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Medizin

Vogelgrippe-Krisenstab tagt

Bundesregierung reagiert auf Verdachtsfälle in Rumänien und der Türkei

Der Vogelgrippe-Alarm in der Türkei sowie die ersten Verdachtsfälle der Infektion von Menschen in Rumänien sorgt auch in Deutschland für Beunruhigung. Die Bundesregierung hat für heute den nationalen Krisenstab von Bund und Ländern einberufen, um das Risiko eingehend zu prüfen und im Falle einer drohenden Epidemie mögliche Notfallmaßnahmen abzustimmen.

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Sollte in Rumänien und der Türkei tatsächlich der für den Menschen gefährilcihe Virustyp H5N1 aufgetreten sein, will das Verbraucherministerium erste Notfallpläne in Kraft setzen. Sie schreiben unter anderem vor, dass alle im Freien gehaltenen Hühner eingesperrt werden müssen.

Impfstoffe erst in der Entwicklung

Während sich Politik und Gesundheitsbehörden auf den Ernstfall vorbereiten, arbeiten Wissenschaftler fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die potenzielle Seuchengefahr. So wird derzeit am Frankfurter Universitätsklinikum in Zusammenarbeit mit Partnern aus fünf europäischen Ländern an einem kombinierten Influenza /Vogelinfluenza-Impfstoff gearbeitet.

Bis zu einem fertigen Impfstoff wird dies allerdings noch eine Weile dauern: „Erste Ergebnisse der Entwicklungsarbeit werden Ende des nächsten Jahres erwartet“, so Dr. Martin Michaelis, bei dem die wissenschaftliche Leitung des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekts liegt. Derzeitig sei der beste Schutz daher vermutlich das Präparat Tamiflu, ein Medikament gegen die Influenza, das nach Ansicht der Experten vermutlich auch bei der Vogelgrippe wirksam ist. Bund und Länder haben solche Antiviralen Präparate bereits für den Notfall eingelagert.

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Viren-Kombination gefürchtet

Influenzaviren verursachen die „echte“ Grippe, die Influenza. Sie fordert nach Angaben des Robert-Koch- Instituts pro Grippesaison durchschnittlich jährlich zirka 5.000 bis 8.000 Todesopfer und das, obwohl für die auslösenden Grippeviren Impfstoffe zur Verfügung stehen.

Doch neben der menschlichen Virusinfektion befürchten Experten jetzt zunehmend einen Übergang der Vogel-Influenza auf den Menschen. In jüngster Zeit wurden aus Thailand erstmalig Übertragungen der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch beschrieben, was die Gefahr einer Neukombination aus Influenzaviren des Menschen und des Vogels deutlich erhöht. Vermischen sich die Viren, so wird der Erreger noch gefährlicher. „Diese weiteren Kreuzungs- und Ansteckungsmöglichkeiten steigern zusätzlich die Wahrscheinlichkeit einer Grippe-Pandemie mit möglicherweise Millionen von Opfern“, so Prof. Hans Wilhelm Doerr, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie.

Gegen die humane Influenza kann wegen der ständigen Ausbildung neuer Virusvarianten durch Impfung nur ein Teil-Immunschutz aufgebaut werden. Die Schaffung eines Schutzes gegen die Vogel- Influenza soll dies nun ergänzen. „Basis hierzu ist ein abgeschwächtes Influenzavirus, das sich im menschlichen Organismus nicht weiter vermehrt, aber dennoch zu einer starken Immunantwort führt“, erklärt Prof. Jindrich Cinatl, Leiter der Forschungsabteilung am Institut für Medizinische Virologie. „In dieses Virus werden zusätzlich Vogel- Influenza-Antigene eingebaut, so dass die Impfung eine Immunität gegen Influenza, Vogel-Influenza und neu kombinierte Viren verleihen soll“, so Cinatl.

(BMU,Universität Frankfurt, 12.10.2005 – NPO)

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