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Geowissen

Südostasien: Traditionelle Bauweise erdbebensicherer?

Forschungsprojekt untersucht Ursachen für Widerstandsfähigkeit

Erdbebensichere Häuser © Universität Wuppertal

Im März 2005 wurde die Sumatra vorgelagerte Insel Nias von schweren Erdbeben erschüttert. 1.000 Menschen starben und die meisten Gebäude wurden zerstört – mit Ausnahme der in traditioneller Bauweise errichteten Häuser. Aber warum? Forscher der Technischen Universität (TU) Wien gehen nun der Frage nach, was die traditionelle Bauweise so stabil und sicher macht.

Die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hat die indonesische Insel Sumatra ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Weltweit zwar weniger beachtet, aber genau so heftig wurde drei Monate später – im März 2005 – die Sumatra vorgelagerte Insel Nias von schweren Erdbeben erschüttert. Über 1000 Menschen starben in den Trümmern der fast gänzlich zerstörten Bausubstanz. Erstaunlich ist, dass sich lediglich die traditionelle Architektur Sumatras und Nias‘ als erdbebensicher erwiesen hat. Ganz im Gegensatz zu den neu errichteten Bauten.

Altes Wissen erforschen und sichern

Die Lage der Siedlungen auf den Hügelkuppen, das verwendete Material Holz und die besondere Bauweise sind Resultat eines jahrhundertelangen Entwicklungsprozesses. Die Häuser bieten ausgezeichneten Schutz vor dem feucht-heißen Klima und sind gleichzeitig in Hinblick auf die immer wiederkehrenden Erdbeben ausgeklügelt konstruiert. Die Erdbeben der letzten Monate in Nias haben einen deutlichen Beweis für die Stabilität der Konstruktionen geboten. Doch trotz dieser Vorteile ist das Wissen um die traditionellen Methoden im Schwinden begriffen.

Dem wollen die TU Forscher nun mit dem aktuellen Forschungsprojekt „Untersuchung traditioneller Konstruktionen und Methoden für ein erdbebensicheres Bauen in Nias“ entgegenwirken. Ziel des Forschungsprojekts ist die Analyse traditioneller Bautechniken und deren Verwendungsmöglichkeiten für zukünftige Bauprojekte.

Dazu werden Bauaufnahmen aus den letzten Jahren mit neuen Aufnahmen nach den Erdbeben verglichen. Die Veränderungen an den Häusern und Dorfstrukturen werden dokumentiert, die Schäden qualitativ und soweit wie möglich quantitativ festgestellt und die Ursachen des Versagens ermittelt. Das Ergebnis der Untersuchung ist eine detaillierte Beschreibung der Funktionsweise traditioneller Bautechniken und ein Ausblick auf Anwendungsmöglichkeiten bei der Planung und Errichtung neuer Bauten in Nias.

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Dokumentarfilm und Studentenentwürfe als Ergebnis

Im Wintersemester 2005/2006 werden die Ergebnisse der Bauaufnahmen als Grundlage für ein Entwerfen an der Abteilung für Hochbau, Konstruktion, Installation und Entwerfen einfließen. Im Zuge dieser Lehrveranstaltung sollen neue Erkenntnisse zur Implementierung traditioneller Techniken und Methoden in zukünftige Planungen gewonnen werden.

Die wissenschaftlichen Resultate werden auch in eine für die dortige Bevölkerung verständliche Form in einer filmischen Dokumentation zusammengefasst. Mit diesem Medium soll die Bevölkerung in Nias die Möglichkeit erhalten, die Vorteile ihrer vorhandenen Bautechniken aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen. Auf diese Weise wird ein Anreiz geschaffen, eigene Traditionen neu aufleben zu lassen, bestehende Häuser zu erhalten und die tradierten Techniken auch bei neuen Gebäuden anzuwenden. In Zusammenarbeit mit lokalen Stellen können Bauprojekte und Renovierungsmaßnahmen auch finanziell unterstützt werden.

(TU Wien, 27.07.2005 – NPO)

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