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Biologie

Elefanten verstehen menschliche Gesten auf Anhieb

Intuitives Verständnis übertrifft das der Haustiere und Primaten

Afrikanischer Elefant: Selbst frisch aus der Wildnis komende Tiere verstehen unsere Zeigegesten. © Derek Keats / CC-by-sa 2.0 us

Elefanten besitzen eine Fähigkeit, mit der selbst Menschenaffen Probleme haben: Sie verstehen unsere Gesten. Das belegt ein Experiment britischer Forscher. Das Besondere daran: Selbst unsere Haustiere müssen die Bedeutung solcher Zeigegesten erst lernen. Afrikanische Elefanten aber verstehen die Gesten auf Anhieb – und das, obwohl sie nicht domestiziert sind. Diese intuitive Fähigkeit könnte erklären, warum Elefanten seit Jahrtausenden als Arbeitstiere genutzt werden, obwohl sie nie zu echten Haustieren wurden, so die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“.

Hunde können es, Pferde und auch Ziegen: Wenn ein Mensch auf etwas zeigt, reagieren diese Tiere darauf und schauen nach, was es in der gezeigten Richtung zu sehen oder fressen gibt. Sie haben gelernt, menschliche Gesten zumindest im Groben zu interpretieren. Doch für unsere nächsten Verwandten gilt dies seltsamerweise nicht: Viele Menschenaffen verstehen diese Art der Zeichensprache nicht oder müssen es erst mühsam lernen. Aber warum?

Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Haustiere erst im Laufe ihrer Domestikation die Fähigkeit entwickelt haben, unsere Gesten zu lesen. Dafür spricht, dass Hunde bei entsprechenden Tests meist deutlich besser abschneiden als Wölfe. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: „Es könnte auch sein, dass die Arten, die erfolgreich domestiziert wurden, schon von vornherein besser auf menschliche Signale achteten und darauf reagierten“, erklären Anna Smet und Richard Byrne von der University of St. Andrews. Diese Fähigkeit könnte dann entscheidend dafür gewesen sein, diese Tierarten zu Helfern des Menschen zu machen.

Wilde Helfer des Menschen

Welche Theorie aber stimmt? Einen Hinweis könnte nun die Studie der beiden Forscher liefern. Denn sie stellten eine Tierart auf die Probe, die zwar nie domestiziert wurde, aber dennoch schon seit Jahrtausenden als Helfer des Menschen eingesetzt werden: Elefanten. „Diese Elefanten stammen aus der Wildnis, bauen aber dennoch eine Beziehung zum Menschen auf“, erklären Smet und Byrne.

Für ihre Studie testeten sie das Gesten-Verständnis von elf Afrikanischen Elefanten, die als Reittiere für Safaris in Simbabwe genutzt werden. Sie weiden frei im Busch und werden nur für die Safaris gerufen und zur Arbeit eingesetzt. Die Tiere sind daher darin geschult auf Kommandos zu hören, allerdings nur auf akustische, wie die Forscher erklären. Gesten gehören dagegen nicht zum normalen Kommunikations-Repertoire der Elefanten und ihrer Betreuer.

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Experiment: Die Forscherin zeigt mit dem Arm, wo das Futter versteckt ist. © Anna Smet/ Richard Byrne

Wo ist das Futter versteckt?

Für das Experiment versteckten die Forscher unter einem von zwei umgedrehten Blecheimern eine bei den Elefanten beliebte Nascherei. Smet stellte sich dann mittig zwischen den Eimern auf und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den mit Futter bestückten. Der Elefant wurde vor die beiden Eimer geführt und die Forscher beobachteten, welchen der beiden er zuerst mit dem Rüssel umdrehte.

Das Ergebnis: In rund zwei Dritteln der Durchgänge wählten die Tiere zielsicher den Eimer, auf den gezeigt wurde. Damit erreichten sie fast die gleiche Quote wie ein zweijähriges Kind bei diesem Test. Fehlte dagegen der zeigende Arm und die Experimentatorin starrte nur bewegungslos geradeaus, war die Wahl der Elefanten zufällig: Sie drehten zur Hälfte den einen und zur Hälfte den anderen Eimer um. Weitere Versuche zeigten, dass dabei der zeigende Arm das entscheidende Signal war – der Blick allein reichte nicht, um den Elefanten zu vermitteln, wo das Futter verborgen war.

Erfolgreich auf Anhieb

„Was uns aber wirklich überraschte war, dass die Elefanten das nicht erst lernen mussten: Sie schnitten schon im ersten Versuch genauso gut ab wie im letzten“, sagt Smet. Und auch längere Erfahrung mit Menschen schien keinen Vorteil zu bedeuten: Die Elefanten, die schon länger als Reittiere eingesetzt oder sogar in Gefangenschaft geboren waren, waren nicht besser als die frisch aus der Wildnis stammenden.

„Damit sind die Elefanten die ersten Tiere, die diese menschlichen Gesten ohne vorheriges Training intuitiv erfassen und verstehen“, konstatieren die Forscher. Eine Erklärung für diese Begabung könnte sein, dass die Elefanten aus ihren komplexen Sozialverbänden bereits ähnliche Kommunikationsformen kennen, mutmaßen sie. Tatsächlich habe man schon häufiger beobachtet, dass Elefanten ihren Rüssel auffällig bewegen. Ob es sich dabei aber um echte Zeigegesten handele, müsse noch geklärt werden, so Smet.

Nach Ansicht der Forscher zeigt das Experiment aber, dass Elefanten offenbar von Natur aus die Fähigkeit besitzen, auf bestimmte Weise auch mit dem Menschen zu kommunizieren. Das könnte erklären, warum wild gefangene Rüsseltiere schon seit Jahrtausenden zur Arbeit eingesetzt werden, ohne dass sie domestiziert werden mussten. „Elefanten sind uns offenbar kognitiv ähnlicher als man bisher dachte – und das macht es ihnen möglich, unsere Gesten zu verstehen“, konstatiert Byrne. (Current Biology, 2013; doi: 10.1016/j.cub.2013.08.037)

(Current Biology, 11.10.2013 – NPO)

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