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Medizin

Aminosäure verrät Hirntumore

Neues Verfahren erlaubt genauere Diagnose

Forscher im Jülicher Institut für Nuklearchemie haben eine kurzlebige radioaktive Aminosäure entwickelt, die deutlich genauere Angaben über Hirntumoren und deren Ausbreitung erlaubt als das bisher möglich war.

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In Kombination mit einer weiteren Methode können die Hirnforscher in Jülich und im Universitätsklinikum Düsseldorf einen Hirntumor sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent diagnostizieren. Dazu wird das neue Verfahren mit der Magnet-Resonanz-Spektroskopie (MRS) kombiniert. Ergeben beide einen krankhaften Befund, können die untersuchenden Ärzte sicher sein, dass ein Hirntumor vorliegt. Dabei gilt: Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Therapie erfolgreich verläuft.

Hohe Diagnosewahrscheinlichkeit

Die Diagnose von Hirntumoren ist oft ungenau. Die als Standardverfahren eingesetzte Magnetresonanztomographie oder Kernspintomographie kann die Ausdehnung des Tumors nicht sicher erfassen. Denn eine Kernspintomographie zum Beispiel kann nicht zwischen Krebsgeschwür und anderen Veränderungen – zum Beispiel einem entzündlichen Prozess –im Kopf unterscheiden. Um endgültige Gewissheit über einen eventuell vorhandenen Krebs zu erlangen, müssen mehrere Gewebeproben vom Hirn entnommen werden. Das ist ein lebensgefährlicher Eingriff.

Mit einer neuen Methode können die Forscher am Forschungszentrum Jülich die Ausdehnung des Tumors genauer vorhersagen und unnötige Probeentnahmen aus gesundem Hirngewebe vermeiden: Die Wissenschaftler im Jülicher Institut für Medizin injizierten Patienten mit Verdacht auf einen Hirntumor eine kleine Dosis radioaktiv markierter Aminosäure (O-(2-[F-18]Fluorethyl)-L-Tyrosin) – kurz: FET. Mit der anschließenden Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnten sie die Aufnahme und Verteilung der Aminosäure im Gehirn messen.

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Dabei nutzten sie einen besonderen Effekt: Da Tumoren Aminosäuren für ihr Wachstum brauchen, nehmen Krebsgeschwüre die Substanz etwa vier Mal stärker auf als das restliche Gehirn. Dadurch lässt sich anhand der – sehr niedrigen – radioaktiven Strahlung später der Tumor genau lokalisieren. Die Überlagerung der Bilddaten verschiedener Messverfahren kann schließlich genauere Aussagen über die tatsächliche Ausdehnung von Hirntumoren liefern.

Weniger Risiko

Der Leiter der Jülicher Forschungsgruppe, Prof. Dr. Karl-Josef Langen, verweist dabei auf das verhältnismäßig geringe Risiko der Untersuchung: „Der Körper wird einer Strahlung ausgesetzt, die nicht größer ist als bei einer Röntgenuntersuchung“, so Langen. Weiterer Vorteil der Methode: Die Aminosäure kann in großen Mengen hergestellt und problemlos zu den rund 80 PET-Geräten in Deutschland transportiert werden. Die bisher verwendeten Aminosäuren sind nur mit sehr kurzlebigen Strahlern markiert worden (20 Minuten Halbwertszeit) – und damit nur in jenen Kliniken verfügbar, die die Aminosäuren selber herstellen können.

Da es unterschiedliche Arten von Tumoren gibt, richtet sich die empfohlene Therapie immer nach dem Befund einer Gewebeprobe. Durch die neue Methode können unnötige und diagnostisch nicht verwertbare Probeentnahmen aus Hirnregionen vermieden werden, die vom Tumor gar nicht befallen sind. Das ist ein substantieller Fortschritt.

(Helmholtz Gemeinschaft, 09.05.2005 – NPO)

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