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Frage: Macht Schokolade wirklich süchtig?

Wissenswert

Schokolade © SXC

Ob Zartbitter, Vollmilch oder weiß – Schokolade gehört zu dem beliebtesten Süßigkeiten. Kein Wunder also, dass für viele Menschen Schokolade zum Glück einfach dazugehört. Eine am besten tägliche Dosis des zartschmelzenden Glücklichmachers ist für sie fast schon ein Muss. Scherzhaft bezeichnen sie sich selbst deshalb oft als „Schokoholics“ – als Schokoladensüchtige. Aber kann Schokolade tatsächlich süchtig machen?

„Suchtverhalten assoziieren wir normalerweise mit Drogen oder Alkohol, aber auch Schokolade kann ähnliche psychologische und physiologische Reaktionen bei dafür anfälligen Menschen hervorrufen“, erklärt die Suchtforscherin Kristen Bruinsma von der University of Arizona in Tucson. Auch bei Schokoholics gebe es beispielsweise das fast zwanghafte Verlangen nach dem Suchtmittel, das sich durch nichts Anderes stillen lasse.

Einen suchtähnlichen Heißhunger nach Schokolade haben rund 40 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer, wie die Forscherin berichtet. Natürlich sei dies nicht bei allen gleich stark ausgeprägt. „Im Extremfall essen die Betroffenen die Schokolade heimlich oder in übertriebenem Maße, wie es andere es beispielsweise mit Alkohol machen“, sagt Bruinsma. Manche Schokoholics berichteten auch, sie würden reizbar, wenn sie keine Schokolade bekommen. In diesen Aspekten gleiche das Verlangen nach Schokoladen durchaus der klassischen Abhängigkeit. Ob allerdings diese Parallelen schon ausreichten, um die Wirkung der Schokolade mit den komplexen körperlichen und seelischen Effekten der Sucht zu vergleichen, sei noch umstritten.

Süße allein bringt es nicht

Aber was genau macht die Schokolade zum Suchtobjekt? „Dazu gibt es bisher verschiedene Theorien, aber nur wenig Belege und auch wenig Einigkeit unter den Forschern“, sagt Bruinsma. Einer Theorie nach sei der in der Schokolade in großen Mengen enthaltene Zucker schuld an der Suchtwirkung. Studien zeigen, dass der Mensch und auch viele Tiere von Geburt an eine Vorliebe für Süßes besitzen – möglicherweise weil süßer Geschmack einen hohen Energiegehalt und damit eine reichhaltige Nahrung anzeigen. „Aber 75 Prozent aller selbsterklärten Schokoholics geben an, dass andere Süßigkeiten für sie kein Ersatz sind und ihr Verlangen nicht lindern“, sagt die Forscherin.

Einer anderen Theorie nach ist das typische zartschmelzende Mundgefühl der Schokolade das Ausschlaggebende. Wenn dies so wäre, dann müsste auch weiße Schokolade die Gelüste der Schokoholics stillen können, argumentiert Bruinsma. Denn sie habe die gleiche Textur, ihr fehlen aber das typische Kakaoaroma und auch einige der möglicherweise biologisch wirksamen Inhaltsstoffe. Tatsächlich haben Forscher dies in einem Experiment überprüft. Ihr Ergebnis: Weiße Schokolade senkte die Schokolust nur leicht und auch nur sehr vorübergehend. „Das deutet darauf hin, dass entweder das typische Kakaoaroma eine wichtige Rolle spielt oder aber ein biologisch wirksamer Inhaltsstoff“, sagt Bruinsma.

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Wirkung ähnlich wie Cannabis

Wie die Suchtforscherin erklärt, enthält Schokolade gleich mehrere Inhaltsstoffe, die physiologische oder psychologische Effekte hervorrufen. Darunter sind die stimulierend wirkenden Substanzen Koffein, Tyramin und Phenylethylamin, aber auch Vorstufen des Anandamids, einer Verbindung, die im Gehirn ähnlich wirkt wie das in Cannabis enthaltene Rauschmittel. „Es wäre möglich, dass Schokolade die Anandamid-Spiegel im Gehirn erhöht und so ein Gefühl des Wohlbehagens auslöst“, sagt Bruinsma. Diese Wirkung könnte aber auch durch ein Zusammenwirken mit anderen biologisch aktiven Inhaltstoffen der Schokolade hervorgerufen werden. Ob das der Fall ist, sei aber bisher nicht untersucht worden. Zudem bleibe unklar, ob die in der Schokolade enthaltenen Konzentrationen dieser Inhaltsstoffe überhaupt ausreichen, um eine biologische Wirkung zu entfalten.

„Aber unabhängig von der genauen Wirkungsweise sollte man sich klarmachen, dass der suchtähnliche Heißhunger auf Schokolade real ist“, sagt Bruinsma. Das müsse auch von Medizinern und Diätfachleuten berücksichtigt werden, wenn es darum gehe, beispielsweise Übergewichtige zu einer gesunderen Ernährung zu bewegen.

25.01.2013 – NPO/dapd

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