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Ökologie

Mehr Kohlendioxid lässt Bäume „kalt“

Studie: Kein schnelleres Wachstum bei höherem CO2-Level

Baumbeobachtung aus dem Kran © Universität Basel/PSI

Bäume wachsen nicht schneller, wenn sie einer Umgebung mit erhöhtem Gehalt an Kohlendioxid (CO2) ausgesetzt sind. Dies haben Pflanzenökologen der Universität Basel in einem weltweit einmaligen Langzeitversuch entdeckt.

Der Forschungsgruppe des Botanischen Instituts der Universität Basel ist es innerhalb des “Swiss Canopy Crane Project“ erstmals gelungen, einen naturnahen Waldbestand aus 35 Meter hohen, fast hundertjährigen Bäumen in eine CO2-reiche Zukunft zu versetzen. Dabei wurden die Baumkronen mit einer neuartigen Anreicherungsmethode unter erhöhtes Kohlendioxid gesetzt.

Das aufwändige Experiment bei Hofstetten, zwölf Kilometer südlich von Basel, ergab nach vier Jahren künstlicher CO2-Erhöhung keinerlei Wachstumsförderung. Die CO2-angereicherten Bäume, die mit Hilfe eines 45 Meter hohen Krans untersucht wurden, nahmen zwar über die Photosynthese ihrer Kronen deutlich mehr Kohlendioxid auf, die zusätzlichen Photosyntheseprodukte wurden aber nicht zum Wachsen benutzt, sondern über die Atmung von Wurzeln und Boden-Mikroorganismen rasch wieder ausgeschieden. Ein großer Anteil der neu gebildeten Kohlenhydrate wurde demnach wieder als CO2 an die Atmosphäre abgegeben.

Wälder CO2-gesättigt?

Obwohl bei einem Experiment von einer solchen Größenordnung noch kein abschließendes Urteil möglich ist, deuten die ersten Befunde für erwachsene Bäume in natürlicher Umgebung auf eine CO2-Sättigung unserer Wälder hin. Hoffnungen, dass die laufende Freisetzung von Kohlendioxid durch den Menschen das Waldwachstum ankurbeln könnte, dürften damit zu Illusionen werden.

Für Projektleiter Professor Christian Körner kommt dieses Resultat nicht ganz überraschend: „Es braucht zum Leben eben mehr als nur Kohlenstoff, weshalb Vorhersagen auf Grund von Experimenten mit jungen Pflanzen, die unter optimalen Bedingungen wuchsen, irreführend sind.“

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Die Ergebnisse zeigen zudem, wie Forscher des auch an dem Projekt beteiligten Paul Scherrer Instituts betonen, dass die teils optimistischen Prognosen hinsichtlich der CO2-Speicherfähigkeit von Wäldern vermutlich zu relativieren sind.

Überlebensfaktor CO2

Pflanzen brauchen Kohlendioxid zum Wachsen. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger und Waldrodungen ist die CO2-Konzentration in der Luft in den letzten 150 Jahren um ein Drittel gestiegen und wird sich in 50 bis 60 Jahren verdoppelt haben. Ob das Wachstum von Wäldern davon profitieren wird, war bisher unklar. Bisherige Freilandexperimente, vor allem in den USA, mit jungen, raschwüchsigen Baumplantagen, ergaben eine viel kleinere Wachstumsstimulierung, als von früheren Experimenten in Gewächshäusern erwartet wurde.

Unterstützt wird das “Swiss Canopy Crane Project“ der Universität Basel unter anderem vom Schweizerischen Nationalfonds, dem Nationalen Forschungsschwerpunkt Klima (NFS Klima), dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, dem europäischen Cost-Programm. Einen wesentlichen Beitrag leistet das Paul Scherrer Institut in Villigen mit der Anwendung von Isotopen als Markierstoffe für die Kohlenstoff-Bilanz. Die Infrastruktur des Projekts wird auch von anderen Forschungsgruppen genutzt.

Die Forscher berichten über ihre Eregbnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.

(Universität Basel/Paul Scherrer Institut, 31.08.2005 – DLO)

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