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Astronomie

Deep Impact: Kosmische Kollision erfolgreich

Impaktor der Raumsonde trifft Kometen Tempel 1

Einschlag des Impaktors auf Tempel 1 © NASA/JPL

Nach 172 Tagen und 431 Millionen Kilometer Verfolgungsjagd hat die Sonde Deep Impact ihre Mission erfüllt: Rechtzeitig zum amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli kollidierte der Impaktor der Sonde mit dem Kometen Tempel 1 und schleuderte Eis und Staub weit ins All hinaus.

Die offizielle Bestätigung des erfolgreichen Einschlags kam schon nach fünf Minuten, als die Bodenstation ein erstes Bild von einer der Kameras an Bord der Deep Impact Sonde empfing: Auf ihm waren eindeutige Anzeichen für einen Impakt zu erkennen. „Das Bild zeigt deutlich einen spektakulären Einschlag“, erklärt Chefwissenschaftler Michael A’Hearn von der Universität von Maryland in College Park. „Bei so vielen Daten haben wir eine lange Nacht vor uns, aber genau das haben wir erhofft. Es gibt schon jetzt so viel, dass wir kaum wissen, wo wir anfangen sollen.“

Kollision nach Plan

Die himmlische Kollision und die darauf folgende Datenerfassung durch das Deep Impact Mutterschiff war der Höhepunkt von 24 Stunden harter Arbeit für Wissenschaftler, Navigatoren und Ingenieure. Nach der Trennung des Impaktors vom Mutterschiff mussten beide auf Kurs gebracht werden und der herannahende Komet genau beobachtet und aufgenommen. „Die autonomen Navigationssysteme des Impaktors erwachten gerade rechtzeitig zum Leben“, so Shyam Bhaskaran, Navigator der Sonde vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena. „Unsere vorläufigen Analysen ergeben drei korrigierende Manöver der Einschlagssonde, 90, 35 und 12,5 Minuten vor der Kollision.“

Als der Impaktor schließlich plangemäß mit zehn Kilometer pro Sekunde mit dem Kometen zusammenstieß, war das Mutterschiff zur Stelle und konnte die Ereignisse aufnehmen. Rund vier Minuten lang sammelte die Sonde Daten und schickte sie über eine direkte Verbindung zur Erde. Dann brach die Verbindung ab, da das Raumschiff in den Staubschweif des Kometen eintrat und alle sensiblen Aufbauten daher hinter einem Schutzschild verborgen wurden. Erst eine halbe Stunde später meldete sich Deep Impact erneut bei der Bodenstation.

Bilder übertreffen Erwartungen

Schon die ersten Bilder machten deutlich, dass der Impakt einen weitaus stärkeren Lichtblitz hervorrief als zuvor angenommen. Zusammen mit den anderen Details der Aufnahmen erlaubt er den Wissenschaftlern erstmals einen Einblick tief in das Innenleben eines Kometen. „Es heißt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, so Projektleiter Rick Grammier vom JPL. „Aber wenn man sich einige der Bilder anschaut, die wir in den frühen Morgenstunden des 4. Juli 2005 erhalten haben, können wir daraus eine ganze Enzyklopädie schreiben.“

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“Das letzte Bild wurde aus nur 30 Kilometern Entfernung von der Kometenoberfläche aufgenommen“, ergänzt A’Hearn. „Aus dieser Nähe können wir Strukturen von weniger als vier Metern Größe auf der Oberfläche erkennen. Als ich mich für diese Mission bewarb, wollte ich einen Kometen mal von nahem sehen, aber das hier ist auf verrückte Weise großartig.“

Neue Erkenntnisse über das Sonnensystem

„Dass die Sonde den extrem nahen Vorbeiflug und den Schildmodus überlebt hat, ist das Sahnehäubchen auf diesen herausragenden Tag“, erklärt Grammier. „Bald werden wir alle Informationen der Begegnung in einem Schwung von der Sonde herunterladen und dem Wissenschaftlerteam übergeben können.“

Das Ziel der Deep Impact Mission war es, einen Blick unter die Oberfläche eines Kometen zu erlangen. Denn dort, so die Hoffnung der Wissenschaftler, könnte sich Material aus den Anfängen des Sonnensystems nahezu unverändert erhalten haben. Die Auswertung der Daten soll unter anderem mehr Aufschluss über die Entstehung unseres Planetensystems geben und Informationen über die Eigenschaften und Zusammensetzung der „kosmischen Wanderer“, der Kometen geben. „Die Mission ist ein überwältigender Erfolgt“, kommentiert Andy Dantzler, Direktor der Abteilung für Sonnensystemforschung der NASA. „Morgen und in den nächsten Tagen werden wir eine Menge mehr über die Ursprünge unseres Sonnensystems wissen.“

(NASA, 05.07.2005 – NPO)

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