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Dürre in Südeuropa hausgemacht?

WWF: EU-Nothilfen soll an Ursachenbekämpfung gekoppelt werden

Bewässerung trockener Felder © USDA

Spanien und Portugal leiden unter der schlimmsten Dürre seit mehr als einem halben Jahrhundert. Schon jetzt wird mit Ernteausfällen von mehreren Milliarden Euro gerechnet. Nach Ansicht der Umweltorganisation WWF ist jedoch mindestens ein Teil dieser Dürrefolgen hausgemacht.

Angesichts der Wasserkrise wird der Ruf nach Finanzhilfen aus Brüssel immer lauter. Die EU-Kommission genehmigte Mitte Juni erste Hilfen in Form von Futtermitteln und Transportkostenübernahmen im Wert von weit über 50 Millionen Euro. Zusätzlich wurde in der vergangenen Woche die Anpassung existierender Agrarförderprogramme zur Milderung der Dürreschäden beschlossen. Die Umweltorganisation WWF warnte jedoch davor, sich auf die Behandlung der Symptome zu beschränken. Die Dürre sei zum großen Teil selbst verursacht.

„Wenn die EU die betroffenen Länder unterstützt muss, sie zugleich einfordern, dass die Wasserverschwendung beendet wird“, fordert Martin Geiger, Leiter des Fachbereichs Süßwasser beim WWF Deutschland. Illegale Brunnen müssten geschlossen, marode Leitungsnetze saniert und effiziente Wassernutzung belohnt werden. Nur so könne man dem Problem mittelfristig wirksam begegnen.

Rund 80 Prozent des Trinkwassers wird auf der iberischen Halbinsel für die Landwirtschaft verbraucht. Angepasste Kulturpflanzen und Anbausysteme bräuchten weit weniger Wasser. Allein durch effiziente Bewässerungssysteme ließe sich etwa ein Drittel einsparen. Doch die EU-Agrarpolitik fördere auch den Anbau von Pflanzen, die extrem viel Wasser verbrauchen wie Zuckerrüben, Mais oder Reis. Für den WWF ist es unverständlich, dass in Ländern, die immer wieder unter Trockenheit leiden, mehrere Millionen Hektar Ackerfläche künstlich bewässert werden. „Anstatt Verschwendung zu belohnen, muss den Bauern geholfen werden, auf effiziente, sparsame Bewässerung umzustellen“, fordert Martin Geiger.

Auch in anderen Bereichen liege gerade im Mittelmeerraum einiges im Argen. Die Wasserpreise für die Landwirtschaft seien in den meisten Ländern viel zu niedrig und die weiter rasant wachsenden Zuwachsraten im Tourismus dürften dazu führen, dass sich das Problem noch verschärfe. Südeuropa brauche ein Umdenken in der Wasserpolitik. Davon sei allerdings bislang wenig zu spüren. Statt auf den sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass zu setzen, baut man in Spanien immer neue Staudämme, deren Pegel angesichts der aktuellen Trockenheit immer tiefer sinken. Das Wasser wird auch dazu benötigt, um Swimmingpools in den Hotelburgen an der Küste zu füllen und immer neue Golfplätze zu bewässern.

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Der WWF plädiert dafür, die aktuell angefragte Hilfe aus dem Solidaritätsfonds der EU als Ausgleich für die Dürreschäden nur zu gewähren, wenn die betroffenen Länder bereit sind, ihre Wasserpolitik auf eine nachhaltige Grundlage zu stellen. Dies gelte auch für die bereits bewilligten Nothilfen. Die EU habe mit ihrer Wasserrahmenrichtlinie den Rahmen für eine zukunftsweisende Wasserpolitik vorgegeben, jetzt müsse sie sicherstellen, dass diese zeitgerecht umgesetzt und nicht durch andere parallele EU Maßnahmen verwässert werde.

(WWF, 03.08.2005 – NPO)

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