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Chemie

Supercomputer enträtselt Wasserstruktur

Strittige Oberflächenstruktur mittels Simulationen aufgeklärt

So alltäglich es erscheint, so rätselhaft ist es immer noch: Gewöhnliches Wasser und seine Eigenschaften unter verschiedenen Bedingungen beschäftigen Forscher weltweit. In den USA gelang jetzt mit einem Großrechner, der etwa zehnmal so viel Rechenkraft besitzt wie die bisher dafür eingesetzten, ein Quantensprung in der Berechnung der Oberflächenstruktur von Wasser.

Mechanismen der Umweltverschmutzung verstehen

Die Hauptfrage der Forscher war, wie genau eine Wasseroberfläche, etwa die eines Wassertropfens, auf der atomaren Skala betrachtet strukturiert ist. Oder mit anderen Worten: Wie ordnen sich die Wassermoleküle im Grenzgebiet zwischen Oberfläche und Gasphase bevorzugt an? Kenntnisse darüber geben zum Beispiel Aufschluss darüber, warum Schadstoffe in der Luft in winzigen Wassertröpfchen plötzlich katalytisch aktiv werden, diese also zu „Nano-Laboratorien“ werden. Ausschlaggebend dafür ist die atomare Beschaffenheit der Wasseroberfläche, über die es bislang in der Wissenschaft verschiedene Ansichten gab.

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„Die Kollegen haben in punkto Rechenleistung ein wahres „Riesenproblem“ gelöst“, so Prof. Marx von der Ruhr-Universität Bochum, der dieselbe Simulationsmethode (ab initio Car-Parrinello-Simulation) auch anwendet und vor allem technisch weiterentwickelt. Etwa 1.500 Prozessoren standen den US-Forschern zur Verfügung. Zum Vergleich. Der Großrechner der Bochumer Chemiker, der zu den größten und schnellsten seiner Art in Deutschland gehört, hat „nur“ ca. 150 Prozessoren. „Die Studie zeigt uns auch, dass große Investitionen z. B. in die Rechenkraft nötig sind, um zur Weltspitze zu gehören“, so der international renommierte Experte mit Seitenblick auf die Elite-Uni-Diskussion.

Studie beweist, was heute alles machbar ist

Die neuen Berechnungen klärten die strittige Oberflächenstruktur des Wassers nun auf. „Diese Erkenntnisse werden mit Sicherheit neue Experimente stimulieren“, erläutert Prof. Marx, „Simulation und Experiment befruchten sich immer gegenseitig.“ Er betrachtet die US-Studie auch als Machbarkeitsstudie, die zeigt, was mit Hilfe der theoretischen Simulationen tatsächlich möglich ist, falls die Voraussetzungen stimmen.

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Von Eis zu Biomolekülen

Die Simulationen am Lehrstuhl für Theoretische Chemie der RUB haben die Forscher schon auf so manche heiße Spur gebracht. Zusammen mit Experimentalkollegen klären die Forscher im „virtuellen Labor“ auf, wie verschiedene „Sorten“ von Eis molekular aufgebaut sind, wie kleine Proteine sich in flüssigem Wasser verhalten, oder wie biomolekulare Wasserkanäle funktionieren. Am Computer können sie Wassermoleküle unter verschiedenen Bedingungen zerfallen oder miteinander reagieren lassen und sich die Abläufe auf dem Bildschirm wie einen Film ansehen.

(Ruhr-Universität Bochum, 05.02.2004 – NPO)

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