde an und veränderten durch ihre Koevolution mit Insekten und vielen anderen Organismusgruppen die terrestrischen Ökosysteme nachhaltig. Bernsteinvorkommen aus Nordamerika und Eurasien haben einige Organismen dieser Lebenswelt konserviert, doch von den südlichen Kontinenten, die in der Erdgeschichte zum Großkontinent Gondwana vereinigt waren, sind heute nur extrem wenige Bernsteinfossilien gefunden worden.

Fossilies Baumharz als Fenster in die Vergangenheit

Der einzigartige Fund in Afrika hilft den Wissenschafter nun die Lebenswelt des kreidezeitlichen Afrikas zu rekonstruieren. Die detaillierte Auswertung soll neue Einblicke in die Evolution verschiedener Organismen geben. Die 62 Bernsteinstücke, die das Team von 20 Wissenschaftlern aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Äthiopien, Italien, Großbritannien und den USA untersucht hat, stammen vom Nordwestplateau Äthiopiens.

„In der Kreidezeit wuchsen in Äthiopien tropische Wälder, in denen viel Harz von den Bäumen tropfte“, erklärt der Leiter der Studie, Alexander Schmidt vom Courant Forschungszentrum Geobiologie der Universität Göttingen. Daraus wurde im Laufe der Jahrmillionen durch chemische und physikalische Veränderungen Bernstein. „Der von uns untersuchte Bernstein ist außergewöhnlich klar und farbintensiv. Die meisten Stücke sind bis zu fünf Zentimeter groß; einige erreichen eine Größe von bis zu 25 Zentimetern“.

Ein etwa 20 cm großes Stück des äthiopischen Bernsteins © Naturhistorisches Museum Wien

Älteste Ameise und Pflanzenreste

Unter den im Baumharz eingeschlossenen Insekten fanden die Wissenschaftler parasitische, räuberi-sche und von der Zersetzung organischen Materials lebende Arten. Hierzu zählen Vertreter von 13 In-sektenfamilien, darunter Hautflügler, Fransenflügler, Staubläuse, Zorapteren, Pflanzenläuse und

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Springschwänze sowie Reste von Motten und Käfern. Reste von Blütenpflanzen und Farnen sind ebenso in den Bernstein-Funden eingeschlossen wie parasitische Pilze, die auf den harzenden Bäumen lebten und ihrerseits als Nahrungsgrundlage für Insekten dienten. Unter den eingeschlossenen Organismen befinden sich auch die älteste Ameise und die älteste Baldachinspinne Afrikas.

„Nun geht es darum, die einzelnen Fossilien detailliert auszuwerten; hiervon sind zahlreiche neue Einblicke in die Evolution verschiedener Organismengruppen zu erwarten“, so Schmidt.

(Universität Göttingen, 06.04.2010 – NPO)

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