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Bildung

Was Bauklötze mit Mathe zu tun haben

Räumliches Denken im Kleinkindalter legt Basis für spätere mathematische Fähigkeiten

Bauklötze
Eine frühe Förderung des räumlichen Denkens kann Kindern helfen, später auch in Mathematik gut zu sein. © FamVeld/ Getty images

Früh übt sich: Spielt ein Kleinkind viel mit Bauklötzen oder trainiert auf andere Weise sein räumliches Denken, fördert dies seinen späteren Schulerfolg im Mathematik, wie nun eine Studie belegt. Schon im Alter von drei Jahren verrät demnach das räumliche Vorstellungsvermögen, wie leicht ihm später auch das mathematische Denken fällt. Das eröffnet neue Ansätze für die gezielte Frühförderung, bestätigt aber auch die enge Verknüpfung von Mathematik und Raum.

Mathematik ist für viele Schüler ein Angstfach, andere sind von der Welt der Zahlen fasziniert. Doch was macht den Unterschied? Klar ist, dass unser Gehirn spezielle Zentren für die Verarbeitung mathematischer Informationen besitzt, die unter anderem Mengen schätzen, Zahlengrößen erfassen oder das Konzept der Zahl Null begreifen. Bei Mathematikern reagiert sogar ein ganzes Netzwerk. Bekannt ist außerdem, dass ein bestimmtes Gen unsere mathematischen Fähigkeiten entscheidend prägt.

Wie hängen räumliches Denken und Mathematik zusammen?

Einen weiteren Faktor, der eng mit den mathematischen Fähigkeiten verknüpft ist, haben nun Wenke Möhring von der Universität Basel und ihre Kollegen identifiziert. Für ihre Studie hatten sie untersucht, wie räumliches Vorstellungsvermögen bei Kleinkindern mit ihren späteren mathematischen Leistungen zusammenhängen.

Kann man an der Fähigkeit der Kinder, Anordnungen, Formen und räumliche Bezüge von Objekten zu erkennen ablesen, wie gut sie später mit Zahlen zurechtkommen? „Aus früheren Studien wissen wir, dass Erwachsene sich im Umgang mit Zahlen ein räumliches Bild machen – beispielsweise kleine Zahlen links verorten und große rechts“, erklärt Möhring. „Aber es ist kaum erforscht, ob frühes räumliches Denken beeinflusst, wie Kinder später Mathematik lernen und begreifen.“

Um das zu klären, verfolgte das Team die Entwicklung von 586 Kindern, deren sprachliche, räumliche und allgemein kognitive Fähigkeiten ab dem Alter von drei Jahren bis ins Grundschulalter hinein regelmäßig untersucht wurden.

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Grundstein wird schon mit drei Jahren gelegt

Es zeigte sich: Kinder, die mit drei Jahren schon ein gut ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen besaßen, schnitten im Schulalter auch in Mathematik besser ab. Kleinkinder, die sich anfangs mit den räumlichen Tests schwertaten, hatten dagegen später häufig Probleme mit der Mathematik. „Eltern sind oft sehr um die sprachliche Förderung ihrer Kinder bemüht“, sagt Möhring. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, wie wichtig auch die frühe Förderung des räumlichen Denkens ist.“

Die Ergebnisse unterstreichen aber auch, dass eine solche Förderung schon sehr früh einsetzen muss: Kinder mit anfangs geringeren räumlichen Fertigkeiten holten zwar bis zum Schulalter darin auf, blieben aber dennoch hinter den Altersgenossen zurück, die schon von Anfang an gut räumlich Denken konnten. „Das deutet darauf hin, dass die Fähigkeiten im Kleinkindalter entscheidend sind, nicht die Rate, mit der sich ihre räumliche Vorstellungskraft später entwickelt“, so die Forschenden.

Mädchen und Jungen sind anfangs gleich

Interessant auch: Im Alter von drei Jahren gab es noch fast keine Unterschiede im räumlichen Denken von Jungen und Mädchen. Aber in den Folgejahren entwickelten sich diese Fähigkeiten bei den Mädchen signifikant langsamer weiter. Möhring und ihre Kollegen vermuten, dass dafür die Erziehung und das Umfeld eine entscheidende Rolle spielen: Typische Jungs-Spielsachen wie Bauklötze oder Autos fördern oft das räumliche Denken, während auf Mädchen ausgerichtetes Spielzeug vor allem soziale Fertigkeiten ansprechen.

Hinzu kommt, dass Kinder möglicherweise die Erwartungshaltung Erwachsener verinnerlichen und damit aufwachsen, Klischees zu entsprechen – wie zum Beispiel dem Klischee, dass Frauen im räumlichen Denken und Mathematik schlechter abschneiden. Zudem prägen unbewusste Rollenerwartungen schon die Art, wie Erwachsene mit Kindern sprechen: Bei Mädchen stehen eher Gefühl und Beziehungsworte im Vordergrund, bei Jungen oft beschreibende und auch räumliche Sprache.

Frühe Förderung ist möglich und sinnvoll

Nach Ansicht von Möhring und ihrem Team können Eltern aber dazu beitragen, dieser Entwicklung entgegenzusteuern und die räumlichen Fähigkeiten ihrer Kinder schon in jungem Alter spielerisch fördern. Dazu gehört beispielsweise das klassische Spielen mit Bauklötzen, aber auch eine Sprache, in der bewusst räumliche Beziehungen betont werden: „oben, unten, was ist größer, was ist kleiner, was steht vorne und was hinten. (Leaning and Instruction, 2021; doi: 10.1016/j.learninstruc.2021.101515)

Quelle: Universität Basel

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