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Paläontologie

Erster Ammonit in Bernstein entdeckt

Kopffüßer ist seltenes Beispiel für einen in Baumharz konservierten Meeresbewohner

Ammonit im Bernstein
Das Bernstein-Fossil ist circa 99 Millionen Jahre alt. © NIGPAS

Erstaunlicher Fund: Forscher haben zum ersten Mal einen in Bernstein eingeschlossenen Ammoniten entdeckt. Das Besondere daran: Dass einstige Meeresbewohner in fossilem Baumharz konserviert werden, ist ungewöhnlich und extrem selten. Die Wissenschaftler haben jedoch bereits eine Idee, wie der ausgestorbene Tintenfisch-Verwandte in das Harz gelangt sein könnte.

Zu Bernstein erstarrtes Harz ist eine echte Zeitkapsel. Was einst in ihm eingeschlossen wurde, bleibt über Jahrmillionen perfekt konserviert. Ob Giftblume, Vogelflügel, Dinosaurierschwanz oder Blutzellen: Bernstein-Fossilien öffnen immer wieder Fenster in eine vergangene Welt.

Weil das fossile Harz von Bäumen und damit von terrestrischen Pflanzen stammt, stellen auch die sogenannten Inklusen meist ein Abbild des prähistorischen Lebens auf dem Land dar. „Marine Einschlüsse sind extrem selten“, erklären Wissenschaftler um Tingting Yu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

Bernstein
Im Tod vereint: Nicht nur der Ammonit (rechts), auch Meeresschnecken und zahlreiche Landlebewesen sind in dem fossilen Baumharz eingeschlossen. © NIGPAS

Rarität im Baumharz

Genau eine solche Rarität haben die Forscher nun jedoch geborgen: In Myanmar entdeckten sie ein Stück Burma-Bernstein, in dem ein Ammonit eingeschlossen war – es ist das erste bekannte Fossil dieser Art. In dem 99 Millionen Jahre alten Fund sind gleich eine ganze Reihe von Organismen für die Nachwelt konserviert worden, wie das Team berichtet.

Unter den mindestens 40 Tieren sind Landlebewesen wie Milben, Spinnen und Tausendfüßer, aber eben auch Meeresbewohner wie Meeresschnecken und das Ammonit-Exemplar. Um mehr über diesen Vertreter der ausgestorbenen Kopffüßer herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler den Bernstein mithilfe der Röntgen-Mikro-Computertomografie. Dadurch erhielten sie hochaufgelöste 3D-Bilder des Ammoniten.

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Jungtier der Gattung Puzosia

Der Blick auf die Schalenstruktur des Kopffüßers offenbarte, dass es sich wahrscheinlich um ein Jungtier aus der Gattung der Puzosia handelt. Diese Ammoniten lebten während der mittleren Kreidezeit vor rund 110 bis 90 Millionen Jahren, was gut zu dem geschätzten Alter des Bernsteins passt.

Doch wie gelangte das urtümliche Meerestier überhaupt in das Baumharz? Hinweise darauf liefert der Erhaltungszustand des Ammoniten, wie Yus Team erklärt. Denn das Tier ist nur in Fragmenten erhalten und Weichteile fehlen völlig. Zudem ist seine äußere Schalenschicht weggebrochen und sowohl in der Schale als auch im Rest des Bernsteins finden sich Sandpartikel.

Eingeschlossen am Strand?

Dies spricht nach Ansicht der Forscher dafür, dass der Ammonit bereits tot war, als das Harz ihn einschloss. Womöglich wurde seine leere Schale an einen Strand gespült, der an einen Küstenwald grenzte. Auf diese Weise ließe sich erklären, wie die Überreste des Meerestieres gleichzeitig mit landlebenden Organismen ins Baumharz gelangten.

„Die Schalen im Harz könnten eine sehr hohe Flut oder sogar einen Tsunami dokumentieren“, konstatieren die Wissenschaftler. „Alternativ, und das ist das wahrscheinlichere Szenario, tropfte das Harz von Küstenbäumen auf den Strand hinunter.“ Auf seinem Weg könnte es dabei zunächst auf und am Fuße des Baumes lebende Tiere gefangen haben und schließlich den Sand erreicht haben, wo es dann angeschwemmte Schalen von Ammoniten und anderen Meeresbewohnern einschloss.

„Nicht nur ein Rekordfund“

Dass das Baumharz die dynamische Strandumgebung überlebte und schließlich zu Bernstein wurde, ist den Wissenschaftlern zufolge allerdings erstaunlich. „Unsere Ergebnisse repräsentieren damit nicht nur einen Rekordfund. Sie liefern auch neue Einblicke in die Fossilisation von Bernstein sowie die Paläoökologie kreidezeitlicher Bernsteinwälder“, schließen sie. (PNAS; 2019; doi: 10.1073/pnas.1821292116)

Quelle: PNAS/ Chinesische Akademie der Wissenschaften

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