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Biologie

Paarungs-Rodeo mit Klettverschluss

Holzbienenmännchen haften mit „Gecko-Trick“ bei der Paarung im Flug

Das Männchen der Holzbienevon Xylocopa flavorufa trägt auf der Innenseite seines Hinterbeins ein Haarpolster, das beim Paarungs-Ritt in der Luft für festen Halt sorgt. © Anne Muffert / Universität Bonn

Libellen tun es, und auch die die Holzbiene Xylocopa flavorufa tut es: Sie paart sich im Fluge. Wissenschaftler haben nun einen „Klettverschluss“ im Nano-Maßstab entdeckt, der verhindert, dass das Männchen bei diesem Paarungs-Rodeo abgeworfen wird.

Bei der Paarung der Holzbiene fliegt das Männchen von hinten über das Weibchen und klammert sich an ihm fest, bevor es seine Spermien injiziert. Eine trickreiche Vorrichtung verhindert nun, dass es dabei abgeworfen wird: Während es sich über das Weibchen schiebt, haken sich feinste Haarschlaufen auf seinen Hinterbeinen an entsprechenden Borsten auf dem Rücken der Partnerin fest.

Haftung mit Gecko-Trick

Die Nanoschlaufen an ihren Hinterbeinen sind aber nicht der einzige Trick, der männlichen Holzbienen den luftigen Liebesritt erleichtert: Auch ihr mittleres Beinpaar scheint über einen besonderen Haftmechanismus zu verfügen – ganz ähnlich dem auf den Füßen eines Geckos. Die Echse ist das schwerste Tier, das kopfüber an glatten Flächen entlanglaufen kann. Dazu nutzt es die so genannten „Van-der- Waals-Kräfte“ – das sind schwache Anziehungskräfte, die entstehen, wenn sich Ladungen um Atome verschieben. Geckos tragen auf ihren Zehen Billionen von speziell geformten feinen Härchen. In der Summe bewirken sie, dass die Echse dank der Van-der-Waals-Kräfte fest an der Decke haftet.

Haarschlaufe am Hinterbein des Männchens © Anne Muffert / Universität Bonn

„Das Männchen von Xylocopa flavorufa trägt auf seinem mittleren Beinpaar ähnliche Haarpolster“, erklärt Professor Dieter Wittmann von der Universität Bonn. „Bei der Paarung legen sie dieses Polster an den Kopf des Weibchens und kleben so gewissermaßen an ihm fest.“ Das Männchen umklammert seine Partnerin aber auch aktiv, damit die Flugbegattung nicht im ungewollten Coitus interruptus endet.

Wittmanns Mitarbeiterin Anne Muffert hat die Halte- und Haftstrukturen der Holzbienen mit dem Rasterelektronenmikroskop erforscht. Für ihre Arbeit wurde sie bei der letzten Jahrestagung der deutschsprachigen Bienenforschungsinstitute mit einem Preis ausgezeichnet. Wittmann gerät ins Schwärmen, wenn er anhand ihrer Aufnahmen die Haftmechanismen von Xylocopa flavorufa erklärt. „Wahnsinnig raffiniert“ seien die, technisch kaum zu kopieren. „Sehen Sie, wie fein diese Schlaufen sind – das kann der Mensch bis heute nicht nachmachen.“

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(Universität Bonn, 16.01.2008 – NPO)

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