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Biologie

Rückzug der Deiche fördert Artenvielfalt

Studie: Deichrückverlegung bei Worms verbessert Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Um den Hochwasserschutz entlang des Rheins zu verbessern, werden immer mehr Deiche zurückverlegt. Dadurch entstehen neue Pufferzonen für Überflutungen. Die Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die Lebensbedingungen von Tieren und Pflanzen in diesen neu entstandenen Überflutungsbereichen waren bisher unter Wissenschaftlern umstritten. Neue Studien belegen nun aber, dass sich durch die Deichrückverlegung „Bürgerweide“ bei Worms der Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erheblich verbessert und die Artenvielfalt erhöht hat.

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„Es gab nur wenig konkrete Vorstellungen, wie sich die Rückverlegung ökologisch auswirken könnte“, erklärte Professor Alfred Seitz vom Institut für Zoologie der Universität Mainz. „Die Maßnahmen in Worms und unsere begleitenden Untersuchungen können nun als Modell auch für andere Polderbauten genutzt werden.“

Südlich von Worms ist durch die Rückverlegung der Deichlinie ein circa 68 Hektar großer Überflutungsraum am Rhein entstanden. Es wurden aber auch vielfältige neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen und der Raum insgesamt ökologisch aufgewertet. Drei Arbeitsgruppen aus dem Bereich des Zentrums für Umweltforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben in Kooperation mit dem bearbeitenden Planungsbüro und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd den Prozess begleitet und diesen Retentionsraum „Bürgerweide“ vier Jahre lang beobachtet.

Wie die Forscher herausfanden, konnte die Lebensraumqualität für Tiere und Pflanzen durch das Projekt erheblich verbessert werden. Die Schaffung von Gewässern, insbesondere die Verlegung des Altbaches auf einer Länge von etwa 1.200 Metern in den Retentionsraum und die Anlage eines Amphibientümpels, bewerten die Wissenschaftler als „ökologischen Erfolg“.

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Größere Artenvielfalt beobachtet

Gewässergebundene Tierarten, die zuvor keine geeigneten Lebensbedingungen in der „Bürgerweide“ vorfanden, sind heute in dem Gebiet ansässig. Außerdem erhöhte sich nach den Ergebnissen der Studie die Artenvielfalt in dem Beobachtungsgebiet. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Ackerbau auf etwa 25 Hektar nun nur noch extensiv betrieben wird. Das Gutachten empfiehlt, die Besucher in dem Naherholungsraum mit Hilfe eines ausgewiesenen Wegesystems so zu lenken, dass Tabuzonen geschaffen werden und dadurch eine dauerhafte Ansiedlung von Tierarten möglich ist. Eine gewisse Pflege erfordert der Amphibientümpel, der vor Verlandung zu schützen und von „einwandernden“ Fischen zu befreien ist, um die Amphibien zu schonen.

Für die Deichrückverlegung bei Worms wurde der Rheinhauptdeich 2001 auf einer Länge von 1.200 Metern geöffnet und durch einen etwa 3.000 Meter langen, rückverlegten Deich ersetzt. Der so geschaffene Retentionsraum hat die Funktion einer ungesteuerten Hochwasserrückhaltung. Er beginnt sich schon bereits bei kleinen Hochwassern zu füllen. Dabei werden 68 Hektar als Überflutungsfläche reaktiviert, die bisher durch den Rheinhauptdeich von der Dynamik des Rheins abgeschnitten waren. Bei Volleinstau, der einem Hochwasser entspricht, wie es statistisch alle 200 Jahre einmal vorkommt, beträgt das Fassungsvermögen des Rückhalteraums bei einer maximalen Wassertiefe von drei Metern etwa zwei Millionen Kubikmeter.

(idw – Universität Mainz, 19.05.2005 – DLO)

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