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Raumfahrt

DART: Rammversuch erfolgreich

NASA-Raumsonde trifft Asteroid in erstem Test einer Asteroiden-Ablenkung

DART
Die DART-Raumsonde hat erfolgreich ihr Ziel getroffen und hat den Asteroidenmond Dimorphos gerammt. © NASA/Johns Hopkins APL/Steve Gribben

Ziel getroffen: Die NASA-Raumsonde DART hat heute Nacht erfolgreich ihre Mission durchgeführt und einen Asteroiden gerammt. Wie geplant steuerte das autonome Navigationssystem die Rammsonde auf Kollisionskurs mit dem rund 165 Meter großen Asteroidenmond Dimorphos. Ihr Einschlag auf seiner Oberfläche müsste dem Brocken genügend Impuls verliehen haben, um seine Flugbahn um den Mutterasteroiden Didymos rund ein Prozent zu verkürzen. Ob das der Fall ist, werden nun Teleskopbeobachtungen klären.

Es eine Generalprobe für den Ernstfall: Sollte eines Tages ein Asteroid auf die Erde zusteuern, dann gilt ein kinetischer Deflektor als aussichtsreichste Strategie – eine Ablenkung durch gezieltes Rammen mit einer möglichst schweren, unbemannten Raumsonde. Sie muss ihr Zielobjekt allerdings früh genug, schnell genug und im richtigen Winkel treffen, damit ihr Einschlagsimpuls den Asteroiden weit genug aus seiner Bahn bringt, um die Erde zu verfehlen.

Ablauf
Ablauf der Mission: Die DART-Sonde rammt den Asteroidenmond Dimorphos und verändert so seine Bahn um den Asteroiden Didymos. © NASA/Johns Hopkins APL

Anflug und erfolgreicher Einschlag

Dass dies gelingen kann, selbst wenn der fragliche Asteroid elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist und im Teleskop kaum zu sehen ist, hat nun die DART-Mission der NASA bewiesen. Nach zehn Monaten Anflug traf sie gestern Abend am 780 Meter großen Asteroiden Didymos und seinem 165 Meter großen Mond Dimorphos ein. 90.000 Kilometer von ihrem Ziel entfernt wertete die autonome Navigation der Raumsonde Bilder ihrer Kamera aus, um beide Brocken zu unterscheiden und den Asteroidenmond Dimorphos anzusteuern.

Um kurz nach Mitternacht unserer Zeit war es dann soweit: Die DART-Raumsonde raste mit rund 22.500 Kilometern pro Stunde auf ihren Zielasteroiden zu und schlug auf ihm ein. Ein letztes Bild der Navigationskamera zeigte noch eine Nahansicht der von grobem Geröll bedeckten Asteroidenoberfläche, bevor die Raumsonde auf Dimorphos zerschellte. „Damit wissen wir nun, dass wir eine Raumsonde selbst auf einem relativ kleinen Himmelskörper mit der nötigen Präzision zum Einschlag bringen können“, sagte Thomas Zurbuchen, Leiter des Wissenschaftsdirektorats der NASA.

Wie stark wurde Dimorphos abgelenkt?

Obwohl die DART-Sonde nur rund 570 Kilogramm, der Asteroid Dimorphos aber rund fünf Milliarden Kilogramm wiegt, müsste der Impuls des Einschlags zusammen mit dem Rückstoß des ausgeschleuderten Gesteins reichen, um den Asteroiden ein wenig aus seiner Bahn zu lenken. „Wir benötigen nur eine kleine Veränderung im Tempo des Asteroiden, um seine weitere Flugbahn signifikant zu verändern“, so Zurbuchen.

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Ob der Rammstoß die Flugbahn des Asteroiden Dimorphos tatsächlich verändert hat, müssen nun in den kommenden Wochen Beobachtungen mit Teleskopen zeigen. Weil Dimorphos bei seiner Umlaufbahn um seinen größeren Mutterasteroiden regelmäßig vor diesem vorbeiläuft, ist seine Orbitalperiode von der Erde aus an regelmäßigen Helligkeitsschwankungen des Paares zu erkennen. Den Modellrechnungen zufolge könnte der Rammstoß die Umlaufbahn von Dimorphos um ein Prozent verkürzt haben – seine Umlaufzeit müsste daher nun zehn Minuten kürzer sein.

Dimorphos
Das letzte vollständige Bild der DART-Kamera vor dem Einschlag der Sonde auf Dimorphos. © NASA/Johns Hopkins APL

Kompakter Brocken oder poröser Geröllhaufen?

Wie stark sich die Flugbahn des gerammten Asteroiden tatsächlich verändert hat, wird Aufschluss nicht nur über den Erfolg der kinetischen Deflektion geben – es liefert auch wertvolle Informationen über die Beschaffenheit des Zielasteroiden. Denn wie erfolgreich eine Ablenkungsmission ist, hängt extrem davon ab, wie stabil und kompakt das Zielobjekt ist. Ist er zu porös, kann die Energie des Aufpralls weitgehend folgenlos verpuffen – im Ernstfall wäre die Ablenkung dann gescheitert.

Wertvolle Daten dazu wird auch der kleine Minisatellit LICIACube übermitteln. Diesen hatte die DART-Sonde 15 Tage vor ihrem Einschlag freigesetzt, damit er Aufnahmen des Impakts und der unmittelbaren Folgen machen kann. Denn die Größe und Art des Kraters und der ausgeschleuderten Trümmer kann verraten, wie das Innere des Asteroiden beschaffen ist. Weil der kleine CubeSat aber nur begrenzte Übertragungskapazitäten hat, wird er einige Wochen benötigen, um alle seine Bilder zur Erde zu schicken.

In vier Jahren wird dann die europäische Raumsonde HERA dem Asteroiden-Duo einen Besuch abstatten und sie noch einmal genauer untersuchen.

Gelungener Test für den Ernstfall

Mit dem gelungenen Rammversuch des Asteroiden Dimorphos hat der wesentliche Teil der „Generalprobe für den Ernstfall“ funktioniert. „DARTs Erfolg gibt uns nun ein weiteres wichtiges Werkzeug zum Schutz der Erde vor einem verheerenden Einschlag eines Asteroiden“, sagt Lindley Johnson vom Planetary Defense Office der NASA. „Dies demonstriert, dass wir dieser Art von Katastrophe nicht länger machtlos gegenüberstehen. Ein Nachfolger von DART könnte eines Tages genau das sein, was wir brauchen, um die Erde zu retten.“

Quelle: NASA

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