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Medizin

Diabetes: Hohes Risiko trotz Normalgewicht

Jeder fünfte Schlanke leidet unter einem ungesunden Stoffwechsel

Übergewichtige erkranken häufig an Diabetes - doch auch viele Schlanke sind gefährdet. © Bowie15/ iStock.com

Übergewicht gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Diabetes – doch auch Schlanke können anfällig für die Zuckerkrankheit sein. Eine Studie zeigt: Immerhin jeder fünfte Normalgewichtige leidet an einem ungesunden Stoffwechsel und damit an einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders gefährdet sind demnach Menschen, die kaum Fett an den Beinen speichern.

Übergewicht ist ungesund – das ist gemeinhin bekannt. Die überflüssigen Pfunde können unter anderem Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Außerdem gelten sie als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Diabetes Typ 2. Doch obwohl unsere moderne Lebensweise mit fettreicher Ernährung, viel Stress und wenig Bewegung als Hauptgrund für die stetige Zunahme dieser Volkskrankheiten gilt, sind auch normalgewichtige Menschen nicht vor einer solchen Diagnose gefeit.

Schlank – aber krank

Ganz im Gegenteil: Norbert Stefan vom Universitätsklinikum Tübingen und seine Kollegen haben nun herausgefunden, dass erstaunlich viele Schlanke ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Immerhin jeder Fünfte von ihnen leidet an einem ungesunden Stoffwechsel und hat zum Beispiel hohen Blutdruck, auffällige Blutfettwerte oder einen hohen Blutzuckerspiegel, wie sich bei einer Meta-Analyse medizinischer Studien zeigte.

Die Diagnose Diabetes kann auch Normalgewichtige treffen. © Rotorhead/ freeimages

Das Risiko dieser Menschen, an Herzinfarkt, Schlaganfall und Co zu erkranken und daran zu sterben, sei im Vergleich zu normalgewichtigen Gesunden um mehr als das Dreifache erhöht, berichten die Wissenschaftler. Und: Sogar dicke Menschen mit einem gesunden Stoffwechsel haben demnach ein geringeres Risiko, krank zu werden als die betroffenen Schlanken.

Wenig Fett an den Beinen

Doch was unterscheidet diese Schlanken von jenen, die kein hohes Erkrankungsrisiko haben? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, untersuchten die Forscher die Daten von 981 Probanden. Dabei schauten sie sich Faktoren wie das Körperfett, die Fettverteilung und den Fettanteil in der Leber an – und tatsächlich zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den „normalen“ und den Risiko-Schlanken.

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So stellte Stefans Team fest: Alle Betroffenen speichern nur wenig Fett an den Beinen – stattdessen lagern sie ihre Fettreserven in erster Linie im Bauchraum an. Sie haben demnach einen ähnlichen Phänotyp wie Menschen mit Lipodystrophie, einer krankhaften Veränderung des Unterhautfettgewebes.

„‚Hüftgold‘ hält Schlanke gesund“

Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler die Insulin-Empfindlichkeit, die Insulin-Sekretion, die Blutgefäße und die körperliche Fitness der Studienteilnehmer. Zwar zeigten sich auch hier Auffälligkeiten: „Allerdings ist das fehlende Fett an den Beinen am stärksten mit einem Risiko für einen ungesunden Stoffwechsel assoziiert“, berichtet Stefan. „Man kann daher auch sagen, ‚Hüftgold‘ hält Schlanke gesund.“

Schlanke Menschen, die kaum Fett an den Beinen speichern und zudem Merkmale eines metabolischen Syndroms aufweisen, sollten Stefan und seinen Kollegen zufolge daher sorgfältig auf eine mögliche Schädigung des Stoffwechsels hin untersucht werden. „Wichtig wäre es, für die unterschiedlichen Untergruppen von schlanken und übergewichtigen Menschen mit Stoffwechselstörungen maßgeschneiderte Lebensstil-Interventionen oder spezifische medikamentöse Behandlungen zu entwickeln“, schreibt das Team in einer Mitteilung. (Cell Metabolism, 2017; doi: 10.1016/j.cmet.2017.07.008)

(Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, 07.08.2017 – DAL)

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