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Neurobiologie

Unerwartete Klänge machen glücklich

Positive Überraschungseffekte beim Musikhören aktivieren das Belohnungszentrum

Musikhören
Hören wir unerwartet gute Musik, reagiert unser Gehirn auf besondere Weise. © CSS and Design/ iStock.com

Überraschend gut: Wohlklingende Musik macht glücklich – besonders dann, wenn sie unerwartet ertönt. Wie Experimente zeigen, können Überraschungseffekte beim Musikhören das Belohnungszentrum in unserem Gehirn besonders stark aktivieren. Dadurch erleben wir nicht nur ein intensives Wohlgefühl. Dieser Effekt kann darüber hinaus sogar Lernprozesse fördern, wie die Forscher berichten.

Rein physikalisch gesehen ist Musik einfach nur Schall – und damit ein Geräusch wie jedes andere auch. Trotzdem verarbeitet unser Gehirn diese auditiven Reize auf ganz spezifische Weise. So reagiert es auf bestimmte Melodien, Rhythmen und Harmonien unter anderem mit der Aktivierung des Belohnungssystems. Aus diesem Grund kann uns Musikhören glücklich und sogar regelrecht süchtig machen.

Forscher um Benjamin Gold von der McGill University in Montreal haben nun herausgefunden, dass positive Überraschungsmomente diesen Effekt des Musikhörens sogar noch verstärken. Für ihre Studie ließen sie 20 Freiwillige eine musikalische Lernaufgabe absolvieren. Dabei mussten sich die Probanden immer wieder für eine Farbe und eine Richtung entscheiden – je nachdem, was sie gewählt hatten, bekamen sie anschließend entweder einen wohlklingenden oder einen dissonanten, missklingenden Musikausschnitt vorgespielt.

Aktivierung des Nucleus accumbens

Im Laufe des Experiments lernten die Studienteilnehmer, welche Farb-Richtung-Kombinationen am wahrscheinlichsten zu welchen Ergebnissen führten. Kurzum: Sie konnten vorhersagen, ob sie etwas Schönes oder Unbefriedigendes auf die Ohren bekommen würden. Was aber würde passieren, wenn sich ihre Erwartungen einmal nicht bestätigten?

Gold und seine Kollegen beobachteten, wie sich unerwartet wohlklingende Musik im Gehirn auswirkte. Dabei zeigten Aufnahmen mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT): Unerwartet positive Ergebnisse aktivierten in besonderem Ausmaß den Nucleus accumbens – einen Teil des neuronalen Belohnungs-Schaltkreises, der intensive Wohlgefühle auslöst, wenn wir Bedürfnisse oder Süchte befriedigen.

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Positiver Lerneffekt

Besonders interessant dabei: Probanden, bei denen dieser Effekt am stärksten war, lernten auch schneller. Sie erkannten rascher als andere, welche Entscheidungen in der Regel zu angenehmer Musik führten. „Dies zeigt, dass Musik als neuronale Belohnung fungieren kann, die zum Lernen motiviert“, schreibt das Team.

„Diese Studie erweitert unser Verständnis darüber, wie abstrakte Reize wie Musik die Lust- und Genusszentren in unserem Gehirn aktivieren – und sie offenbart, dass Erwartungen womöglich eine größere Rolle dabei spielen als gedacht“, schließt Gold. (PNAS, 2019; doi: 10.1073/pnas.1809855116)

Quelle: McGill University

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