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Medizin

Grippe-Pandemie befürchtet

Weltweite Versorgung mit Impfstoff nicht gesichert

Experten befürchten, dass es schon bald zu einer weltweiten Grippe-Epidemie von enormem Ausmaß kommen könnte, und fordern jetzt entsprechende Vorkehrungen einzuleiten. Nach Auffassung der Impf-Experten könnte eine Influenza-Pandemie heute 150 bis 300 Millionen Todesfälle verursachen. Medikamente gegen das Virus , so die Mediziner, können das Problem allein nicht lösen.

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„Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einer der nächsten Grippewellen zu einer Pandemie kommt, ist ausgesprochen hoch“, erklärte Heinz-J. Schmitt von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Schmitt ist Leiter der Pädiatrischen Infektiologie in der Kinderklinik und Kinderpoliklinik und Generalsekretär der „Summits of Independent European Vaccination Experts“ (SIEVE), einer Einrichtung der Stiftung Präventive Pädiatrie an der Universität Mainz. „Wir müssen die notwendigen Vorbereitungen zur Herstel-lung von Pandemie-Impfstoffen umgehend aufnehmen“, fordern die SIEVE-Experten.

Wie kann die Welt schnell genug mit Impfstoff versorgt werden, falls ein potenzielles „Pandemie-Virus“ sich ausbreitet? Trotz erhöhter Besorgnis sei seit 1997 bis heute kein Impfstoff gegen die so genannte Vogelgrippe für eine Massenproduktion entwickelt worden, heißt es in der Stellungnahme weiter. Der Grund: Vogel-Influenza-Viren lassen sich nicht adäquat in Hühnereiern anzüchten. Mit dem neuen Verfahren der reversen Genetik sei dieses Problem nun lösbar. Innerhalb weniger Wochen könne ein Impfvirus für die Produktion verfügbar sein.

Unter Zeitdruck

Theoretisch sei es möglich, mehr als drei bis sechs Milliarden Dosen Impfstoff herzustellen. Allerdings müssten zuvor noch einige Voraussetzungen für den Einsatz der reversen Genetik geschaffen werden. Denn im Pandemie-Fall bliebe dazu keine Zeit. Beispielsweise gilt es

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Fragen des Patentrechts und der Lizenzgebühren zu klären. Nach Auffassung der SIEVE-Experten wäre dazu die Gründung zweier internationaler Pools – jeweils für die Patenthalter und die Patentnutzer bzw. Impfstoffhersteller – als Verhandlungsplattform geeignet. Eine öffentliche Diskussion über den Einsatz von Impfstoffen, die mit Hilfe reverser Genetik hergestellt wurden, müsse ebenfalls im Vorfeld geführt werden. Auch wären langwierige Zulassungsverfahren im Falle einer Pandemie kontraproduktiv. Deshalb empfehlen die Experten, die Zulassung eines solchen Impfstoffs schon jetzt in Angriff zu nehmen, so dass später ein Standardverfahren für Produktion und Anwendung vorliegt.

Außerdem fordern die Experten eine Diskussion über die weltweite Verteilung eines solchen Impfstoffs, so dass auch Länder ohne eigene Produktion versorgt werden. Schließlich müsste die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erheblich mehr Geld für ihr Influenza-Programm erhalten – einer zukünftigen Pandemie ohne Impfstoff und schlagkräftigem Impfprogramm entgegen zu treten, wäre ungleich teurer.

(idw – Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 11.03.2004 – AHE)

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