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Astronomie

Planetenzerstörer und Lebensspender

Kann es um Weiße Zwerge noch Welten geben?

Wenn unsere Sonne einst das Ende ihres Lebenszyklus erreicht, bedeutet dies für die Erde und ihre Nachbarplaneten das Ende. Denn schon beim Aufblähen der Sonne zum Roten Riesen werden sie zerstört und verschlungen. Wenn dann die sterbende Sonne zum Weißen Zwerg geworden ist, bleibt vom inneren Sonnensystem nur eine große Leere. Doch wie ist dies mit den äußeren Planeten? Können Jupiter, Saturn und die Eisriesen Uranus und Neptun den Tod unseres Sterns überstehen?

WEißer Zwerg und Trümmer
Planeten können das Ende ihres Sterns überleben, wenn sie weit genug außen kreisen. © NASA/ESA and Z. Levy (STScI)/ CC-by-sa 3.0

Planetentod am Weißen Zwerg

Hinweise auf das Schicksal von Planeten beim Sternentod liefern mehrere Weiße Zwerge, um die Astronomen bereits Staubringe und Planetentrümmer entdeckt haben. Bei einem 410 Lichtjahre entfernten Sternenrest könnte sich in der Trümmerscheibe sogar noch der Rest eines Planetenkerns verbergen. Er hat die enormen Gezeitenkräfte in der Nähe des Weißen Zwergs wahrscheinlich nur deshalb überstanden, weil er aus massivem Metall besteht.

Wie die Anziehungskraft eines Weißen Zwergs auf nahe Planetenreste wirkt, haben Astronomen bei dem nur 44 Lichtjahre entfernten Weißen Zwerg G29-38 erstmals direkt beobachtet. Aufnahmen des NASA-Röntgenteleskops Chandra zeigten mehrfach Röntgenstrahlen-Ausbrüche auf der Oberfläche des Weißen Zwergs. Aus dem Spektrum dieser Strahlung schließen die Forschenden, dass sie von Planetentrümmern stammt, die auf dem Weißen Zwerg einschlagen. „Diese Detektion liefert uns den ersten direkten Nachweis, dass Weiße Zwerge die Überreste ihres Planetensystems vertilgen“, sagt Tim Cunningham von der University of Warwick.

Es gibt auch Überlebende

Doch es kann auch Überlebende geben. Das demonstriert unter anderem der rund 6.500 Lichtjahre entfernte Weiße Zwerg MOA-2010-BLG-477Lb, der von einem planetaren Begleiter umkreist wird – einem Gasriesen mit der 1,4-fachen Masse des Jupiter. „Dies bestätigt erstmals, dass Planeten den Tod ihres Sterns überleben können, wenn sie in einem ausreichend großen Abstand kreisen“, sagt Joshua Blackman von der University of Tasmania.

Merkwürdig ist allerdings, dass der Gasriese nur 2,8 astronomische Einheiten vom Weißen Zwerg entfernt kreist. Das entspricht etwa der Lage des Asteroidengürtels in unserem Sonnensystem und ist damit gängiger Theorie nach viel zu nah, um den Sternentod überlebt zu haben. Die Astronomen vermuten jedoch, dass der Planet früher weiter außen kreiste und erst mit der Bildung des Weißen Zwergs weiter nach innen gezogen wurde.

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So könnte Planet MOA-2010-BLG-477Lb das Ende seines Sterns überlebt haben.© W. M. Keck Observatory/ Adam Makarenko

Lebensfreundliche Welt am Sternenrest

Und sogar potenziell lebensfreundliche Planeten könnte es um Weiße Zwerge geben, wie ein Team um Jay Farihi vom University College London kürzlich entdeckt hat. Bei der Beobachtung des 117 Lichtjahre entfernten Weißen Zwergs WD1054–22 mit Teleskopen des La Silla Observatoriums in Chile und dem TESS-Weltraumteleskop stießen sie auf eine Auffälligkeit: Alle 25 Stunden wird das Licht dieses Sternenrests durch 26 wie an einer Schnur aufgereihte Trümmerwolken abgedimmt.

Nach Ansicht der Astronomen deutet diese regelmäßige Anordnung daraufhin, dass diese Trümmer von einem noch unsichtbaren Akteur beeinflusst werden – einem Planeten. Dieser könnte etwa erdgroß sein und müsste den Weißen Zwerg in rund 2,5 Millionen Kilometern Abstand umkreisen. Damit läge der Planet genau in der habitablen Zone dieses Sternenrests.

WD1054–22
Der Weiße Zwerg WD1054–22 könnte sogar einen Planeten in der habitablen Zone besitzen. © Mark A. Garlick / markgarlick.com/ CC-by-sa 4.0

Das Team vermutet, dass dieser Himmelskörper ursprünglich weit außen um den Stern kreiste und so dessen Ende überstand. Denkbar wäre aber auch, dass der Planet erst nach dem Sternentod aus der Trümmerscheibe neu entstanden ist. „Dies ist das erste Mal, dass Astronomen einen planetaren Himmelskörper in der habitablen Zone eines Weißen Zwergs entdeckt haben“, sagt Farihi. Noch muss die Existenz dieses Planeten um WD1054–22 allerdings durch weitere Analysen bestätigt werden.

Ein zweites Leben für Planetensysteme?

Doch allein schon die Möglichkeit, dass es um solche Sternenreste lebensfreundliche Planeten geben könnte, ist ebenso spannend wie unerwartet. Denn dann könnten Weiße Zwerge nicht nur Planetenzerstörer sein, sondern auch potenzielle Horte des Lebens. Über Jahrmilliarden hinweg könnten diese Sternreste den überlebenden oder neu entstandenen Welten in ihrem Orbit Licht, Wärme und stabile Bedingungen bieten.

Für unser Sonnensystem und viele andere Planetensysteme im Kosmos bedeutet dies: Möglicherweise erleben sie nach dem Ende ihres Sterns eine Art zweites Leben – eine Renaissance um einen kleine, heißen Weißen Zwerg.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Weiße Zwerge
Planetenzerstörer, Kristallkugeln und stellare Wiedergänger

Was von Sternen übrig bleibt
Was sind Weiße Zwerge und wie entstehen sie?

Vom Sternrest zur Diamantkugel
Wie entwickeln sich Weiße Zwerge?

Explosive Wiedergänger
Stellare Kannibalen, Novae und Supernovae

Die Abweichler
Wenn Weiße Zwerge verschmelzen

Planetenzerstörer und Lebensspender
Kann es um Weiße Zwerge noch Welten geben?

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