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Zoologie

Pinguine

Elegante Vielflieger unter Wasser

Gelbaugenpinguin © Nature Wonders

Pinguine gehören zu den Vielfliegern im Vogelreich. Dennoch sind riskante Flugmanöver am Himmel von den Frackträger kaum zu erwarten, denn ihr Element ist das Meer. Nur zur Aufzucht ihrer Jungen und zur Mauser verlassen die „flugunfähigen“ Vögel das kühle Nass. Während die Pinguine an Land mit ihrem Watschelgang eher unbeholfen wirken, so sind sie an ein Leben unter Wasser optimal angepasst.

Perfekte Anpassung

Mit ihrem stromlinienförmigen Körperbau gleiten die schwarz-weißen Tiere fast widerstandslos und somit äußerst energiesparend durchs Wasser. Die an Land scheinbar nutzlosen Flügelrudimente sorgen dabei für den nötigen Vortrieb. Die weit hinten „eingebauten“ Beine und der kurze Schwanz sorgen bei der waagerechten Flugposition als eine Art Höhen- und Seitenruder für die nötige Stabilität. Im Gegensatz zu fliegenden Artgenossen mit breiten Flügeln haben Pinguine eher schmale „Tragflächen“.

Doch der Flügelschlag unter Wasser verliert dadurch nicht seine Effektivität, denn durch die größere Dichte des Wassers wird gleichzeitig mehr Masse verdrängt. Auf die Körperlänge bezogen haben Zoologen errechnet, dass Pinguine dabei bis zu sieben mal schneller sind als der Mensch. So tauchen, schwimmen und fliegen die tierischen Überflieger, oft auch über Tage und Wochen, viele Kilometer weit aufs offene Meer hinaus. Immer auf der Suche nach Nahrung – lecker Fische, aber auch Kleinkrebse scheinen zu munden.

Gelbaugenpinguin an Land © Nature Wonders

Doch warum haben sich Pinguine ganz an ein Leben im vogelfremden Element Wasser angepasst, während andere Seevögel aus der Luft Kleinsttiere aus dem Meer fischen? Anders als Albatrosse, Sturmvögel oder Sturmtaucher, die selbst im Sturzflug nur eine geringe Eintauchtiefe erreichen, haben es Pinguine auf das reichhaltige Nahrungsangebot in tieferen Wasserschichten abgesehen. Bei den mehrere Minuten andauernden Tauchgängen erreichen sie je nach Art eine Wassertiefe zwischen 30 und sogar 500 Meter. Dabei wäre die bei fliegenden Vögeln vorherrschende Leichtbauweise mit luftgefüllten Knochen eher hinderlich. Die Pinguine würden wie Korken unfreiwillig an der Wasseroberfläche treiben und der Kraftaufwand beim Flug unter Wasser würde sich mit zunehmender Tiefe ins Unermessliche steigern.

Dick und Fett

Um dieses Dilemma zu umgehen sind die Knochen der Pinguine mit Knochenmark gefüllt und daher massiv und schwer. Außerdem ist das System der Luftsäcke, welches bei fliegenden Vögeln für die Körperform sorgt, zugunsten eines riesigen Magens zurückgebildet. Prall gefüllt kann er bis zu einem Drittel des Körpergewichts ausmachen. Von so einem Energiespeicher zähren die Vögel vor allem in der Brutzeit. Denn Brutzeit ist auch Fastenzeit. Um die Eier vorm Auskühlen zu bewaren, bleibt immer ein Elternteil auf dem Nest sitzen, während das andere im Meer auf Nahrungssuche ist.

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Durch die „Konstruktionsänderungen“ ihres Körperbaus haben Pinguine nur noch sehr wenig Auftrieb und schwimmen nicht mehr wie ein Schwan auf, sondern vielmehr wie eine „bleierne Ente“ in der Wasseroberfläche. Nur ihr Kopf, Hals und Rücken schauen aus dem Wasser. Auf offenem Meer mit bereits geringem Wellengang sind schwimmende Pinguine daher recht schwer zu beobachten, geschweige denn zu zählen. Einfacher wird es an Land.

Zwerpinguin auf Nachtwanderung © Oamaru Blue Penguin Colony

Vom Südpol bis zum Äquator

Wer dabei aber denkt, dass alle 18 Pinguinarten ausschließlich am Südpol leben, der irrt. Nur der Adelie- und der Kaiserpinguin bewohnen das ewige Eis der Antarktis dauerhaft. Einige Arten wie den Galapagospinguin zieht es sogar in tropische Gefilde nahe des Äquators. Die meisten Pinguine jedoch siedeln an Stränden oder im dichten Unterholz von Inseln zwischen dem 45. und 60. südlichen Breitengrad.

Ein Beispiel ist die Küste Neuseelands. Dort ereignet sich an den Stränden der Südinsel ein allabendliches Naturschauspiel. Im Schutze der Dämmerung surfen die selten gewordenen Gelbaugenpinguine einer nach dem anderen mit der Wellen der Brandung an Land. Nach kurzer Rast erklimmen sie laut nach ihrem Partner und Küken rufend die hohen Sanddünen und grüne Felsküste zu ihren Nestern. Während die eine Art scheu immer auf Abstand bedacht ist, watscheln andere, wie der Zwergpinguin, zu Hunderten aus dem Meer zu ihren unterirdischen Erdhöhlen. Diese legen die bläulich schimmernden Vögel schon mal völlig arglos unter eine Veranda oder in den Vorgarten einer menschlichen Behausung an.

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Stand: 09.09.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Flugunfähige Vögel
Kiwis, Kakapos, Takahe & Co

Vogelparadies Neuseeland
Wenn der Mensch die Natur verpfuscht

Ein Land unter Quarantäne
Arten- und Naturschutz live

Der Kiwi
Schon bald ein ausgestorbenes Wappentier?

Der Kakapo
Ein Eulenpapagei und seine Bodyguards

Die Takahe-Ralle
Wiederentdeckung einer ausgestorbenen Art

Der Moa
Für immer verloren

Dodo, Dronte, Dödelvogel
Der "Tollpatsch" von Mauritius

Pinguine
Elegante Vielflieger unter Wasser

Familie Strauß
Laufvögel auf der Speisekarte

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