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Ökologie

Säugetiere sind klimatisch flexibel

Studie: Konkurrenz bestimmt Klimaanpassungen

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist eine von 140 einheimischen Säugetierarten Europas, deren Klimanischen die Forscher untersucht haben. © André Künzelmann / UFZ

Modelle können die Ausbreitung von Säugetieren in Zukunft nur begrenzt vorhersagen. Zu diesem Ergebnis ist jetzt eine Untersuchung der Klimanischen von 140 Säugetierarten Europas gekommen. Die Forscher hatten dazu Verbreitungs-, Klima-, Landbedeckungs- und Topografiedaten sowie den Verwandtschaftsgrad der Arten analysiert.

Weil die Klimanische schon zwischen nahe verwandten Arten sehr unterschiedlich ist, scheint sie sich schnell anpassen zu können. Damit sind aber auch Vorhersagen aufgrund der heutigen Verbreitung wenig verlässlich, berichtet das Fachblatt „Biology Letters der Royal Society“.

Klimawandel und noch viel mehr

Viele Säugetierarten weltweit sind durch den Verlust ihrer Lebensräume, Chemikalien und Verkehr bedroht, der Klimawandel sei nur eine von mehreren Gefahren, so die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ).

In ihrer Studie erstellten die Forscher Verbreitungsmodelle für europäische Säugetierarten und berechneten anschließend, wie stark sich deren Klimanischen überschnitten. Diese geben an, unter welchen Klimabedingungen eine Art gegenwärtig vorkommt. Anschließend verglichen sie die Unterschiede der Klimanischen mit der Entfernung auf dem Stammbaum zur nächst-verwandten Art.

Nur geringe Nischenlappung

Die so genannte Nischenlappung war dabei viel geringer als es die Verwandtschaftsverhältnisse hätten erwarten lassen. So sind beispielsweise Arten wie Großes Mausohr und Kleines Mausohr, Steinmarder und Baummarder oder Iberischer Hase und Feldhase eng verwandt, besetzen aber anscheinend unterschiedliche Klimanischen.

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„Unsere Analyse deutet auf eine hohe klimatische Flexibilität – unabhängig vom Verwandtschaftsgrad zwischen den Arten“, erläutert Carsten Dormann vom UFZ. „Die Konkurrenz zwischen nahe verwandten Arten hat dafür gesorgt, dass diese gegenwärtig unterschiedliche Klimanischen besetzten. Das setzt anscheinend keine langwierige evolutionäre Anpassung voraus, sondern ist innerhalb der physiologischen Grenzen der Arten möglich. Die tatsächlich ausgeprägte, derzeit besetzte Klimanische ist wahrscheinlich also nur ein kleiner Teil der so genannten fundamentalen Nische.“

Säugetiere trotzen dem Klima

Säugetiere können einen breiteren Klimabereich besiedeln als Insekten oder Pflanzen, weil sie als gleichwarme Tiere Klimaunterschiede besser abpuffern. „Wir vermuten daher, dass die Verwandtschaftsverhältnisse bei Reptilien oder Insekten eine größere Rolle spielen“, so Dormann.

Außerdem war innerhalb der Hasenartigen, Nagetiere und Insektenfresser die Nischenüberlappung geringer als bei den Fledermäusen und Raubtieren. Das deutet nach Angaben der UFZ-Wissenschaftler darauf hin, dass mobile Arten Konkurrenz durch verwandte Arten besser vermeiden können.

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 16.12.2009 – DLO)

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