Abgeschlachtet und ausgerottet – der Untergang des wohl größten Vogels aller Zeiten begann mit der Besiedelung Neuseelands durch die Maoris. Als die polynesischen Ureinwohner „das Ende der Welt“ vor rund 1.000 Jahren nach einer monatelangen Reise mit ihren Kanus erreichten, boten die Riesenvögel eine höchst willkommene und ertragreiche Frischfleischquelle. Die unerschrockenen und wohl eher behäbig wirkenden Moas, die einst zu Hunderttausenden in den unberührten, dichten Wälder zu Hause waren, boten eine allzu leichte Beute. Die nicht nur flugunfähigen, sondern auch gänzlich flügellosen Vögel konnten nicht wegfliegen und nutzen ihre langen starken Beine weder zu Flucht noch zur Verteidigung.
Vernichtender Blitzkrieg
Den einzigen Schutz vor Feinden, die sie bis dahin nicht hatten, bot ihr schwer zugänglicher Lebensraum – der dichte Urwald. Doch gewaltige Feuer rafften in nur wenigen Jahrzehnten das sichere Rückzugsgebiet der Moas dahin. Einige Brände entstanden auf natürliche Weise, die meisten aber wurden von den Maoris vermutlich gezielt gelegt, um durch kontrollierte Brandrodung Land für ihre Siedlungen zu gewinnen.
Hinzu kam, dass die Ureinwohner regelrechte Schlachtfeste veranstalteten. Von den zu Hauf getöteten Vögeln aßen sie nur noch das Beste und stahlen die Eier aus den Nestern. Der Moa ist jedoch eine Vogelart, die sich vermutlich nur recht langsam fortpflanzte. Wahrscheinlich erreichten die Tiere erst im Alter von acht Jahren die Geschlechtsreife und brüteten wie ihre Verwandten, die Kiwis, nur jeweils ein Ei aus. Somit versetzte der gnadenlose Raubbau allen Moaarten rasch den Todesstoß.
Als der britische Seefahrer und Entdecker James Cook 1769 als einer der ersten Europäer auf Neuseeland landete, waren die Riesenvögel bereits ausgestorben. Heute zeugen nur noch zahlreiche Knochenfunde, konservierte Eier, Federn und kunstvolle Höhlenmalereien von der einstigen Existenz der Moas.
Wahrheit oder Mythos?
Doch wie besagt ein bekanntes Sprichwort: Totgesagte leben länger. Und so kursierten und kursieren immer wieder Gerüchte und Augenzeugenberichte über spektakuläre Begegnungen mit dem sagenumwobenen Riesenvogel. Nur aussagekräftige Beweise gibt es bis heute leider keine. Doch wer weiß, vielleicht konnten einige wenige der kleineren Moas im Dickicht der abgelegenen Urwälder der Südinsel Neuseelands wirklich überleben. Schließlich entdeckte der Naturforscher Geoffrey Orbell genau in diesem Gebiet 1948 letzte Überlebende der Takahe. Damals erlebte die für bereits ausgestorben erklärte Rallenart mehr als fünfzig Jahre nach ihrer letzten Sichtung eine wundersame Auferstehung.
Steckbrief
- Ordnung: Dinornithiformes
- Arten: Riesenmoa (Dinornis maximus/giganteus), Zwergmoa (Megalapteryx hectori), Elefantenfuß-Moa (Pachyornis elephantopus), Kleiner Moa (Emeus crassus); insgesamt werden elf Arten vermutet
- Verbreitung: Neuseeland
- Lebensraum: Wälder und Waldränder
- Körperhöhe: je nach Art von truthahngroß bis 3,60 Meter
- Körpergewicht: bis 350 Kilogramm
- Ernährung: Vegetarier; schluckten Steine um die Pflanzenkost besser zu verdauen
- Fortpflanzung: Geschlechtsreife mit etwa acht Jahren; die Eier der größten Art haben ein Volumen von 4,3 Litern (rund 90 Hühnereier)
- Besondere Merkmale: flugunfähig; keine Flügelansätze
- Bestand: gilt seit rund 400 Jahren als ausgestorben
Stand: 30.09.2003