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Geowissen

Erneut Kernwaffentest in Nordkorea

Seismisches Netzwerk registriert verdächtige Erschütterungen

Die seismischen Signale der Explosion lassen sich bis zu einem Testgelände in Nordkorea zurückverfolgen (roter Stern). © BGR

Verdächtige Erschütterungen: Nordkorea hat in der Nacht zum 9. September offenbar erneut einen Atomwaffen-Test durchgeführt. Darauf deuten seismische Wellen hin, die Messstationen gegen 02:30 Uhr unserer Zeit registrierten. Aus der Stärke des Signals geht hervor, dass die Bombe eine Sprengkraft von rund 25.000 Tonnen TNT gehabt haben muss – das ist deutlich mehr als bei den letzten Tests.

Die großen Atommächte führen seit 1996 offiziell keine Kernwaffentests mehr durch – sie haben sich auf ein internationales Abkommen zum Verbot von Atomtest geeinigt. Allerdings haben nicht alle potenziell atomwaffenfähigen Staaten diesen Vertrag bisher ratifiziert. Zu den noch fehlenden gehört neben Indien, China und Pakistan auch Nordkorea. Bereits Anfang des Jahres hatte das internationale Überwachungsnetz IMS in Nordkorea verdächtige Erschütterungen registriert, die auf einen Kernwaffentest hindeuteten.

Ausschlag um 02:30 Uhr nachts

Jetzt haben die Seismografen des Messnetzes erneut ausgeschlagen: Am 9. September um 02:30 Uhr unserer Zeit registrierte unter anderem die deutsche IMS-Messstation GERES im Bayerischen Wald die charakteristischen Erschütterungen einer starken Explosion. Nach Angaben von Seismologen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sprechen Form und Stärke der registrierten Signale für eine Nuklearexplosion.

Aus den Auswertungen der seismischen Wellen geht hervor, dass die Quelle der Signale in der Provinz Nord-Hamgyong in Nordkorea liegt. Dort befindet sich das Testgelände Punffyue Ri, in dem Nordkorea bereits mehrfach Kernwaffentests durchgeführt hat – unter anderem 2006, 2009, 2013 und im Januar 2016. „Die Bodenbewegungen aller Ereignisse stimmen überein, lediglich die Stärke ist unterschiedlich“, berichten die Seismologen.

Bebenwellen der Kernwaffentests vom Januar 2016 und vom 9. September 2016. © BGR

Doppelt so stark wie vorhergehender Test

Im Vergleich zu den früheren Tests erreichten die seismischen Erschütterungen diesmal eine Magnitude von 5,3. Das entspricht nach Angaben der Forscher in etwa einer Ladungsstärke von 25.000 Tonnen des chemischen Sprengstoffes TNT. Damit ist die bei diesem Test explodierte Bombe deutlich stärker als bei den letzten nordkoreanischen Kernwaffentests.

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Im Januar 2016 entsprach die Explosionsstärke 10.000 TNT, im Jahr 2013 sogar 14.000 Tonnen TNT, wie die Seismologen berichten. Ob beim aktuellen Kernwaffentest eine Atom- oder eine Wasserstoffbombe gezündet wurde, ist bisher nicht bekannt.

Fahndung nach Radionukliden läuft

Ob heute Nacht tatsächlich eine Atombombe gezündet wurde und nicht nur eine besonders stark chemische Bombe, lässt allerdings erst nachweisen, wenn an Messstationen des IMS radioaktive Spaltprodukte nachgewiesen werden können. Dies setzt allerdings voraus, dass durch die unterirdische Explosion entstandene radioaktive Substanzen in die Atmosphäre gelangen.

Der Nachweis von radioaktiven Xenonisotopen wird in diesem Fall noch einige Tage bis Wochen dauern“, erkläre die BGR-Wissenschaftler. „Diese Isotope, die als Folge einer unterirdischen Kernsprengung entstehen, treten erst mit einer Verzögerung von Stunden bis Tagen aus dem Gebirgsmassiv aus.“ Ergebnisse werden frühestens ab dem 11. September erwartet.

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 09.09.2016 – NPO)

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