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Medizin

Fieser Krampf

Was ist die Ursache von Muskelkrämpfen?

Es war ein abruptes Ende für Spitzenbasketballspieler LeBron James, als er wegen plötzlicher Wadenkrämpfe bei den NBA-Finals 2014 vom Spielfeld getragen werden musste. Wadenkrämpfe sind unter Leistungssportlern besonders bei Triathleten und Marathonläufern verbreitet. Sie haben schon manchen Sieg vereitelt. Vor allem bei den olympischen Wettkämpfen ist dies für die Athleten nach vier Jahren hartem Training eine bittere Enttäuschung.

DEhnung
Dehnen des betroffenen Muskels als erste Hilfe gegen den Muskelkrampf. © Ridofranz/ Getty images

Waden sind besonders oft betroffen

Aber nicht nur Sportler sind von Krämpfen geplagt. Manche Menschen haben nachts häufige und äußerst schmerzhafte Wadenkrämpfe, die sie zwingen aufzustehen, um das Bein zu dehnen und zu massieren. „Die Kombination von Schmerz und Schlafmangel führt in schweren Fällen manchmal sogar zu Suizidgedanken“, sagt Michael Behringer, Sportmediziner an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Besonders anfällig für Krämpfe sind zweigelenkige Muskeln, darunter auch ein Teil der Wadenmuskulatur. Diese verläuft über das Knie- und Sprunggelenk und kann daher bei bestimmten Gelenkstellungen stärker verkürzt werden. Etwa nachts bei angewinkeltem Bein, wenn die Fußspitze von der Bettdecke nach unten gedrückt wird.

Aber auch andere Muskelgruppen können betroffen sein. Behringer erzählt von einem Lastenwagenfahrer, der seit dem zehnten Lebensjahr an Krämpfen in den Oberschenkeln leidet. Inzwischen hat sich die Häufigkeit und Intensität so gesteigert, dass er berufsunfähig ist. Auch das in diesen Fällen meist verschriebene Medikament auf Chinin-Basis hat ihm nicht geholfen.

Welche Rolle spielen Magnesium und Elektrolyte?

Im Breitensport ist Magnesium das beliebteste Mittel gegen Krämpfe. Nach dem Joggen löst beispielsweise die Feierabendsportlerin eine Brausetablette in Wasser auf, um den Elektrolytmangel durch Schwitzen auszugleichen. Sie folgt damit einer vor mehr als 100 Jahren aufgestellten Theorie. Den Anstoß dafür sollen Bergarbeiter in den USA gegeben haben, die bei ihrer harten und schweißtreibenden Arbeit unter Tage häufig unter Krämpfen litten. Blutuntersuchungen zeigten bei ihnen einen Elektrolytmangel – das war der Ursprung der Theorie.

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Magnesium
Hilft die Gabe von Magnesium gegen Krämpfe? © BorkaKiss/ Getty images

„Aber seither ist in der Forschung wenig passiert, da es nicht möglich war, Krämpfe im Labor auszulösen und zu untersuchen“, sagt Behringer. Die Evidenz dafür, dass Magnesium tatsächlich den Krämpfen vorbeugt oder sie lindert, ist laut einer Metaanalyse, die 2020 in der Cochrane Database publiziert wurde, äußerst gering. Allerdings bezogen sich die meisten darin ausgewerteten Studien auf spontane Krämpfe bei Menschen zwischen 60 und 70 Jahren. Zu nächtlichen Wadenkrämpfen in der Schwangerschaft war die Studienlage nicht eindeutig. Und randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) zur Magnesiumwirkung bei Sportlern fehlen gänzlich.

Im Jahr 1997 veröffentlichten Martin Schwellnus und Kollegen von der University of Cape Town in Südafrika eine neue Hypothese, die sportassoziierte Krämpfe durch eine Ermüdung des Muskels erklärt. Die Ermüdung habe zur Folge, dass die Regelkreise, mit denen das Nervensystem Spannung und Länge des Muskels reguliert, aus dem Gleichgewicht geraten. Bei Übermüdung dominieren die aktivierenden Signale aus dem Rückenmark über die hemmenden. Das löst dann die übersteigerte Reaktion in Form der Krämpfe aus, so die Annahme.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kampf gegen den Krampf
Was hilft wirklich gegen schmerzhafte Muskelkrämpfe?

Fieser Krampf
Was ist die Ursache von Muskelkrämpfen?

Der Krampfneigung auf der Spur
Flüssigkeit, Nervenreize und die Muskelspannung

"Hotshots" auf dem Prüfstand
Was ist dran am Essigsud gegen Krämpfe?

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