Anzeige
Raumfahrt

Die Rivalen

OneWeb, Amazon und Co

Die Mega-Konstellationen im Erdorbit versprechen nicht nur mehr Internet und bessere Datenübertragungen – sie könnten für ihre Betreiber auch zur echten Goldgrube werden. Wer hier die Nase vorn hat, könnte sich gegenüber Wettbewerbern entscheidende Vorteile verschaffen. Entsprechend groß ist momentan der Wettstreit um den schnellsten Ausbau der orbitalen Internetkapazitäten. Auch staatliche Player wie China und die Europäische Union schicken sich an, mit ins Rennen zu gehen.

OneWeb
14. September 2021: Start einer Trägerrakete in Baikonur mit 34 OneWeb-Satelliten Bord. © OneWeb/ Roscosmos, TsENKI

OneWeb: Dicht dran…

Zwar ist SpaceX mit seiner Starlink-Konstellation der erste am Start, aber zwei Konkurrenten sind ihm dicht auf den Fersen. Am nächsten dran ist das speziell für die Satelliten-Übertragung gegründete Unternehmen OneWeb. Seine ersten sechs Testsatelliten schickte es schon im Februar 2019 als Beilast einer Sojus-Raketen in den Orbit. Im Sommer 2020 allerdings entging OneWeb nur knapp einer Pandemie-bedingten Pleite. Erst der Einstieg des indischen Unternehmens Bharti Airtel und der britischen Regierung verschaffte der Firma wieder die nötige Liquidität. Als Mithersteller der Satelliten-Hardware ist zudem das europäische Luftfahrt-Unternehmen Airbus mit am Start.

Inzwischen kreisen 358 OneWeb-Satelliten im Erdorbit – gut die Hälfte der 648 für die erste Ausbaustufe geplanten Konstellation. Sie soll im Jahr 2022 fertig gestellt sein und den Betrieb aufnehmen. „Bis Mai/Juni 2022 wird die OneWeb-Konstellation den gesamten Globus umspannen – jeden Quadratzentimeter diese Welt“, kündigte Sunil Mittal, CEO von Bharti Enterprises und milliardenschwerer Business-Tycoon an. Weitere Ausbaustufen der Mega-Konstellation sind bereits geplant, insgesamt hat OneWeb Genehmigungen für 6.372 Satelliten beantragt.

…aber andere Zielgruppe

Anders als bei Starlink kreisen die OneWeb-Satelliten in 1.200 Kilometer Höhe und auf fast polaren Orbits mit einer Neigung von gut 98 Grad zum Äquator. Dadurch benötigen sie weniger Satelliten für eine flächendeckende Abdeckung und können selbst hohe Breiten erreichen. Bis Ende 2021 sollen ausreichend Satelliten im Orbit sein, um die orbitale Internet-Anbindung jenseits des 50. nördlichen Breitengrads zu gewährleisten. „Das ermöglicht eine Abdeckung von Nordeuropa, Großbritannien, Kanada, Alaska, Grönland, Island und des arktischen Meeres“, teilte OneWeb-Partner Airbus im Juli 2021 mit. Nützlich wäre dies nicht nur für die Länder in diesem Bereich, sondern auch für Schiffe und Flugzeuge in diesen Regionen. Weil die Signale einen etwas weiteren Weg zurücklegen müssen, könnten die Latenzzeiten aber etwas höher sein als bei den nur halb so hoch fliegenden Starlink-Satelliten.

Ein weiterer Unterschied: OneWeb soll nicht die direkte Anbindung individueller Nutzer, bringen sondern zielt auf Unternehmen, Telekommunikationsanbieter, staatliche Stellen oder ganze Kommunen als Kunden.

Anzeige

Amazon: Später Start…

Der dritte, bisher aber am wenigsten weit fortgeschrittene kommerzielle Konkurrent um das Satelliten-Internet ist Amazon. Im „Project Kuiper“ will das Unternehmen eine Mega-Konstellation aus insgesamt 3.236 Satelliten im Erdorbit installieren. Bis 2026 soll die Hälfte dieser Satelliten in der Umlaufbahn sein. Geplant ist dabei ein in drei Schalen gestaffelter Aufbau in Höhen von 560 bis 630 Kilometern und – ähnlich wie bei Starlink – eine Datenübertragung primär im Ka-Band.

United Launch Alliance
Eine Trägerrakete der United Launch Alliance soll die amazon-Satelliten ins All bringen. © amazon

Bisher allerdings hängt Amazon seinen Konkurrenten zeitlich stark hinterher. Während Starlink schon die Beta-Version seines Satelliten-Internets in Betrieb hat, ist Amazon noch dabei, Fachkräfte für das Projekt anzuwerben. Auch einige Angestellte von Facebook soll das Unternehmen dafür im Rahmen einer Kooperation ausgeliehen haben, wie im Juli 2021 bekannt wurde.

…aber mehr Synergie-Effekte

Dennoch könnte die Amazon-Konstellation diesen Rückstand durch einen entscheidenden Vorteil wieder wettmachen: Anders als seine Konkurrenten kann Amazon die Übertragungsdienste von Project Kuiper direkt in seine schon bestehenden Internetdienste integrieren, darunter vor allem den Cloud-Speichern von Amazon Web Services (AWS) . „SpaceX kann Daten von A nach B über das All bringen. Amazon aber kann Daten durch das Satelliten-Netzwerk in seine Clouddienste und zu den Endnutzern bringen“, erklärt Zac Manchester von der Stanford University.

Für viele Kunden der Amazon-Clouddienste würde dies den Vorteil bieten, dass sie rechenintensive und viel Speicherplatz kostende Anwendungen nicht nur die Cloud auslagern könnten wie bisher, sondern dass sie auf diese Daten dann auch einfach und überall über schnelle Breitbandverbindungen zugreifen können.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mega-Konstellationen – der neue Wettlauf ins All
Weltumspannende Satellitennetze für das Internet der Zukunft

Die Lücken schließen
Was bringt ein Internet per Satellit?

Starlink – der Vorreiter
Was kann die Konstellation von SpaceX?

Die Rivalen
OneWeb, Amazon und Co

Staatliche Nachzügler
Auch China und Europa wollen mitmischen

Weltraumschrott und Kollisionen
Die Schattenseite der Mega-Konstellationen

Gefahr für die Astronomie?
Mega-Konstellationen und die Lichtverschmutzung

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema