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Evolution

Ein Spitzenprädator im XXL-Format

Auge in Auge mit dem größten Hai aller Zeiten

3D-Modell Megalodon
Das 3D-Modell von Meggies Körper, basierend auf ihrer versteinerten Wirbelsäule. © Cooper et al./ Science Advances /CC-by-nc 4.0

Zurück zu „Meggie“, dem gut erforschten Megalodon aus Belgien. Sie hat die Kindheit im Flachwasser gut überstanden und ist nun groß genug für ein Leben im offenen Meer. Wie groß genau sie als erwachsener Megalodon war, verrät ein 3D-Modell ihres Körpers, das Paläontologen um Jack Cooper von der Swansea University anhand ihrer versteinerten Wirbel erstellen konnten.

Mehr als nur ein riesiger Weißer Hai

Laut diesem 3D-Modell war Meggie bis zum Zeitpunkt ihres Todes im Alter von 46 Jahren auf stolze 16 Meter und 61 Tonnen herangewachsen. Sie war also dreimal so lang wie ein Weißer Hai und über 30-mal so schwer. Man schätzt, dass ein Megalodon im Schnitt 14 bis 15 Meter lang wurde – große Exemplare womöglich sogar 18 bis 20 Meter. Allein Meggies Kopf und Schwanzflosse waren mit 4,65 beziehungsweise 3,85 Metern so lang wie ein Kleinwagen, ihre Rückenflosse so hoch wie ein kleiner Mensch (1,62 Meter).

Megalodon Größenvergleich
Allein die Rückenflosse eines Megalodon war größer als ein kleiner Mensch. Dieses Exemplar ist mit einer Länge von 20 Metern allerdings nochmal deutlich größer als der Durchschnitt. © Dinosaur Zoo / CC-by-sa 3.0

Wie genau Meggies Körper einst ausgesehen hat, lässt sich wiederum anhand ihrer evolutionären Familienzugehörigkeit rekonstruieren. Bislang ging man davon aus, dass der Megalodon eng mit dem Weißen Hai verwandt war. Dementsprechend ähneln Megalodon-Zeichnungen häufig einem überdimensionierten Weißen Hai. Doch heute weiß man, dass Meggie und ihre Artgenossen eigentlich mit einer anderen Gruppe aus der Ordnung der Makrelenhaiartigen (Lamniformes) am nächsten verwandt waren: den Mako-Haien.

Ähnlich wie ein Mako-Hai hatte der Megalodon also wahrscheinlich eine viel kürzere Nase als ein Weißer Hai und einen flacheren Kiefer, wie Emma Bernard vom Londoner Naturkundemuseum
berichtet. Außerdem besaß er vermutlich besonders lange Brustflossen, um damit sein Gewicht und seine Größe tragen zu können.

Megalodon Gebiss
Meggie hätte mit ihrem Maul einen kompletten Menschen verschlingen können. Das rekonstruierte Gebiss auf dem Bild zeigt allerdings ein anderes, kleineres Exemplar. © Jasper33

Ein Gebiss wie eine Schrottpresse

Besonders beeindruckend waren auch Meggies riesige Kiefer. Der Rekonstruktion von Cooper und seinem Team zufolge war ihr Maul zum Zeitpunkt ihres Todes 1,40 Meter breit und bei voller Öffnung 1,80 Meter hoch. Damit hätte Meggie einen aufrechtstehenden Menschen verschlingen können. Oder noch beeindruckender: Sieben bis acht Meter lange Wale und das in wenigen Bissen. Ihre Beißkraft war enorm und lag einer Computer-Simulation zufolge zwischen 10,8 und 18,2 Tonnen. Damit konnte Meggie sechsmal so stark zubeißen wie ein Tyrannosaurus rex und zehnmal so stark wie ein Weißer Hai. Zum Vergleich: Eine Schrottpresse kann einen Kleinwagen mit der Kraft von 15 Tonnen plattdrücken.

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Die Beute, die Meggie mit ihrem gewaltigen Kiefer schlug, landete in ihrem ebenfalls gewaltigen Magen. Laut Forschungsteam fasste dieser bis zu 9.600 Liter. Pro Tag hätte ein Megalodon ihrer Größe rund 98.000 Kilokalorien zum Überleben gebraucht. Das entspricht mindestens 21 Kilogramm fettreichem Walblubber, gut 17 Kilo nahrhafter Haileber oder plumper ausgedrückt 163 Whopper-Burgern. „Bei Beutetieren von nur zwei bis drei Meter Länge hätte der Megalodon alle 1,3 Tage fressen müssen“, erklären Cooper und seine Kollegen.

Wahrscheinlich schlug Meggie aber auch größere Beute, die sie für längere Zeit satt machte. Ein acht Meter langer Wal im Format eines Orcas hätte sie zum Beispiel für zwei Monate versorgen können, erklären die Paläontologen. Neben Zahn- und Bartenwalen standen wahrscheinlich auch Robben, Seekühe und Meeresschildkröten auf ihrem Speiseplan.

Megalodon Jagd
Ein einziger Biss und es war um die Beute des Megalodon geschehen. © Corey Ford/ Getty Images

Ein Biss brachte den Tod

Wie genau Meggie einst auf die Jagd ging, können Forschende anhand von Bissspuren an den Knochen ihrer Beute nachvollziehen. In manchen Fällen steckt in ihnen sogar noch ein kompletter Megalodon-Zahn. Paläontologen um Stephen Godfrey vom Calvert Marine Museum in Maryland haben zum Beispiel drei Schwanzwirbel urzeitlicher Zahnwale untersucht, die Spuren eines Megalodon-Angriffs aufweisen. Die Wale waren mit 3,50 Meter Länge ungefähr so groß wie heutige Große Tümmler.

Als der Megalodon sie attackierte, biss er ihnen offenbar in den Schwanz oder trennte diesen womöglich sogar komplett ab, erklären die Forschenden. Damit machte er die Wale bewegungsunfähig, ließ sie ausbluten und bediente sich dann wahrscheinlich an ihren Kadavern. Auch heutige Weiße Haie gehen bei der Jagd auf Delfine ähnlich vor. Eine solche, auf einem einzigen, heftigen Angriff beruhende Jagdstrategie dient auch zum Schutz des Hais, wie Godfreys Kollege Victor Perez erklärt: „Ein Hai würde nie einen Wal packen und ihn festhalten wollen, weil dieser dabei um sich schlagen und möglicherweise den Hai verletzen würde.“

Der Überlebende

Bei sehr großer Beute richtete sich die Attacke des Megalodon wahrscheinlich nicht auf die Schwanzflosse, sondern auf den Brustbereich, wie Danielle Hall von Smithsonian Ocean ergänzt. Auf diese Weise hätte der Hai direkt die Rippen seiner Beute durchstoßen und tödliche Treffer an Herz und Lungen landen können.

Eine fossile Walrippe aus North Carolina könnte eine solche Attacke zeigen, auch wenn nicht klar ist, ob der Angreifer tatsächlich ein Megalodon oder ein anderer großer Hai war. So oder so hat der Wal den Angriff überraschenderweise überlebt, wie die Paläontologen feststellten. Doch sein Tod kam lediglich verzögert, denn spätestens sechs Wochen nach der Attacke starb er an den Folgen der infizierten Wunde.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Megalodon – König der Meere
Auf Spurensuche im Reich des Urzeit-Hais

Jeder fängt mal klein an
Die ungewöhnliche Kindheit des Megalodon

Ein Spitzenprädator im XXL-Format
Auge in Auge mit dem größten Hai aller Zeiten

Das Geheimnis des Riesenwuchses
Megalodon als Weltenbummler

Ist der Megalodon wirklich ausgestorben?
Zwischen Verschwörungstheorie und Blockbuster

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