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Phänomene

Krach im Ohr

Wenn das Hörzentrum überstrapaziert wird

Der erste Leidtragende bei lautem Lärm ist unser Gehör: Obwohl sich Innenohr und auch das Hörzentrum im Gehirn an Lärm anpassen können, sind auch diese Schutzmechanismen irgendwann überfordert. Das kann passieren, wenn der Lärm zu laut ist, oder aber wenn er zu lange anhält.

In lauten Arbeitsumgebungen muss laut Gesetz ein Gehörschutz getragen werden. © Dejan Megarollee / pixabay

Schäden für das Gehör zeigen sich oft spät

Zwar sind die Folgen von Lärm auf unser Gehör schon lange bekannt. Trotzdem ist die lärmbedingte Schwerhörigkeit in Deutschland weit verbreitet und belegt Platz eins der berufsbedingten Krankheiten. Der weitverbreitetste Grund dafür ist eine dauerhafte Lärmbelastung, beispielsweise durch Arbeitsmaschinen wie Fräsmaschinen oder Schlagbohrmaschinen. Doch neben Handwerkern findet man unter den zehn lärmgefährdetsten Berufen auch weniger offensichtliche Berufsgruppen, wie Lehrer, Kindergärtner oder Zahnärzte.

Jede Arbeit bei dauerhaften Geräuschpegeln von mehr als 85 Dezibel gilt als gefährlich, weil dadurch unsere Haarsinneszellen solange strapaziert werden, bis sie letztendlich geschädigt werden. Als Folge arbeiten die Sinneszellen nicht mehr, die Schall in Nervenimpulse umwandeln – und wir werden schwerhörig. Das Tückische daran: Diese Lärmschäden entwickeln sich oft schleichend. Die Folgen der ständigen Lärmbelastung erkennen betroffene Menschen deshalb oft erst Jahre später, wenn sie ihre Mitmenschen immer schlechter verstehen.

Ein Schuss in direkter Nähe kann bleibende Schäden am Ohr verursachen. © skullman / pixabay

Ein lauter Knall

Laute Impulsgeräusche können unser Gehör dagegen schon innerhalb von Sekunden dauerhaft schädigen. Allerdings braucht es dazu schon ordentlich Krach. Ab einem Schallpegel von 120 Dezibel kann unser Trommelfell platzen oder es besteht die Gefahr, ein Knalltrauma davonzutragen. Solche Lautstärken werden beispielweise durch einen Flugzeugstart in direkter Nähe oder einem Schuss neben uns erzeugt.

Erst seit wenigen Jahren ist dagegen bekannt, dass Dauerlärm auch das Hörzentrum unsers Gehirns in Mitleidenschaft zieht – und das schon bei Pegeln unterhalb von 65 Dezibel. Wurden Ratten zwei Monate lange mit gemäßigtem Breitbahnlärm beschallt, hörten sie hinterher schlechter. Hirnscans enthüllten: Nicht ihr Ohr war daran schuld, sondern das Gehirn. Das Hörzentrum verarbeitete die Hörreize nicht mehr richtig.

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Aufgrund dieser vielfältigen Folgen wird Lärm inzwischen von vielen Experten als echte Gefahr eingestuft. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass Lärm im Westen der europäischen Union uns insgesamt eine Million gesunder Lebensjahre raubt – durch Folgeerkrankungen des Lärms, Behinderungen und sogar einem vorzeitigen Tod.

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Stand: 25.11.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Umgeben von Lärm
Ein Leben unter permanenter Beschallung

Was ist Schall?
Wie wir Geräusche und Töne wahrnehmen

Geräusch oder Lärm?
Wie das Gehirn unsere Schallwelt ordnet

Krach im Ohr
Wenn das Hörzentrum überstrapaziert wird

Ein dauerhafter Stressfaktor
Wenn der Schutzreflex zum Problem wird

Unruhe im Kopf
Wie Lärm unsere Psyche belastet

Kampf gegen den Lärm
Was hilft gegen den Krach durch Auto und Co?

Hoffnungsträger Elektroauto
Wird die neue Technik unsere Fahrzeuge leiser machen

Unhörbarer Lärm
Infraschall in unserer Umwelt

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