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GeoUnion

Neue Lösskarte Europas erstellt

Forscher liefern erste Übersicht über die Verbreitung des fruchtbaren Bodens seit 75 Jahren

Löß-Schwarzerde-Bodenprofil in Bad Lauchstädt/Sachsen-Anhalt. © Norma Neuheiser/UFZ

Egal ob kalkgrau oder dunkelschwarz – Lösssedimente und deren Böden sind weltweit von besonderer Bedeutung für die Landwirtschaft da sie zu den fruchtbarsten ihrer Art überhaupt zählen. Deutsche Wissenschaftler haben nun eine neue digitale Europakarte vorgelegt, die die Verbreitung von Löss-Sedimenten in Europa zeigt.

„Wir hoffen, dass wir mit diesem Grundlagenwerk eine Basis für künftige Landschaftsmodelle geliefert haben, die helfen könnten, rechtzeitig Maßnahmen gegen das weltweite Problem der Bodenerosion zu ergreifen“, erläutert die Geografin Dagmar Haase vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). „Wichtig sind die Daten auch für die Rekonstruktion der Klimageschichte in Europa.“

Es handelt sich bei der aktuellen Karte um die erste vollständige Übersicht über die Lössvorkommen seit 1932 als der Geologe Rudolf Grahmann die letzte umfassende Bestandsaufnahme durchführte. Die Forscher um Haase vollendeten mit ihrer Arbeit die Ansätze verschiedener Wissenschaftler, die bereits in den 1970er und 1980er Jahren damit begonnen hatten, Grahmanns Werk auf den aktuellen Stand zu bringen. Die neue Karte im Maßstab 1:2.500.000 wurde mit Hilfe moderner digitaler Informationssysteme erstellt.

Bodenwertzahl beschreibt Qualität der Böden

Europäische Lösskarte 2007 © Dagmar Haase/UFZ

Die Qualität eines Bodens wird in Deutschland mit einer so genannten Bodenwertzahl angegeben, für deren Höchstwert von 100 der Lössboden bei Eickendorf in der Magdeburger Börde Pate stand. Lösssedimente und ihre Böden bedecken heute etwa ein Zehntel der Erde. In Europa ist Löss ein staubiges Produkt der eiszeitlichen Vergletscherung. Das sehr feine und damit leichte Material wurde während der Kaltzeiten aus vegetationslosen Regionen am Rande der Gletscher ausgeweht und in Regionen mit dichterer Vegetation wieder abgelagert. Löss besteht größtenteils aus Quarzkörnern und Kalk. Die sehr kleinen Körner sorgen für eine gute Durchlüftung, Wasserspeicherung und Mineralienreichtum. Deshalb entstehen aus Löss so ertragreiche Böden wie die Schwarzerden der Börden, die aber auch besonders empfindlich gegen Erosion sind. Daher ist es wichtig zu wissen, wo sich diese fruchtbaren und schützenswerten Böden und Sedimente genau befinden.

Erste Ansätze bereits 1966

Bereits 1966 entschied sich deshalb die damalige Löss-Kommission der Internationalen Union für Quartär-Forschung (INQUA), eine europäische Lösskarte zu erstellen. Dies führte in verschiedenen Ländern zu intensiver Forschung und zu neuen Erkenntnissen. In den 1980er Jahren wurden schließlich auch die Konzepte für eine Karte entwickelt. Dazu war es nötig, einheitliche Definitionen für die verschiedenen Lössarten zu finden. Über zwei Jahrzehnte erfolgte dann die Zusammenstellung der analogen Verbreitungsdaten von Löß und Lößsedimenten in ganz Europa durch die Kooperation von Wissenschaftlern in Ost und West. Dennoch kam es nie zu einer neuen gesamteuropäischen Karte und die schon historische Übersicht Grahmanns blieb weiter das einzige Standardwerk.

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Modernes digitales Informationssystem

2003 nahm schließlich eine Gruppe Leipziger Wissenschaftler die Arbeit an dem Projekt wieder auf. Aus dem bereits existierenden reichhaltigen Fundus an Kartenmaterial aus ganz Europa und der ehemaligen Sowjetunion entstand dann auf der Basis moderner GIS-Technologie am UFZ die Europäische Lößkarte 1:2,5 Millionen, die jetzt im Fachblatt Quaternary Science Reviews vorgestellt wurde.

Insgesamt bedecken die Lössböden danach etwa ein Fünftel Europas: vor allem in der osteuropäischen Tiefebene, in einem Gürtel nördlich der Mittelgebirge, im Alpenvorland und Donaubecken sowie in verschiedenen Flussbecken.

Die neue europäische Lösskarte ist ein modernes digitales Informationssystem, das auf der Verknüpfung von Koordinaten und Sachinformationen besteht. Es ist weltweit nutzbar und wird seit seinem Erscheinen bereits lebhaft aus allen Teilen der Welt nachgefragt, so das UFZ.

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 27.11.2007 – DLO)

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